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1620 - Vorleser des Teufels

1620 - Vorleser des Teufels

Titel: 1620 - Vorleser des Teufels
Autoren: Jason Dark
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Himmel war blau. Weiße Wolken bildeten Tupfer, und ein recht warmer Wind blies den Leuten in die Gesichter. Es gab keinen Zweifel, der Frühling hatte London fest im Griff. Möglicherweise sogar der Frühsommer. Auch ich gehörte zu den Menschen, die das Wetter genießen wollten. Ich hockte nicht im Büro, sondern war auf dem Weg zu einer Frau, die ich treffen wollte.
    Purdy Prentiss, die Staatsanwältin, hatte mich um ein Zusammentreffen gebeten. Allerdings wollte sie mich nicht in ihrem Büro empfangen, sondern in einem Café ganz in der Nähe treffen. Das gab es noch nicht lange, aber es sollte nett sein, denn ein Österreicher hatte es als Wiener Café eingerichtet und servierte auch echte Wiener Spezialitäten.
    Die Gäste konnten auch draußen sitzen, und dafür hatte sich Purdy Prentiss entschieden. Der Platz wurde vom frischen Grün der in der Nähe wachsenden Bäume beschattet.
    Eine Frau wie Purdy Prentiss war einfach nicht zu übersehen.
    Sie gehörte zu den wenigen echten rothaarigen Menschen. Auf ihrem Haarschopf verteilten sich helle Sonnentupfer, und der Schnitt wirkte wie ein Helm, den sie sich aufgesetzt hatte.
    Bekleidet war sie mit einem grünen Kostüm, dessen Ausschnitt zum Teil ein weißes Top füllte. Die Farbe des Kostüms wiederholte sich in ihren Augen.
    Als sie mich sah, winkte sie mir zu.
    Wenig später beugte ich mich über sie. Wir begrüßten uns durch Wangenküsse, und ich nahm den Duft ihres frischen Parfüms auf. Wer sie sah, der dachte bestimmt nicht daran, welchem Beruf sie nachging.
    Purdy Prentiss war eine knallharte Staatsanwältin, die respektiert wurde.
    Dass sie mal in Atlantis gelebt hatte und eine vorzügliche Kämpferin war, wussten nur wenige Menschen.
    Ich gehörte dazu.
    »Hast du das Wetter bestellt?«, fragte und setzte mich ihr gegenüber. Es war ein Stuhl mit runder Sitzfläche und einer geschwungenen Lehne.
    »Immer doch, John. Wenn wir uns schon mal sehen, soll zumindest die Sonne scheinen.«
    »Das ist super.« Ich deutete auf den Teller, der neben ihrer Kaffeetasse stand. »Was ist das?«
    »Eine süße Sünde.« Sie deutete auf eine Blätterteigtasche. »Gefüllt mit einer sehr leckeren Creme. Kann ich nur empfehlen.«
    »Sehr süß?«
    »Es geht.« Sie tätschelte meinen Arm. »Ambesten, du probierst es mal.«
    »Wenn du das sägst.«
    »Das sage ich.«
    Die Bedienung war in der Nähe. Eine schon etwas ältere Frau im schwarzen Kleid und einer weißen Schürze. Sie lächelte mich freundlich an, als ich die Bestellung aufgab.
    »Du wirst es nicht bereuen, John.«
    »Das hoffe ich doch.« Ich lehnte mich zurück und lächelte Purdy an.
    »Wir haben uns lange nicht mehr gesehen und doch wiedererkannt. Umso mehr freut es mich, dass wir wieder zusammen hier sitzen können und…«
    Sie unterbrach mich mit ihrem Lachen. »Hör auf, John, bitte. Du redest ja so etwas von offiziell…«
    »Ist das kein offizielles Treffen?«
    »Iss erst mal dein Gebäck.«
    »Klar. Und den Kaffee trinke ich ebenfalls.«
    Beides wurde serviert. Der Kaffee hatte eine hellbraune Farbe, und als ich ihn kostete, musste ich zugeben, dass er wirklich sehr gut schmeckte.
    Das galt auch für das Gebäck, dessen Inhalt zwar cremig, aber nicht zu süß war.
    Ich war natürlich neugierig und fragte nach dem Grund unseres Treffens.
    Purdy winkte ab. »Später John. Iss erst mal dein Gebäck auf. Dann sehen wir weiter.«
    Mir war klar, dass Purdy einen Grund für dieses Treffen hier hatte. Aus reiner Freundschaft hätten wir uns am Abend getroffen, aber das hier roch nach Dienst oder Job.
    Ich aß trotzdem nicht schneller und genoss diese Wiener Spezialität.
    Danach gönnte ich mir einen Schluck Kaffee und schaute Purdy ins Gesicht und auf die zahlreichen Sommersprossen, die sich auf der Haut verteilten.
    »So, meine Liebe, und jetzt rück mal raus mit der Sprache. Um was geht es dir?«
    Die Staatsanwältin nickte. »Zunächst möchte ich dir sagen, dass dies hier zwar dienstlich ist, aber nicht offiziell. Es ist auch nicht meine Art, dass ich mich in Fälle einmische, aber hier habe ich einfach das Gefühl, es tun zu müssen.«
    Ich winkte ab. »Deine Gefühle kenne ich, Purdy. Wenn du mir so kommst, steckt schon etwas dahinter.«
    »In der Tat.«
    »Was ist es diesmal?«
    »Eine tote Frau, die man in einem Müllcontainer gefunden hat«, erklärte sie mit leiser Stimme.
    Ich schloss für einen Moment die Augen, denn jetzt war die Stimmung hin. In meiner Magengegend spürte ich einen Druck. Ich
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