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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes
Autoren: Mary Gentle
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Möglichkeit nicht bekannt werden soll … Warum sonst sollte jemand dafür ausgerechnet den Tag der Inthronisation des Prinzen wählen? Aber was die Frage betrifft, ob das etwas mit Mademoiselle Dariole zu tun hat …«
    »Sie wollen keine Fremden.«
    »Das stimmt wohl. Es sei denn, Fludd kennt Markham, hat ihm irgendetwas von Pflicht der Familie gegenüber erzählt und … Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Irgendetwas ist mir entgangen, aber nicht das.«
    Während wir so durch die unheimlichen, leeren Straßen gingen – die mich an von der Pest leergefegte Städte erinnerten –, blieb ich unvermittelt stehen, packte Saburo am Arm und deutete über die Dächer hinweg.
    »Da.«
    Der Samurai zog die Augenbrauen zusammen. »Was?«
    »Der Tower. Northumberland ist Gefangener im Tower.« Ich blickte zu Saburo hinunter. »Der Earl, der Fludds angeblicher Gönner ist … Nun, wer von beiden die Marionette ist, sei einmal dahingestellt, aber wie auch immer: Was gäbe es für einen besseren Ort, um eine Frau gefangen zu halten? Es heißt, die Diener des Earls könnten dort ein- und ausgehen, wie sie wollen. Wenn man Dariole irgendwie an den Wachen hat vorbeischmuggeln können …«
    Saburo nickte knapp. »Vielleicht. Aber falls ja, wie sollen wir sie dann finden? Und wie sollen wir sie dort herausholen?«
    Die Antwort darauf gefiel mir nicht. »Das würde weiteres Warten bedeuten, Messire, aber da offene Bestechungsversuche sie dazu bewegen könnten, Mademoiselle Dariole zu töten – falls sie denn überhaupt dort sein sollte – können wir nur noch eine Karte spielen: Cecil.«
    Als wir eine belebtere Straße betraten, tauchte Saburo aus seinen Gedanken auf und schlug mir auf den Arm.
    »Monsieur?«, fragte ich in höflichem Tonfall, nachdem ich mich mit einem raschen Blick vergewissert hatte, dass wir nicht angegriffen wurden.
    »Ist der Tower nicht einfach nur ein Gefängnis?«
    »Ah. Nein. Man kann dort auch die Menagerie besuchen oder sich die Kronjuwelen anschauen – aber sollten Northumberlands Luke oder John mich sehen, bin ich erkannt.«
    Saburo verzog den Mund zu einem breiten Grinsen.
    »Ich könnte gehen. Man nennt mich kami. ›König James Dämon‹. Roshfu-san, ich bin ein Freund der großen Damen am Hof. Vielleicht kann ich eine von ihnen dazu überreden, mich dorthin einzuführen.«
    »Wenn Fludds Männer mich von Angesicht kennen, kennen sie auch Euch.« Ich zuckte mit den Schultern. »Und Ihr habt genauso wenig Grund für eine Besichtigungstour wie ich, Messire.«
    Saburo grunzte frustriert. »Das ist nicht gut.«
    Damit blieben uns drei Tage. Den ersten nutzte ich, um Schauspieler in Edward Alleynes – oder besser Robert Fludds – Rose Theatre zu befragen. Auch wenn ich glaubte, dass jeder, der Darioles Aufenthaltsort kannte, unter Fludds Kontrolle stand und deshalb nutzlos für mich war, durfte ich selbst eine vage Chance nicht ignorieren.
    Der rothaarige, rotgesichtige und eigentlich schon längst im Ruhestand befindliche Schauspieler Alleyne, der ob des Plans des verrückten Fludds auf neuen Ruhm hoffte, erzählte aus der Regierungszeit des letzten Monarchen. Ich kaufte Bier und lauschte schier endlosen Geschichten über triumphale Auftritte und Intrigen hinter den Kulissen. Die anderen Schauspieler waren genauso wenig informativ. Nur Aemilia Lanier machte eine eisige Bemerkung zu Mademoiselle Dariole.
    »Sie ist selbst schuld daran.« Lanier, die mit einer Schreibtafel auf dem Schoß am Bühnenrand saß, schaute mich nicht an, deutete aber mit der Federspitze auf mich.
    Ich bemerkte einen jungen Mann auf der Bühne, der irgendetwas mit Ned Alleyne besprach – ein junger Mann, der genauso wenig ein junger Mann war wie Mademoiselle Dariole.
    »Das ist Mistress Mary Frith«, erklärte Lanier. »›Hauptmann‹ Moll Cutpurse. Sie haben Moll nach Paul's Cross geschleppt, wo sie dann öffentlich Buße dafür getan hat, Männerkleider getragen zu haben. Ich habe allerdings den Eindruck, Monsieur, dass Eure Mistress Dariole sich nicht ganz so reumütig zeigen würde.«
    Sie betonte das Wort ›Mistress‹ nicht so stark, als dass ich es nicht weltmännisch hätte ignorieren können.
    Wie sich herausstellte, hatte auch Mary Frith nichts von einem jungen, französischen Mannweib gehört. Sie nahm die Pfeife aus dem Mund, blies einen stinkenden Rauchring und wünschte mir viel Glück bei der Suche. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ärgere sie die Vorstellung, dass es noch jemanden gab wie sie.
    Am
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