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1623 - Dimension des Grauens

Titel: 1623 - Dimension des Grauens
Autoren: Unbekannt
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Hand. Gherada Ipharsyn blieb stehen und verstummte. „Der Junge!" sagte ich leise.
    Die Stimme war schwach zu erkennen; sie klang müde und kläglich. Und im Inneren dieses vertrackten Gebildes würde es natürlich nicht leicht sein, sich an dem Schall zu orientieren und den,Jungen zu finden.
    Ich zeigte langsam in die Richtung, in der ich den Jungen vermutete. „Dort entlang!" bestimmte ich.
    Ich hätte lieber die eingehende Untersuchung des Kristalls fortgesetzt, aber selbstverständlich gingen die Gesundheit und Sicherheit des Jungen vor. Und da ich die Geheimnisse dieses Gebildes möglichst wenigen Zeitgenossen offenbaren wollte, kamen nur Gherada Ipharsyn und ich als Helfer für ihn in Frage., Allerdings waren wir, wie ich sehr bald feststellen mußte, nicht die einzigen Lebewesen im Inneren des Kristalls. Außer dem Jungen gab es noch ein Geschöpf, das auf uns wartete. „Himmel!" stieß Gherada Ipharsyn hervor, als sie die Szene erkannte und begriff. „Ein Zalit-Tiger!"
    Zalit war eine der uralten Kolonialwelten des Arkon-Imperiums, gleichsam vor der kosmischen Haustür gelegen.
    Zwischen den Imperatoren von Arkon und den jeweiligen Zarlts von Zalit - so der Amtstitel des zalitischen Herrschers - hatte es immer freundschaftliche Beziehungen gegeben. Etwas anderes hätten sich die Zaliter auch
     
    *
     
    schwerlich leisten können.
    Seit vielen Jahrhunderten gab es auf Zalit Tiger, in einer Schönheit, Größe und Gefährlichkeit, wie sie auf anderen Welten unbekannt waren. Hervorgegangen waren diese Tiere aus einem Geschenk, das die Terraner dem Zarlt von Zalit einmal gemacht hatten. Seither gab es eine Tigerzucht auf Zalit, und deren Endprodukt konnten wir nun bewundern.
    Das Tier war prachtvoll anzusehen -vorausgesetzt, man hatte genügend Sicherheitsabstand von ihm. Es war fast zwei Meter groß, mit einem rostbraunen Fell, unter dem die Muskeln sich mit geschmeidiger Kraft bewegten. Der Kopf des Tieres war von einer langen, fast schwarzen Mähne umgeben, die Zähne schimmerten in einem gefährlichen Weiß, jeder dieser Reißzähne hatte die Ausmaße eines schweren Dolches. „Bleib stehen, Junge!" rief ich halblaut. „Wir kommen und helfen dir!"
    Der Junge schniefte, aber er gehorchte.
    Er war von mittlerer Größe, ziemlich blaß und sichtlich erschöpft. Für den Tiger stellte er nicht mehr da als ein Appetithäppchen, aber das konnte ja genügen.
    Ich versuchte mich zu orientieren.
    Es war dies eine jener Regionen im Inneren des Kristallgebildes, in dem sich die optischen Eindrücke auf eine beklemmende, verwirrende, ja beängstigende Art und Weise miteinander vermischten: Es gab Interferenzen zwischen dem arkonidischen Licht und dem Licht aus der Eigen-Realität des Kristalls.
    Daß dabei die Logik zum Teufel ging, mahnte der Logiksektor immer wieder an, aber es änderte nichts an den Tatsachen. Zwei unterschiedliche Wirklichkeiten durchdrangen sich an diesem Ort zu dieser Zeit, und das Ergebnis dieser Verschmelzung war ein Chaos in Realität und Denken.
    Es gab flirrende Lichtpunkte, die in der Luft zu schweben schienen und dabei langsame rhythmische Bewegungen vollführten - gleichsam, als wäre der Frequenz des Lichts eine andere, fremde Schwingung aufgelagert.
    Es gab Reflektionen, Spiegelungen, wie man sie sich verwirrender nicht vorstellen konnte.
    Neben mir blickte Gherada Ipharsyn starr auf den Boden, und zur gleichen Zeit konnte ich ihr Gesicht sehen, wie es - spiegelverkehrt - sorgenvoll von der Decke des Raumes herunterblickte und mich musterte.
    Den riesigen Tiger von Zalit konnte man insgesamt siebenmal sehen; ohne den Logiksektor wäre ich kaum imstande gewesen, die Identität dieser Projektionen festzustellen. Allerdings war auch ich nicht fähig, unter diesen sieben Tigern den wirklichen, echten herauszufinden.
    Eine der sieben Körper war real -aber welcher?
    Der Junge war dreimal zu sehen. Einmal normal - jedenfalls nahm ich das an, dann spiegelverkehrt und in der dritten Fassung an der Decke, mit dem Kopf nach unten.
    Ich hielt die Waffe in der Hand, suchte nach einem Ziel.
    Nicht schießen, Narr! Weißt du, was passiert, wenn sich in diesem Raum Waffenenergien entladen? Wenn sie reflektiert werden von diesen Wänden ?
    Ein richtiger Einwand, aber wenig hilfreich. „Nicht bewegen, Junge!" flüsterte Gherada Ipharsyn 'mit erregter Stimme.
    Der Tiger wandte den Kopf - in sechs von sieben Fällen.
    Dieser Kristall war in seinem Inneren ein Kabinett des Wahnsinns, nichts schien
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