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1623 - Dimension des Grauens

Titel: 1623 - Dimension des Grauens
Autoren: Unbekannt
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nicht benachbart sein mußten - dann konnte man mit Sicherheit darauf wetten, daß auf diesen beiden Flächen vollkommen unterschiedliche Licht- und Reflektionsverhältnisse herrschten. Es war, als würde der Kristall unter dem Licht verschiedener Sonnen gleichzeitig liegen. Jede dieser Sonnen brachte ihr eigenes Spektrum mit, das sich vom anderen unterschied und natürlich bei den Wissenschaftlern ein äußerstes Maß an Verwirrung heraufbeschwor.
    Manchmal hätte man glauben mögen, ein sehr boshafter Spaßvogel habe diese Kristalle nur zu dem einen Zweck in die Welt gesetzt, eine Menge seriöse Wissenschaftler gnadenlos um Schlaf, Glauben und Verstand zu bringen.
    Ich gab Handzeichen.
    Langsam wurden wir mit unserer Plattform abgesenkt, mitten hinein in ein funkensprühendes Gleißen und Glitzern. Auch in diesem Fall stimmte natürlich das Spektrum nicht, aber das kümmerte uns nicht.
    Dieses Mal wollten wir bis zum Kern vordringen, tief hinein in das Innerste des Kristalls.
    Dort mußten die Wirkungen der Außenwelt am geringsten sein - jedenfalls galt das, wenn man normale wissenschaftliche Logik benutzte. Dort, im Herzen dieses Gebildes, wollten wir herauszufinden versuchen, wie dieser Kristall wirklich beschaffen war, wie er dort aussah, wo er hergekommen war.
    An seinem jeweiligen Standort wurde der Kristall, was unvermeidlich war, von seiner Umgebung beeinflußt, von den Gegebenheiten des Einsteinraumes, von der Umwelt Arkons.
    Nur in seinem Innenraum konnten sich, so hofften wir, die Bedingungen erhalten, die für die heimatlichen Umstände des Kristalls gültig waren.
    Da der Kristall keine wirkliche Materie enthielt, war es durchaus möglich, sich in sein Inneres abzuseilen und dort nachzusehen. Und das taten wir in diesen Minuten.
    Wir sanken langsam durch das Oberflächengleißen hindurch.
    Darunter wurde der Kristall milchigtrübe und für ein gutes Stück undurchsichtig.
    Du kannst dir die Mühe sparen, meldete sich der Logiksektor.
    Was immer du an Erkenntnissen gewinnen magst über dieses Gebilde, es wird nicht übertragbar sein auf andere Kristallerscheinungen an anderen Orten zu anderen Zeiten.
    Jeder dieser Kristalle ist auf seine ganz eigene Art einzigartig.
    Trotzdem war ich gewillt, das Geheimnis zu lüften, auch wenn es sich nur um einen Einzelfall handeln mochte. „Bereit?" fragte ich meine Begleiterin.
    Gherada Ipharsyn nickte, ich konnte die
     
    *
     
    Bewegung neben mir gerade noch sehen. Das Bild trübte sich immer mehr.
    Gherada wirkte angespannt, wahrscheinlich wurde sie sogar noch mehr von Furcht und Unsicherheit geplagt als ich.
    Wir sanken tiefer und tiefer.
    Von außen - ich erinnerte mich an die Bilder - hatte dieser Bereich des Kristalls völlig klar und durchsichtig gewirkt. Eine Sinnestäuschung mehr.
    Oder handelte es sich gar nicht um eine Täuschung der Sinne? War es möglich, daß - um nur ein Beispiel zu nennen - dieser Kristall beides zur gleichen Zeit war: transparent und milchig? War es möglich, auch nur vorstellbar, daß sich dort, wo ein sol-, eher Kristall existierte, die Wirklichkeit von sich selbst entfernte, zum Zwitter mutierte, daß einer der grundlegenden Sätze des Denkens einfach nicht mehr galt: daß ein Ding nicht zur gleichen Zeit aund nichta sein kann, eine Eigenschaft und deren genaues Gegenteil besitzen konnte?
    Wenn dies stimmte, dann eröffnete sich uns in diesen Kristallen der Zugang in einen Bereich der Schöpfung, den wir wohl niemals auch nur annähernd erfassen konnten.
    Achtung!
    Der Impuls des Logiksektors kam mit schmerzhafter Stärke.
    Ich zuckte zusammen.
    Der Kristall war jetzt klar. Spiegelklar.
    Ich sah mich selbst, gespiegelt in einer der Flächen des Kristalls ...
    Und gleichzeitig erkannte ich mich in einer anderen Fläche.
    Ich konnte gerade noch den Gedanken Spiegelkabinett denken, da griff bereits der Wahnsinn nach mir.
    Ich wußte es instinktiv - was immer auch geschah, spielte sich vornehmlich in meinem Inneren ab. Der Kristall an sich war harmlos, aber die seelischen Auswirkungen waren es nicht, die seine Spiegelungen auf mich hatten.
    Es war nahezu unmöglich, diese Bilder deutlich zu empfangen und zu interpretieren, selbst mit meinen gesteigerten geistigen Mitteln nicht.
    Die Bilder verschwammen, bewegten und überlagerten sich.
    Ob sie der Wirklichkeit entstammten oder nicht, aus Vergangenheit oder Gegenwart, es ließ sich nicht sagen.
    Sowenig, wie sich darüber sagen ließ, ob diese Gesichter wahre Darstellungen waren
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