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1614 - Beauloshairs Netz

Titel: 1614 - Beauloshairs Netz
Autoren: Unbekannt
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daß sie es gewagt hätten, ihn zu berühren. Er verschwand im Innern der Burg und wartete, bis sich alle Wortführer um ihn versammelt hatten. Dann setzte er ihnen seine Gedanken auseinander.
    Eine ganze Nacht dauerte es, bis der Beschluß gefaßt war. In dieser Nacht gab es keine Beute und damit keine Nahrung. Die erregten Bewegungen zwischen den Felsen scheuchten selbst Insekten davon und verhinderten, daß sie den Netzen zu nahe kamen.
    Mit dem ersten Licht Skals erschien Grel vor der Burg und wartete auf Hoa. Der Nebenbuhler ließ sich Zeit, bis die Sonne am höchsten stand. Dann erst tauchte er auf und erhob sich auf die beiden Beinpaare. „Es gibt nichts mehr zu sagen", tat er kund. Das Ergebnis der Beratung hatte sich längst herumgesprochen. „Es ist bedauerlich, daß du uns verlassen willst, Grel. Aber Reisende soll man nicht aufhalten."
    Eine Weile umrundeten sich die beiden Widersacher und prüften die eigene Wendigkeit und die des anderen. Dann warf sich Grel plötzlich mit einem Satz auf Hoa, umklammerte ihn und brachte ihn zu Fall. Hoa drehte sich herum, stieß ihn ein Stück zurück und schnappte mit den Mundzangen zu. Gleichzeitig gruben sich die harten Spitzen seiner Kammklauen in den Haarpelz am Hinterleib des Gegners.
    Grel warf sich zur Seite, kam auf die Beine und griff sofort wieder an. Diesmal täuschte er einen Angriff auf die Hinterbeine Hoas an, schnellte sich zur Seite und hatte plötzlich den chitinbewehrten Kopfbrustteil des anderen vor sich.
    Entschlossen stießen seine Zangen zu. Im Bruchteil eines Augenblicks zerfetzten sie den empfindlichen Übergangsteil zwischen Kopf und Körper und drangen bis an die Hinterseite des Kiefers durch. Sie zertrennten die wichtigen Lebenslinien und stellten Hoa die Luft ab. Der Körper des anderen erstarrte, bewegte sich dann gemächlich zur Seite und fiel um.
    Grel schlug nach. Er zerfetzte den Hinterkörper Hoas und ließ erst ab, als er sicher war, daß in seinem Gegner kein einziger Lebensfunke mehr vorhanden war. Er drehte sich im Kreis und musterte die Jäger, die zu Hoas Begleitung gehörten. „Nehmt eure Brut und verschwindet!" wiederholte er das Ergebnis der Beratung der Nacht. „Für euch ist kein Platz mehr. Alle, die zur Verwandtschaft des Toten gehören, sind ausgestoßen."
    Rein rechnerisch handelte es sich etwa um ein Drittel aller im Felsenland ansässigen Sippen. Sie verhielten sich nicht, als würden sie den Bannspruch einfach hinnehmen.
    Grel gab das vereinbarte Signal.
    Um die Burg herum wurde es lebendig. Zwischen den Felsen und Netzen quollen unüberschaubare Scharen von Grwan hervor. Es war nicht festzustellen, auf welcher Seite die einzelnen standen. Erst ihre Kampfposition verriet es. Sie achteten nicht auf die Netze, griffen augenblicklich an und entfesselten einen Kampf, wie er in der Geschichte des Felsenlandes noch nie dagewesen war.
    Ein Rumpeln und Schmettern am Abgrund deutete darauf hin, daß die Wächter ihre Plätze verlassen hatten. Die Felsbrocken machten sich selbständig und donnerten in die Tiefe. Wie aus dem Boden gewachsen erschienen die Wächter bei Grel und bildeten einen undurchdringlichen Wall um ihn. Er zog sich bis in das Zentrum der Burg zurück, wo er auf Eindringlinge wartete.
    Aber er wartete vergebens. Als er kurz vor Einbruch der Dunkelheit den Schleier aus eingetrockneten Spinnfäden zur Seite schob, der das Innerste der Höhle vom Rest der Welt abtrennte, da erwarteten ihn die Wächter mit der Botschaft, daß der Kampf vorüber war.
    Voller Genugtuung stolzierte Grel hinaus und besah sich einen Teil des Schlachtfeldes. Überall lagen sie. Sie zählten zu Tausenden. Sie waren einen heldenhaften Tod gestorben, doch niemand sprach über sie. An verschiedenen Stellen hatten sich Grwan bereits zur Mahlzeit eingefunden und stärkten sich an den Toten.
    Grel brachte eine unendlich starke Selbstbeherrschung auf und überwand den Drang, es ihnen gleich zu tun. Er schritt das Areal um die Burg herum ab und sprach mit Jägern, Wächtern und Kämpfern. Er fand Verwundete und tötete sie mit seinen Zangen, unbesehen, ob es sich um Anhänger Hoas oder eigene handelte. Danach suchte er wieder den höchsten Punkt der Burg auf und ließ sich zu Boden sinken.
    Von der Burg aus hatte sich der Kampf inzwischen über weite Teile des Felsenlandes ausgeweitet und setzte sich immer weiter fort. Unten, wo die Felsen an den Sand stießen, entdeckte er den langen Zug der Verstoßenen. Immer neue Ströme von
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