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1622 - Der Verlorene

Titel: 1622 - Der Verlorene
Autoren: Unbekannt
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ebenfalls stehen, als sie ihn erreichten. „Sieh mal an! Wen haben wir denn da? Neu hier, was?"
    „Ich weiß nicht, ob ich schon mal hier war. Ich suche einen Platz für die Nacht."
    „Kannst du bezahlen? Dann besorgen wir dir einen." Der Murkaner streckte eine Klaue vor. „Er hat was in der Rocktasche. Seht nach!"
    Die Kredite! fiel es dem Penner wieder ein. Sie würden ihm die Wertkarten abnehmen, und alles fing wieder von vorne an. Zum Teufel mit seinem Auftrag! Besser der Spatz in der Hand... „Wartet!" versuchte er es trotz aller Bedenken. „Ihr könnt reich werden, wenn ihr Mut habt. Ich kenne jemand, der Tausende springen läßt, wenn ihr einen Auftrag erfüllt."
    „Auftrag?" knurrte einer der beiden Terraner. „Was für 'n Auftrag?"
    „Jemanden zu beseitigen."
    Der Terraner blieb erstaunlich gelassen. „Und wen?"
    „Keine Ahnung. Bist du interessiert?"
    „Ihr fallt aber auch auf jeden Quatsch herein!" brüllte der Murkaner aufgebracht und stürzte sich auf den Tramp, der nicht schnell genug reagieren konnte und bei dem Aufprall das Gleichgewicht verlor. Als er hinfiel, verlor er mehr als die Hälfte seiner Kreditkarten.
    Ein herber Verlust, aber auch seine Chance. Die drei Ganoven fielen über die unerwartete Beute her wie reißende Wölfe und vergaßen deren Besitzer für einen Augenblick. Dieser wiederum sprang auf und rannte den Weg zurück, den er gekommen war. Atemlos erreichte er den Lift, der ihn hinauf zum Level Ibrachte. Nur noch einige wenige private Personengleitfahrzeuge waren unterwegs.
    Nach einigem Suchen fand er einen der zahlreichen Parkplätze und verbarg sich in dem künstlichen Randgebüsch, um ein paar Stunden zu schlafen.
    In seiner Rocktasche befanden sich zum Glück noch einige Karten, die sein Überleben für einige Tage sicherten.
     
    *
     
    Ausgeschlafen und zuversichtlich fuhr er am nächsten Vormittag mit dem Lift hinauf zur Oberfläche und begab sich auf die Suche nach einem ordentlichen Frühstück - schließlich besaß er etwas Geld.
    Danach marschierte er zufrieden und guten Mutes zu dem Restaurant, in dem er sich nachmittags mit seinem Gönner treffen wollte.
    Der Besitzer mit den vier Armen sah ihm mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht entgegen. „Du erinnerst dich doch an den vornehmen Terraner, mit dem ich gestern dort drüben am Tisch saß. Er wird heute wiederkommen. Würdest du so freundlich sein, ihm eine Botschaft von mir zu übermitteln?"
    Der Vierarmige schüttelte den Kopf. „Er wird nicht wiederkommen", versicherte er eisig. „Und dir rate ich, schleunigst zu verschwinden, sonst bist du dran."
    „Weshalb? Was ist passiert?"
    „Dein vornehmer Terraner lebt nicht mehr. Tot, mausetot!"
    „Tot...?"
    „Sie kamen spät abends hier herein, als der Terraner drüben am Tisch saß und mit einem anderen Marm verhandelte. Ohne jede Warnung eröffneten sie das Feuer und töteten beide, dann verschwanden sie, ehe die Polizei eintraf. Ich hörte nur noch, wie der eine zum anderen meinte: >Nun müssen wir uns noch den Kerl schnappen, der von dem Schwein den Auftrag bekam.< Bist du damit gemeint?"
    Der Tramp war blaß geworden. Ohne die Frage zu beantworten, wankte er aus dem Lokal und kehrte zur Ringstraße zurück, wo er sich im Gewühl der Passanten zu verlieren hoffte.
    Er hatte nicht nur die unbekannten Killer auf den Fersen, sondern wahrscheinlich auch noch die Polizei, obwohl er nichts getan hatte und nicht einmal wußte, worum es überhaupt ging. Das Geld würde nicht lange reichen. Und dann ...?
    Seine Mutlosigkeit steigerte sich bis zur Verzweiflung. Wieder verspürte er den nagenden Schmerz im Kopf, den er laienhaft mit dem Verlust seiner Erinnerung in Verbindung brachte. Die ferne Heimat, er mußte sie finden, wenn er nicht sterben wollte ...
    Die Kopfschmerzen waren stärker geworden, und während er sich an Geschäftsauslagen und Schaufenstern vorbeidrückte, sprach er halblaut mit sich selbst. Manche Passanten blickten hinter ihm her, und es würde nicht mehr lange dauern, bis jemand die Ordnungshüter auf den Plan rief. Zerlumpt genug sah er ja auch aus.
    Auf der anderen Seite der Ringstraße, die nur dem Zubringerverkehr diente, blieben zwei Frauen stehen, die sich zum Verwechseln ähnlich sahen.
    Sie mußten Schwestern sein. „Der arme Kerl da drüben, siehst du ihn, Mila?"
    „Was mag mit ihm los sein?"
    „Das weiß ich nicht, aber er wirkt, als würde er jeden Moment zusammenbrechen."
    „Vielleicht ist er nur betrunken", vermutete
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