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1622 - Der Verlorene

Titel: 1622 - Der Verlorene
Autoren: Unbekannt
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gehabt, in dieser Hinsicht funktionierte sein Gedächtnis einwandfrei, woran sein Magen nicht ganz unbeteiligt sein mochte. Der nämlich knurrte noch immer, hörte jedoch langsam damit auf. „Ich bin gleich wieder da", sagte der Fremde und erhob sich. „Muß mal irgendwo hin."
    Der Zerlumpte nickte mit vollem Mund und kaute weiter. Zwischendurch nahm er einen Schluck Bier -wenigstens sah es so aus und schmeckte ähnlich. Zwei der übrigen Gäste verließen das Lokal, dafür kamen drei neue. Keiner kümmerte sich um den anderen.
    Endlich fühlte der Tramp sich gesättigt, schob die leeren Teller weit von sich, rülpste genüßlich und lehnte sich zurück. Sein Gönner erschien wie auf Kommando und setzte sich wieder zu ihm. „Fühlst du dich jetzt besser?" fragte er und nahm ebenfalls einen Schluck Bier. „Das Lokal sieht nicht besonders vornehm aus, aber das Essen ist vorzüglich, und auch reichlich. Findest du nicht?"
    „Ich bin herrlich satt. Es war großartig. Ich frage mich nur, wie ich dir das zurückzahlen kann."
    „Zurückzahlen, hast du gesagt? Das ist überflüssig. Es hat mir Spaß gemacht, dir'zu helfen.
    Natürlich ..." Er zögerte ein wenig, um dann fortzufahren: „Natürlich könntest du dich revanchieren, wenn du unbedingt meinst. Du könntest mir einen Gefallen tun."
    In dem chaotischen Gehirn des Tramps meldete sich zaghaft klingelnd ein Warnsignal.
    Bruchstückartig tauchten Erinnerungsfetzen auf, die allerdings ohne Sinn und Zusammenhang blieben. Dann aber siegte seine Dankbarkeit über zögernd auftauchende Bedenken. „Wenn ich das kann, würde ich mich glücklich schätzen", ließ er seine Bereitschaft durchblicken. „Aber ich kenne niemanden hier, und ich bin in manchen Dingen auch sehr ungeschickt, mußt du wissen."
    „Bevor wir weiterreden, mein Freund, möchte ich dich etwas fragen: Was ist dein größter Wunsch? Du hast doch sicher einen."
    Das Gesicht des Zerlumpten begann zu strahlen, als hätte er das Große Los gezogen - eine Million Galax. „Wer hätte wohl keinen Wunsch? Wir alle haben Wünsche, und manche erfüllen sich manchmal sogar."
    „Was also wäre dein größter Wunsch?" wiederholte der Fremde, und um seine Lippen spielte ein fast unmerkliches Lächeln. „Die Heimat!" brach es aus dem Tramp heraus. „Ich möchte meine Heimat noch einmal sehen, bevor ich sterbe. Das ist mein größter Wunsch -aber den kannst auch du mir nicht erfüllen."
    Der fremde Gönner machte eine abwehrende Handbewegung. „Warum nicht? Es wird kaum mehr als eine Schiffspassage dazu notwendig sein. Du hast kein Geld, aber ich habe genug davon. Kein Problem, wie du siehst. Übrigens: Wie ist der Name deines Heimatsystems, wenn es nicht Sol ist?"
    Der Zerlumpte sah plötzlich sehr unglückliqh aus. Er ließ den Kopf hängen und spielte verlegen mit seinen Fingern. „Nein, eslst nicht das Solsystem mit Terra - das weiß ich. Aber ich habe den Namen meines Systems vergessen. Ich weiß nur noch, daß es sehr weit von dieser Galaxis entfernt ist.
    Eine normale Passage mit einem Raumschiff würde ..."
    „Moment!" unterbrach ihn sein Gönner leicht schockiert. „Außerhalb unserer Milchstraße?
    Willst du damit sagen, daß du aus einer anderen Galaxis stammst? Du nickst, also ist es so. Das ist allerdings ein Problem, sogar ein finanzielles. Allerdings", fügte er merklich erleichtert hinzu, „hast du ja den Namen deiner Heimat vergessen, was sehr bedauerlich ist."
    „Er wird mir schon wieder einfallen", schreckte der Tramp sein Gegenüber erneut auf. „Na gut, na gut, vielleicht. Aber hast du nicht angedeutet, mir einen Gefallen erweisen zu wollen? Auch wieder vergessen?"
    „O nein, natürlich nicht! Was erwar'test du also von mir? Was kann ich tun, um das Essen zu bezahlen?"
    „Nicht nur das Essen, mein Freund. Ich werde dir auch Geld geben, was immer du willst. Nun, ich habe den Eindruck, daß du dich ein wenig in einem gewissen Milieu hier auskennst, zu dem ich keinen Zutritt habe. Ich meine jene Personen, derien es ähnlich ergeht wie dir. Leute, die kein Geld haben, sich herumtreiben und auf eine Chance warten; die vielleicht ohne ihre Schuld auf Abwege geraten und bereit sind, Risiken auf sich zu nehmen, um wieder - wie män so schön sagt - gesellschaftsfähig zu werden. Kennst du solche Leute?"
    Der Penner hatte aufmerksam zugehört und schien zu überlegen, ob er nicken oder den Kopf schütteln sollte. Schließlich sagte er: „Eigentlich habe ich keinen Kontakt zu den von dir
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