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1623 - Dimension des Grauens

Titel: 1623 - Dimension des Grauens
Autoren: Unbekannt
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scheint von kristalliner Struktur zu sein", antwortete Gherada Ipharsyn gelassen; ihr Umgangston verriet einen gewissen Respekt, aber keinerlei Unterwürfigkeit, außerdem war da ein gewisser Klang, der mich an etwas erinnerte. „Es sind spiegelnde Oberflächen sichtbar geworden.
    Die Angaben sind insgesamt sehr verwirrend."
    „Iprasa", sagte ich und lächelte dazu. „Die galaktonautische Akademie, richtig?"
    Gherada Ipharsyn lächelte zurückhaltend. „Zutreffend", sagte sie. „Ich bin dort ausgebildet worden, vor vielen Jahren."
    „Ich auch", erinnerte ich mich. „Es ist nur etwas länger her.
    Aber dieser typische Tonfall, den man dort beigebracht bekommt - unverkennbar."
    „Wenn man entsprechend gut geschulte Sinne hat...", versetzte Gherada Ipharsyn gelassen. Ihr Haar war silberfarben weiß, wie das der meisten Arkoniden, aber es lag ein gewisser Schimmer darauf, der durchaus nicht üblich war. War es möglich, daß sie einer der ganz alten Sippen Arkons entstammte, einem jener patrizischen Geschlechter, die durch viele Jahrtausende hindurch Richter, Gelehrte, Imperatoren, Raumschiffkommandanten und andere wichtige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gestellt hatten? Und bei denen gewisse Launen, Kapriolen und Stileigentümlichkeiten in Sprache, Kleidung, Wohnung und Umgang zur sorgsam gehüteten Familientradition erhoben worden waren, mochten sie auch noch so schrullig erscheinen?
    Seit jenem Tag, an dem ich zu einer Expedition nach Larsaf III aufgebrochen war, in ein unbedeutendes Sonnensystem mit noch unbedeutenderen Bewohnern, waren viele Jahrhunderte und Jahrtausende vergangen. Das Imperium von Arkon war vergangen, die Arkoniden hatten sich unter die Vormundschaft eines Robotregenten begeben müssen, und einige Jahrhunderte danach hatten gatasische Angriffsverbände aus dem einzigartigen Planetengefüge Arkons die dritte Welt, Arkon III, die Kriegswelt, mit einem Bombenhagel herausgesprengt -und damit Arkon für lange Zeit zu einer galaktischen Region minderen Charakters herabgestuft.
    Auch das war inzwischen längst Vergangenheit, auch die angeblich typisch arkonidische Degeneration gehörte dieser Vergangenheit an.
    Aber durch alle Stürme der Geschichte hatten sich gewisse Tradition und Einrichtungen der Arkoniden gehalten - zum Beispiel die endlos lange, lächerliche Liste von erhabenen Eigenschaften, die dem Namen des Imperators vorangestellt werden mußte; zum Beispiel die berühmte galaktonautische Akademie von Iprasa; zum Beispiel die Tradition gewisser Familien des Arkon-Uradels, ihre besten Köpfe für öffentliche Ämter und Positionen auszubilden und bereitzustellen. „Familie der Ghoshuran?"
    Gherada Ipharsyn schüttelte den Kopf. „Nein", sagte sie. „Ich stamme aus einer der Nebenlinie der Sippe Zoltral."
    „Oha", sagte ich und deutete eine leichte Verbeugung an.
    Gherada Ipharsyn antwortete mit einem schmalen, zurückhaltenden Lächeln. „Von den großen Geschlechtern Arkons eines der ältesten und vornehmsten!"
    Und eines der eingebildetsten, merkte mein Extrahirn mit spöttischem Ton an. „Der Grad der Verwandtschaft ist nur gering", sagte Gherada Ipharsyn. Jedenfalls war sie genügend nahe verwandt, um ihrem Haar jenen bemerkenswerten perlmutternen Schimmer zu geben, für den die Sippe - neben anderem - berühmt war. „Immerhin", sagte ich und lehnte mich in den Polstern zurück. Die Raumfähre nahm Kurs auf Arkon II. Dort war das Fremdobjekt gesehen worden, dort hatte es den Invasionsalarm ausgelöst. „Du bist Nachrichtendienstlerin?"
    Sie nickte knapp, wie man es von einer Expertin in ihrer Stellung erwarten durfte. Wirkliche Geheimdienstler benahmen sich wie Zen-Mönche, die satori erfahren hatten - wer Bescheid wußte, sprach nicht davon; wer davon schwatzte, hatte garantiert keine wirkliche Ahnung. „Abteilung Akon BL - gleich Blaue Legion. Mein Aufgabengebiet ist die Vorherberechnung, die Interpretation und die operative Gegenwehr eventueller akonischer Operationen der Blauen Legion. Ich bin für diese Tätigkeit länger als ein Jahrzehnt ausgebildet worden."
    Ich runzelte die Stirn. „Ich sehe und höre heute zum erstenmal von dir", wandte ich ein.
    Gherada Ipharsyn zeigte sich von diesem Argument unbeeindruckt. „Diese Abteilung ist erst in der letzten Zeit von der politischen Führung ernst genommen worden", sagte sie ruhig; die Dame wußte sich ihrer Haut zu wehren, stellte ich amüsiert fest. Sie war gescheit, gut ausgebildet, und sah gut aus:
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