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1620 - Vorleser des Teufels

1620 - Vorleser des Teufels

Titel: 1620 - Vorleser des Teufels
Autoren: Jason Dark
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den Rand der Lichtinsel zu erreichen, damit Rita etwas von ihm sah.
    Beim ersten Hinschauen wirkte er ebenfalls nackt. Sah man jedoch genauer hin, waren die Boxer-Shorts zu erkennen, die vom Bauchnabel abwärts bis zu den Oberschenkeln reichten. Sie waren auch deshalb nicht so gut zu erkennen, weil sie sich kaum von der schokoladenbraunen Haut abhoben.
    Karu stammte aus der Karibik. Er bezeichnete sich selbst als Kreolen.
    Ob das stimmte, wusste Rita nicht. Es spielte auch keine Rolle, weil dieser Mann sie einfach faszinierte.
    Er hatte den Körper eines Adonis. Breite Schultern, schmale Hüften.
    Muskeln, die wie gemalt aussahen und besonders an den Oberarmen und den Oberschenkeln hervortraten. Um einen derartigen Body zu bekommen, besuchten Männer Fitness-Studios. Das hatte Karu nicht nötig. Er schien mit dieser ungewöhnlichen Figur auf die Welt gekommen zu sein.
    Sein Kopf war haarlos, und die Fläche glich einem dunklen Spiegel.
    Karu war mit keinem anderen Menschen zu vergleichen, zumindest nicht nach Ritas Vorstellungen. Er war einmalig, und wenn sie in sein Gesicht schaute, dann durchrieselte sie ein Schauer. Die leicht fleischigen Wangen, die kurze Nase und der Mund mit den breiten Lippen. Das kräftige Kinn, der sehnige Hals, all das war einfach perfekt.
    Karu hatte nicht lange gewartet, aber die Zeit war ihr schon lang vorgekommen, und als er sich dann leicht umdrehte, da sah Rita auch, dass er etwas mitgebracht hatte.
    Es war nicht nur ein Buch, es war das Buch!
    Daraus würde er lesen, und sie würde sich von seiner Stimme in den Bann ziehen lassen. Es war wie ein kleines Wunder, auf das sie lange genug gewartet hatte.
    Er schloss die Tür. Ein leichter Druck reichte aus, um sie zufallen zu lassen. Danach drehte er sich um und richtete seinen Blick auf den breiten Hocker, der von nun an sein Platz sein würde.
    Er hatte bisher kein Wort gesagt, und auch Rita traute sich nicht, etwas zu sagen. Der Respekt vor ihm war einfach zu groß. Oder musste man von einer Angst sprechen, denn zum ersten Mal war sie mit ihm ganz allein. Keine Gruppe mehr, die ihr hätte Schutz geben können.
    Karu nahm Platz. Er ließ sich nicht einfach fallen, sondern setzte sich mit einer geschmeidigen Bewegung, die auch einem Tänzer gut zu Gesicht gestanden hätte.
    Dann drehte er seinen Kopf so, dass er Rita Benson anschauen konnte, wobei er gleichzeitig sein Buch nicht aus den Augen ließ, das er auf seine Knie gelegt hatte.
    Rita rutschte um eine Idee zurück, damit sie den Kopf anheben konnte.
    Jetzt sah sie sein Gesicht und den Oberkörper, und sie sah auch das Lächeln, das ihr galt.
    »Freust du dich?«
    Es war nur eine simple Frage gewesen. Allein der Stimmenklang sorgte dafür, dass sie den Atem anhielt. Ja, so kannte sie ihn. Es war einfach die Melodie, die seine einfachen Worte umschwebten. Sie wollte eine Antwort geben, doch sprechen konnte sie nicht. So wurde daraus nur ein knappes Nicken.
    »Ja, das solltest du auch. Denn jetzt lese ich nur für dich allein.« Er hielt das Buch hoch, und Rita erkannte, dass es einen ledernen Einband hatte.
    Es war ein anderes Buch als das, das er sonst bei seinen Vorlesungen in der Gruppe benutzt hatte. Sie stellte es nur fest und traute sich nicht, nach den Gründen zu fragen.
    Erst nach ein paar tiefen Atemzügen konnte sie sprechen.
    »Was wirst du für mich lesen?«
    Er runzelte die Stirn und fuhr dabei mit seinem Zeigefinger über seinen Nasenrücken.
    »Es ist etwas Besonderes, was du zu hören bekommst«, antwortete er dann. »Ich werde dich mit einer anderen Macht bekannt machen, die nur wenige Menschen kennen. Sie ist im Verborgenen versteckt und gelangt nur äußerst selten an die Oberfläche. Aber sie ist einmalig und wunderbar, denn wer sie beherrscht, dem gehorcht sie auch. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass sie dir völlig neue Welten eröffnen wird, in die du eintauchen kannst. Du wirst es erleben, und du wirst so etwas wie eine frohe Botschaft empfangen. Nur die wahren Meister beherrschen sie, und es gibt nur einen unter ihnen, der sich im Besitz des Buches befindet. Das bin ich.«
    Er hielt das Buch hoch und ins Licht, damit Rita es genau sah. Sie konnte ihren Blick nicht von ihm lösen und erkannte nun, dass das Leder sehr alt sein musste, denn es war an einigen Stellen bereits brüchig und sah so aus, als würde es leicht zerbröseln.
    Es war möglich, Bücher durch technische Hilfsmittel auf alt zu trimmen, doch das war hier nicht der Fall. Sie sah, dass
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