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1620 - Vorleser des Teufels

1620 - Vorleser des Teufels

Titel: 1620 - Vorleser des Teufels
Autoren: Jason Dark
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Tiere. Da war nicht nur das Kratzen zu hören, sie vernahm auch ein hohes Pfeifen oder schrilles Kreischen. So jedenfalls kam es ihr vor, undplötzlich hatte sie das Gefühl, hier nicht mehr lebend herauszukommen.
    Rita wusste nicht, wohin sie noch schauen wollte. Die Ratten lauerten überall.
    Und plötzlich waren sie da!
    Genau in dem Augenblick, als Karu seine Stimme erhob. Es war wie ein Schrei, und in den Wänden zeichneten sich plötzlich die Umrisse der Rattenkörper ab.
    Dabei blieb es nicht!
    Die Tiere wollten nicht mehr eingesperrt sein und sprangen einen Moment später aus der Wand in das Zimmer hinein
    ***
    O Gott!
    Es war wie ein Schrei, der sich nur in Ritas Kopf ausbreitete. Sie sah die graubraunen Tiere tatsächlich, die sich aus der Wand lösten und zu Boden sprangen. Es waren keine fiktiven Tiere mehr. Die Körper prallten hörbar auf den Zimmerboden, und genau das empfand Rita als schlimm.
    Richtige Ratten, lebende Tiere. Wahrscheinlich waren sie hungrig, und da gab es nur eine Möglichkeit, ihren Hunger zu stillen. Das war sie, der Mensch.
    Noch taten sie ihr nichts. Rita hatte sie auch nicht gezählt. Sie schaute nur zu, wie die Tiere von einer Seite des Zimmers zur anderen huschten, gegen die Wände sprangen, sodass es aussah, als wollten sie daran hinauflaufen.
    Karu bewegte sich nicht. Er saß auf seinem Hocker und schien das Erscheinen der Tiere zu genießen. Sein Mund hatte sich zu einem noch breiteren Lächeln verzogen.
    Es war für Rita Benson schlimm, das hastige Trippeln der kleinen Füße zu hören. Die Tiere waren schnell. Sie huschten an den Wänden entlang, und manchmal sah es aus, als würden die Füße den Boden kaum berühren.
    Karu kümmerte sich nicht um Rita, er breitete die Arme aus und streckte sie den Ratten entgegen. Die schienen nur auf diese Geste gewartet zu haben, denn aus ihren Bewegungen wurden Sprünge, und das Ziel der Tiere saß auf dem Hocker.
    Sie klatschten gegen den fast nackten Körper des Mannes. Sie waren einfach nicht mehr zu halten, und sie klammerten sich mit ihren kleinen Füßen an der schokoladenbraunen Haut fest. Sicherlich hinterließen sie Spuren, die Rita allerdings nicht sah, denn die Ratten bedeckten Karu bis hoch zu seinem Kopf. Sie glitten über das Gesicht, sie fanden ihren Platz auf seinem haarlosen Schädel und setzten dort ihren Weg fort, sodass sie an seinem nackten Rücken entlang nach unten rannten.
    Innerhalb weniger Sekunden war der Körper des Mannes unter dem grauen Fell der kleinen Tiere verschwunden. Hin und wieder vernahm Rita die spitzen Schreie. Es hörte sich für sie wie ein Triumph dieser zähen Tiere an, dass sie es endlich geschafft hatten, in die Freiheit zu gelangen.
    Karu blieb unbeteiligt. Keine Ratte biss zu, und Rita Benson wusste, dass es erst so etwas wie der Anfang war. Karu befand sich nicht allein im Zimmer, sie war auch noch da, und dass die Tiere dies ignorieren würden, daran glaubte sie nicht.
    Und so war es auch!
    Rita schrie nicht mal auf, als die ersten Tiere auf ihr Bett sprangen. Sie waren jetzt ganz nah, aber sie fielen sie noch nicht an. Sie wieselten rechts und links von ihr entlang, aber sie waren sehr nahe, und sie spürte die Berührungen des Felles an ihrer nackten Haut. Sie hätte gern geschrien, um sich etwas Luft zu verschaffen, doch das brachte sie nicht fertig.
    Dann passierte es.
    Die ersten Tiere sprangen sie an. Rita konnte ihr Gefühl nicht beschreiben, das in ihr entstand, als die kleinen Rattenfüße über ihre nackte Haut glitten.
    Jetzt erlebte sie das Kratzen, aber sie empfand es nicht als zu schlimm.
    Noch blieben keine Wunden zurück, und die Ratten konzentrierten sich auch mehr auf ihre Beine.
    Über sie hinweg glitt Ritas Blick und zu dem Mann hin, der an diesem Vorgang die Schuld trug.
    Karu hatte seinen Platz nicht verlassen. Er saß noch immer auf dem Hocker, doch er hatte seinen Kopf so gedreht, dass er Rita anschauen konnte.
    Es war ein Blick, der keine Hilfe versprach. Karu schien die Szene zu genießen. Er hatte seine Freude und schien jedes Tier einzeln zu beobachten.
    Rita hätte ihn gern um Hilfe gebeten. Es war ihr nicht möglich. Sie brachte kein Wort hervor. Ihr war übel. Ihr Magen schien ihr in die Kehle gestiegen zu sein, und einen winzigen Moment später verspürte sie den ersten Biss.
    Sie schrie auf, als sie die kleine Wunde auf ihrem Oberschenkel sah. Die rote Farbe war Blut, und es war ihr Blut. Sie wusste genau, dass es nicht bei dieser einen Wunde bleiben
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