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1620 - Vorleser des Teufels

1620 - Vorleser des Teufels

Titel: 1620 - Vorleser des Teufels
Autoren: Jason Dark
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- welche Freunde sind das?«
    Die Antwort erfolgte sofort. »Die Ratten, Rita. Ja, ich habe den Rattenzauber angewendet…«
    ***
    Rita glaubte, sich verhört zu haben. So eine Aussage konnte einfach nicht stimmen. Das war der reine Irrsinn. Ratten in der Wand?
    Ihr zweiter Gedanke ging in eine andere Richtung. Sie dachte jetzt realistischer über die Tiere nach. Und sie erinnerte sich daran, gehört zu haben, dass Ratten sich durch nichts aufhalten ließen. Nicht mal durch Beton. Das jedenfalls wurde erzählt. Daran glaubte sie plötzlich. Ja, es war demnach möglich, dass sich die Tiere in der Wand aufhielten und nun versuchten, ins Freie zu gelangen.
    Jetzt plötzlich glaubte sie daran, sich nicht verhört zu haben, und sie erhielt die Bestätigung, als sie in das Gesicht des Vorlesers schaute.
    Dieser Ausdruck sah wirklich nicht danach aus, als würde er ihr etwas vormachen. Dieses Lauern, unterlegt von einem kalten und wissenden Lächeln. Einer wie er hatte es nicht nötig, ihr Märchen zu erzählen.
    Nur die Augen der nackten Frau bewegten sich. Sie suchte intensiv die Wände ab. Sie wollte sehen, ob sich dort etwas löste und der gefärbte Putz abfiel.
    Nein, da war nichts zu sehen. Dafür hörte sie wieder das Kratzen. Es war nicht sehr laut, aber dieses leise Geräusch sorgte dafür, dass sich auf ihrem nackten Rücken eine Gänsehaut bildete. Und sie nahm jetzt wahr, dass sich das Geräusch nicht nur mehr auf eine bestimmte Stelle konzentrierte. Es hatte sich ausgebreitet. Im Klartext hieß dies, dass die Ratten innerhalb der Wand wanderten und praktisch das gesamte Zimmer unter Kontrolle hielten.
    Rita wusste nicht, was sie tun sollte. Konnte sie überhaupt etwas tun?
    Auf diese Frage gab es nur eine Antwort. Nein, sie konnte nichts tun.
    Das war nicht möglich. Auch wenn sie die Tiere nicht sah, fühlte sie sich ihnen jetzt schon ausgeliefert.
    Karu hatte seinen Spaß. Er lachte nicht laut. Es blieb bei diesem kantigen Lächeln, das so wissend aussah, und irgendwie glaubte die Frau daran, dass ihr Schicksal besiegelt war. Es wurde ihr deutlich bewusst, dass sie in einer Falle steckte. Sie hatte sich von dem Vorleser zu stark faszinieren und blenden lassen. Das rächte sich jetzt und sorgte für ihre tiefe Angst.
    Sie kannte auch keinen Ausweg aus ihrer Lage. Wenn es ihr möglich gewesen wäre, dann wäre sie sogar nackt geflohen. Egal, wohin.
    Karu hob die Hand. Seine Augen bewegten sich dabei, und sie zeigten einen besonderen Glanz.
    »Horch!«, flüsterte er. »Sie sind da. Sie freuen sich auf dich. Ja, ich spüre es…«
    Es war der nächste Schock für sie. Wenn die Ratten sich auf sie freuten, konnte das nur bedeuten, dass die Tiere ihre Verstecke irgendwann verlassen würden, um sich auf sie zu stürzen und sie anzugreifen. Die Vorstellung, ihre spitzen Zähne als Bisse zu spüren, machte Rita Benson fast krank.
    Ihr Magen revoltierte. Ihr wurde übel, und sie fing leise an zu stöhnen.
    Obwohl sie sich nicht bewegte und nach vorn schaute, drehte sich alles vor ihren Augen. Da gab es keine Wand mehr, die starr stand, aber sie hörte weiterhin die Geräusche. Dieses eklige und widerliche Kratzen, das sich jetzt auf alle vier Wände verteilte, sodass sie sich eingeschlossen fühlte.
    Trotz ihrer Furcht fragte sich Rita, wie so etwas überhaupt möglich war.
    Die Antwort lag auf der Hand. Ja, das war möglich, und es musste daran gelegen haben, dass Karu aus seinem Buch vorgelesen hatte. So war es ihm gelungen, die Ratten zu erwecken, die möglicherweise zuvor gar nicht vorhanden gewesen waren.
    Und hatte er nicht in einer ihr unbekannten Sprache gelesen? War es ihm durch sie gelungen, mit den Tieren zu kommunizieren und sie so auf seine Seite zu ziehen?
    Es gab für sie keine andere Erklärung, aber das brachte sie im Moment nicht weiter. Zudem wurde sie abgelenkt, denn sie sah, dass sich Karu bewegte. Er hob beide Arme an und legte die Handflächen zusammen.
    So sah er aus wie jemand, der beten wollte. Nur konnte sich Rita das bei ihm nicht vorstellen.
    Er blieb nicht still. Er fing an zu sprechen, und das in der Sprache, in der er auch vorgelesen hatte. Nur las er diesmal nicht aus einem Buch vor.
    Er redete frei und sicher, was Rita nicht tröstete, denn sie betrachtete ihre Lage weiterhin als lebensgefährlich.
    Und er hatte Erfolg.
    Zunächst hörte sie, wie sich das Kratzen in dqn Wänden verstärkte. Es war jetzt überall. Wenig später änderte sich das Verhalten der noch nicht sichtbaren
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