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1617 - Die Akonin

Titel: 1617 - Die Akonin
Autoren: Unbekannt
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zunächst zusammenbrechen, die Energieversorgung, die Kommunikation. Es würde Opfer geben. Für jeden Planeten ließ sich eine statistische Hochrechnung der Toten, Verletzten und materiellen Verluste erstellen. Aber es gab Hunderttausende bewohnte Systeme in der Milchstraße -und welchen Sektor die neue Tote Zone am Ende einnehmen würde, wußte niemand.
    Kantor verließ sein Studierzimmer und schlug den Weg zur Zentrale ein. Dort war er zwar nicht ungestört, aber das mußte er auch nicht. Die Entscheidung, die er zu treffen hatte, hätte auch ein Laie treffen können.
    Auf den Schirmen war der Strukturriß als gezackte, langgestreckte Form sichtbar, einem Blitz ähnlich. Noch vor kurzer Zeit hatte die Länge zehn Lichtjahre betragen, die Dicke einen Lichtmonat. Das allein waren unglaubliche Werte. Wenn man dann noch bedachte, daß man nicht näher als zwei Lichtmonate an den Riß herankommen durfte, setzte die menschliche Vorstellungskraft aus.
    Ein Drache von zehn Lichtjahren Länge. Und ein Drache mit einem gewaltigen, verschlingenden Atem.
    Die unsichtbare Grenze ähnelte der eines schwarzen Lochs. Sie war nicht mehr und nicht weniger als ein Ereignishorizont. Moderne Raumschiffe kamen ohne fünfdimensionale Energien nicht mehr aus. In jedem Gravitraf-Speicher steckte genug davon, um einen mittleren Planeten in die Luft zu jagen. Ein Raumer, der die Grenze Iüberschritt, würde von den eigenen Energien zerstört. Der Attraktor sog alles in sich auf, was er bekommen konnte.
    Was Kantor allerdings am meisten Sorge bereitete, war etwas anderes: Die Ausmaße des Attraktors wuchsen noch. Aus zehn Lichtjahren wurden binnen kurzer Zeit zehneinhalb; der Ereignishorizont stieg sprunghaft um zwei Lichtwochen an. „Wir sind zu nahe", sagte er laut.
    Jan Ceribo, der eigentliche Wissenschaftliche Leiter und Kommandant der FORNAX, schaute ihn fragend an. „Was heißt das, Myles?"
    „Mehr Abstand. Machen wir aus einem Lichtjahr eineinhalb! Bitte gib den neuen Kurs an die ODIN weiter! Solange es nicht nötig ist, gehen wir kein Risiko ein."
    „Zwei Lichtmonate von jeder Seite, dazu ein Lichtmonat eigentliche Ausdehnung, das macht einen Ereignishorizont von fünf Lichtmonaten Durchmesser. Oder nein, inzwischen mit dem jüngsten Wachstum fast sechs. Was sagst du dazu, Myles?"
    Er zog ratlos die Schultern hoch. „Was soll ich sagen, Boris? Nichts ist unmöglich."
    „Exakt. Genau der Meinung bin ich auch."
    Der Mann ihm gegenüber war knapp über einsachtzig groß und als Marsgeborener besonders hager. Seine Augen quollen hervor, das Haar stand wie elektrisiert vom Kopf ab Dazu paßten die fahrigen Bewegungen hervorragend, ebenso die abgehackten, überhasteten Worte.
    Myles Kantor hätte die Betonung in Boris Siankows Worten gern überhört; doch wenn der andere sagte, nichts sei unmöglich, dann meinte er etwas anderes damit als Kantor. Und zwar meistens etwas, das sich völlig haarsträubend und unwahrscheinlich anhörte.
    Boris Siankow war ein Nexialist. Seine Methode bestand darin, stets nach der wissenschaftlich geringsten Wahrscheinlichkeit zu suchen. So versuchte er stets das Unmögliche zu vollbringen - und schoß in der Regel weit über das Ziel hinaus. Ebensooft nahm er Projekte in Angriff und ließ die Arbeit mittendrin platzen. Was Boris Siankow fehlte, waren etwas Strebsamkeit und gesunder Menschenverstand. Dann hätte er mehr zuwege gebracht als die wenigen Glückstreffer.
    Die aber, so erinnerte sich Myles Kantor widerwillig, hatten es manchmal in sich. Boris Siankow hatte das Auftreten der Toten Zone als einziger richtig vorhergesagt.
    Und das war auch der Grund, weshalb er dem Nexialisten überhaupt zuhörte. „Also: Wie meinst du das, Boris? Was könnte deiner Ansicht nach möglich sein?"
    Der andere fuhr sich hektisch mit einer Hand durchs Haar. „Erstens müßte man es schaffen, irgendwie den hyperphysikalischen Kem des Attraktors aufzuspüren. Dann haben wir auch die Unbekannten, die das Phänomen verursachen."
    „Völlig richtig", stimmte Kantor zu. „Soweit war ich auch schon. Aber wenn nicht mal Paunaro mit der TAR-FALA diesen >Kern< finden kann, wie sollen wir es dann?"
    „Das habe ich mir noch nicht überlegt."
    Kantor lächelte nachsichtig, und allein sein Gesichtsausdruck machte Siankow wütend. „Du verstehst mich nicht!" warf der Nexialist ihm vor. „Ich versuche nur, konstruktive Überlegungen anzustellen."
    „Das weiß ich doch, Boris", meinte Kantor besänftigend. „Aber du wolltest
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