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1614 - Beauloshairs Netz

Titel: 1614 - Beauloshairs Netz
Autoren: Unbekannt
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Zwischenräumen rieben aneinander und erzeugten Lichtblitze. Ein ständiges Flüstern lag zwischen den aufragenden Bastionen und ihren verschiedenen Ebenen. Überall huschten schattengleich Grwan umher und verteilten sich nach Grels Kommando. Der Anführer gab knappe, peitschende Kommandos und verteilte die Kämpfer.
    Keine der Felsspalten der Burg blieb unbesetzt. Grel vergewisserte sich, daß sich die weiblichen Mitglieder seiner Sippe im Zentrum eingenistet hatten, eng bewacht von den Jägern und Kämpfern.
    Ihre Blicke folgten ihm, während er vorübereilte und hastig den höchsten Punkt der Burg erklomm.
    Von hier aus hatte er Ausblick über die Welt, die er kannte. Unter ihm lag die Burg, dieses Gewirr aus steil aufragenden Splittern und sanft gerundeten Kuppen. Dort standen die Wächter und hielten weitere Brocken bereit, um sie auf sein Kommando in die Tiefe zu werfen. Nichts rührte sich in den Spalten und an den Höhleneingängen, nur die Netze wehten im leichten Wind, der zwischen den Zacken hindurchstrich.
    Hoa und sein Gefolge zeigten sich nicht.
    Oben am Venro verblaßte der Tag. Skal verschwand hinter dem Waldland, und nur der matt glühende Ball von Ghaww, dem Riesen, blieb erhalten. Jetzt, wo Skals Licht nicht mehr störte, glänzte Ghaww in seiner ganzen Größe. Er bedeckte einen Großteil des Venro, und Grel fand, daß Ghaww und die Welt sich ziemlich nahe waren.
    Das war die Zeit der Entscheidung.
    Grel drehte den Körper im Kreis und ließ seine Blicke über das Felsenland schweifen. Es reichte vom linken Horizont bis zum rechten, und die Burg stellte die höchste Erhebung dar. Von hier aus beherrschten die Grwan ihr Reich der tausend Sippen, das im Süden von der Ebene und dem daran angrenzenden Wald begrenzt wurde. Hinter dem dichten, grünen Dschungel lag das offene Meer, aber nur selten waren Späher von dort zurückgekehrt. Die Wildnis hatte sie verschlungen, obwohl sie Berechnungen angestellt hatten, die sie den sichersten Weg finden ließen.
    Der sicherste Weg an das große Wasser veränderte seine Lage entsprechend den Verschiebungen in den Populationen des Grüngebietes. Und keine Berechnung hatte es bisher geschafft, diese Verschiebung exakt vorherzusagen. „Hoa!" klapperte Grel und schlug die Zangen mit einer Heftigkeit zusammen, die ihn selbst erschreckte. „Zeige dich. Stelle dich zum Kampf!"
    Als seien seine Worte ein Signal gewesen, wurde es überall in der Burg lebendig. Zwischen den Felsen und Verhauen quollen sie hervor, trampelten übereinander und versperrten sich gegenseitig den Weg. Grel gab es rasch auf, sie zu zählen. Eines war jedoch sicher, daß sie nicht die Mehrzahl der Bewohner der Burg und ihrer Umgebung ausmachten. „Hier bin ich!" gellten die harten Rufschläge der Antwort zu ihm herauf, und er drehte den Körper herum, und starrte in die Tiefe. Dort unten wartete der, den er herausgefordert und dessen Brut er gefressen hatte. Die Frau hatte inzwischen längst Nachwuchs von ihm selbst geboren. Hoa wußte das und sann auf Rache. Bereit zum Kampf zeigte er sich mit einer Eskorte von zwanzig Jägern, allesamt Männer und Frauen, die Erfahrungen mit der Ebene und dem Wald gesammelt hatten.
    Sie wirkten zerbrechlich, irgendwie geschwächt wie alle Bewohner des Felsenlandes.
    Ihre Gestalt symbolisierte das Problem. Die Beute im Umfeld des Felsengebirges nahm immer mehr ab. Die Jäger mußten ihre Netze in immer größerer Entfernung errichten, und das reichte längst nicht mehr zur Versorgung aller aus. Grel selbst hatte seit vier Sonnenaufgängen keine Nahrung mehr zu sich genommen, und es hatte ihn große Überwindung gekostet, Hoas Beute unbeachtet zu lassen. Ohne die in seinem Unterleib gespeicherten Vorräte hätte er nicht die Kraft gehabt, sich der Auseinandersetzung zu stellen.
    Die da unten am Felsen wußten es. Sie kannten die Ebene und den Wald und mußten die Lage viel klarer einschätzen als jeder andere.
    Grel ruckte empor und richtete sich steil auf. „Ich habe soeben die Lösung gefunden", verkündete er und wandte sich mit dem nur ihm eigenen Achtfachrhythmus-Zangenschlag an alle Bewohner des Zentrums der Burg. „Der Kampf gewinnt dadurch eine neue Dimension. Ich rufe die Grwan der Burg zur Beratung."
    Eine Beratung setzte jeden Kampf aus, und Hoa zog sich mit seinen engsten Anhängern in die Schlupflöcher zurück, aus denen sie gekrochen waren.
    Grel glitt vom Felsen herab und stolzierte zwischen den Reihen der übrigen Feinde hindurch, ohne
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