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1617 - Die Akonin

Titel: 1617 - Die Akonin
Autoren: Unbekannt
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wlssen, was man zu erwarten hatte. „Und du hast keinen Anlaß dafür entdecken können?"
    „Nein. Nach meinen Informationen pflegen Menschen durchaus nachts aufzuwachen. Auch ohne Grund von außen. So reichen zum Beispiel negativ empfundene Träume völlig aus, oder auch ..."
    „Halt!" unterbrach er. Der Rechner verstummte. „Über diesen Themenkreis bin ich selbst bestens informiert. Außerdem habe ich nicht schlecht geträumt. Im Gegenteil, es muß irgend etwas mit Düften zu tun gehabt haben. Hmm... - Zimmerservo!" rief er. „Licht!"
    Der Servo blendete langsam die Kabinenbeleuchtung auf. Dabei ging er so langsam vor, daß sich Mertus Wenigs Augen allmählich daran gewöhnen konnten; immerhin hatte er gerade viereinhalb Stunden fest geschlafen.
    Der Chefwissenschaftler kam vorsichtig hoch, bis er aufrecht im Bett saß. Nichts. Fast wäre er schon bereit gewesen, den Vorfall als eine Art Sinnestäuschung im Schlaf abzutun. Gewiß, es konnte passieren, auch wenn ihm persönlich so etwas noch nicht passiert war. Aber ein Gefühl ließ ihn längere Zeit so sitzen bleiben.
    Und die Beharrlichkeit lohnte sich.
    Drei Minuten später streifte ein Lufthauch sein Gesicht. „Kalup! Was war das?"
    Alarmiert starrte er auf die Decke, den Boden, die Möbelstücke. „Was?"
    „Du hast es nicht bemerkt?"
    „Nein."
    „Und was ist mit dir, Zimmerservo?"
    „Ich weiß nicht", antwortete die fest installierte Maschine mit samtweicher Stimme, „wovon du sprichst."
    „Dann habe ich mich also ein zweites Mal täuschen lassen?" Wenig reagierte mit allen Anzeichen von Verärgerung. „Nein, nein, das glaube ich nicht."
    Er hielt den Atem an und lauschte. Probeweise löschte er sogar das Licht - manche Dinge sah man im Dunkeln besser. Vergeblich, also ließ er die Zimmerbeleuchtung wieder anschalten. Der Lufthauch traf ihn wieder, diesmal mit absoluter Sicherheit. Sogar sein dünnes Kopfhaar bewegte sich ein bißchen. Die Computer hatten nichts bemerkt, eine Frage konnte er sich diesbezüglich sparen.
    Wenig schaute nun mit angespannten Sinnen.
    Und in diesem Augenblick veränderte sich etwas an der linken Seitenwand. Er träumte nicht, dies war Realität, wenn auch eine von der schwer erklärbaren Sorte. Was da so plötzlich vor seinen Augen erschien, war eine menschliche Hand. Feingliedrige Finger, dahinter ein Gelenk mit fragilen Knochen. Kurz darauf drang ein Unterarm heraus, dann die linke Schulter eines Menschen. Ein weiter Ärmel aus seidenartigem Stoff bedeckte den Arm bis zum Handgelenk.
    Mertus sagte kein Wort.
    Er kniff nur die Augen zusamrnen und starrte auf die Wand. Sekundenlang verhielt die Erscheinung wie in einer zögerlichen Bewegung. Und nun erst kam der Rest der Gestalt zum Vorschein.
    Es handelte sich um einen schmächtigen Mann mit sehr großem, kugelförmigem Schädel. Die Augen waren weit aufgerissen, der schmallippige Mund formulierte lautlos Silbenfetzen. Wenig erkannte es nur an der abgehackten Art und Weise, wie der Mann atmete.
    Das seidige Kleidungsstück war ein Kimono. So ohne weiteres hätte er natürlich nie und nimmer gewußt, was ein Kimono war. Doch er kannte diesen Mann, und er kannte auch das Kleidungsstück.
    Die Erscheinung wirkte gehetzt und auf sonderbare Weise zerrissen. Schuld daran waren zwei einfache Tatsachen: Die linke Körperhälfte steckte noch immer in der Wand, weil der Mann mitten in der Bewegung innegehalten hatte. Und außerdem erkannte Wenig durch die Körpersubstanz deutlich die Kabinenwand dahinter. Er glaubte nicht an Gespenster. Deshalb schloß er, daß der Mann nur zur Hälfte stofflich war. Sein Ziel war diese Dimension, dieses Universum.
    Der Blick des Mannes traf in diesem Augenblick Mertus Wenig.
    Keine Reaktion, kein Zeichen von Erkennen. Was immer der andere sah, es war mit Sicherheit nicht die Kabine des Chefwissenschaftlers an Bord der ODIN.
    Wenig wollte den Mund öffnen und den Namen des Mannes laut aussprechen.
    Doch bevor er seinen Schockzustand noch überwinden konnte, tat der andere ein paar rasche Schritte.
    Sie führten ihn im Winkel von dreißig Grad nach oben, direkt durch die Luft.
    Wenig klappte den Mund zu. Der Name lag ihm auf der Zunge. Aber er konnte sich nicht überwinden, ihn zu nennen. Was, wenn er träumte? Wenn er doch nicht aufgewacht war?
    Wenig erinnerte sich an das alte terranische Gleichnis.
    Bin ich ein Prinz, der träumt, ein Schmetterling zu sein und zu fliegen ?Oder bin ich ein Schmetterling, der träumt, ein Prinz zu sein?
    Aber
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