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1626 - Qeyonderoubos Aufstieg

Titel: 1626 - Qeyonderoubos Aufstieg
Autoren: Unbekannt
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allein im Meditationsnetz zurückgelassen hatte. Ein Akt der Grausamkeit? Was, wenn der andere das Netz in einem Anfall von Tobsucht doch zerschlug?
    Würde er dann nicht zu Tode stürzen? Qeyonderoubo spürte Mitleid und Sorge. Aber er spürte auch Freude, daß er dem Sriin eine Vorstellung von der Qual geben konnte. Das, was die Arcoana erlitten hatten, geschah nun ihm.
    Mit allen Extremitätenpaaren krallte sich der Patron ins Eis. Er spürte die Kälte, die durch seine Fersenklauen in den ganzen Körper vordrang. Und er begriff jetzt, daß er den Sriin nicht länger seinem Schicksal überlassen durfte.
    Sie hätten sich die Könsequenzen überlegen sollen, bevor sie Maciuunensor aktivierten. Nun war es zu spät. Qeyonderoubo wartete noch eine Weile ab, dann machte er sich durchgefroren auf den Rückweg. In diesem Augenblick entschied er, weitere Verantwortung zu übernehmen, vor den Forderungen nicht zurückzuweichen. Qeyonderoubo beschleunigte seine Schritte. Mit raumgreiferiden Sprüngen überwand er breite Schluchten, und nur der Leuban schützte seinen empfindlichen Leib davor, an Ecken und Schründen aufgeschlitzt zu werden. Über die eisbedeckte Ebene erreichte er die Station.
    Ihm stand eine lange Reise bevor. So bald würde er Deumdashor nicht wiedersehen.
     
    *
     
    Sekunden, nachdem er den ersten Tunnel betreten hatte, bestürmten sie ihn mit Fragen.
    Qeyonderoubo sah sich unvermittelt von einer Horde jüngerer Arcoana umringt. Sie waren erst vor kurzer Zeit aus den Brutkuben geschlüpft, und daher rührte ihr Mangel an Zurückhaltung. „Ist da wirklich ein Sriin, Qeyonderoubo?" sang einer der Jungen.
    Und: „Warum hast du ihn im Meditationsnetz gelassen?"
    „Was passiert jetzt mit ihm?"
    Der Patron stand so lange regungslos, bis alle begriffen hatten. Jetzt erst lauschten sie dem, was er zu sagen hatte. „Ihr alle solltet den Nachrichten von den 66 anderen Planeten folgen. Wartet ab, was Affraitancar und die Weisen unseren Volkes unternehmen. Etwas anderes werde auch ich nicht tun."
    „Und der Sriin?" sang jemand dazwischen. „Ich werde mit ihm reden. Nun laßt mich allein."
    Die Arcoana liefen auseinander. Ein paar blieben noch die ersten Fadenlängen seines Weges bei ihm; er selbst benutzte den Boden, andere hangelten sich mit dem Leib nach unten an der Decke entlang, als müßten sie überschüssige Energie verbrauchen. Dann aber ließen sie ihn allein, und er erreichte unbehelligt den Tunnel zum Meditationanetz.
    Da unten hockte der Sriin. Zum Glück war das Netz heil, wenigstens das.
    Ansonsten aber sah es schlecht aus. Qeyonderoubos Mitleid erwachte machtvoll. Das Gesicht des Humanoiden wirkte nicht nur blaß, sondern regelrecht grau. Die Schlitze in der Mitte des Schädels, die in seinem Volk Lippen hießen, waren fest aufeinandergepreßt. Qeyonderoubo wünschte sich, er hätte die Körpersprache der Sriin deuten können. So jedoch blieb er auf Vermutungen angewiesen. Ja, der Sriin war unglücklich. Mehr als das, er schien verzweifelt genug für eine Kurzschlußreaktion.
    Lautlos stieg der Patron zu ihm herunter.
    Erst die Vibrationen des Netzes warnten den Sriin. Der andere hob den Kopf, und die Verkrampfung seiner Gesichtsmuskulatur lockerte sich ein bißchen. „Sieh da, Yonder! Das wurde auch Zeit, daß du hier mal wieder auftauchst!"
    „Ich bin gekommen, so schnell es möglich war."
    „Ach? Du willst mir doch nicht erzählen, daß du hier ringsum der einzige von euch bist?"
    „Ich bin nicht der einzige", antwortete er. „Ich habe den anderen lediglich verboten, dich zu untersuchen."
    „Untersuchen? Eine Beute untersucht man, oder ein totes Tier."
    „Du bist ein Sriin, der den Unendlichen Schritt nicht mehr tun kann. Das macht dich zu einem interessanten Objekt für die Jüngeren."
    „Woher willst du wissen, daß ich mit dem Schritt Schwierigkeiten habe?"
    „Wir brauchen nicht darüber zu reden. Es wäre Zeitvergeudung. Wie ist eigentlich dein Name?"
    „Du kannst mich Tish nennen. Wenn dir das gefallt."
    Die Stimme des Sriin klang fast unterwürfig. Der andere hatte eingesehen, daß er auf Qeyonderoubo angewiesen war. Und er hatte erkannt, daß ihm Leugnen nicht weiterhalf. Der Arcoana kannte seine Situation nur zu genau.
    Jedenfalls, was das Wirken des Schrittmachers anging.
    Ansonsten, so dachte Qeyonderoubo, wußte er von den Sriin so gut wie nichts. „Du siehst erschöpft aus", versuchte er es über einen Umweg. Vielleicht brachte das den Sriin zum Sprechen. „Ist das
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