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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes
Autoren: Mary Gentle
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Thron verholfen habe. Für mich zählt nur, dass ich dadurch Cecils Vertrauen gewonnen habe, das es mir nun ermöglicht zu handeln.
    Und wenn ich keine Schuld begleichen kann bis auf eine … dann werde ich mit der beginnen.
    In der Dunkelheit des Treppenhauses stellte ich noch zwei Bitten.
    »Zwei Dinge brauche ich noch, Mylord: den Aufenthaltsort der Jesuiten des spanischen Gesandten und den Namen eines Schiffes, das mit der morgigen Flut in Richtung Lissabon segelt.«
    In Greenwich waren die Tore wie üblich bei Dunkelheit verschlossen, doch es gelang mir, durch eines hereinzukommen. Drinnen stand eine Wache vor dem Zimmer, in dem die Jesuiten angeblich Gabriel Santon untergebracht hatten.
    Ich kam den langen, kalten Gang hinunter und sah, dass diese Wache inzwischen Cecils Wappen trug.
    Ich öffnete mein Wehrgehänge, nahm Rapier und Dolch in die Hand und reichte sie dem Soldaten.
    »Haltet das.« Ich nickte der Wache zu. »Lasst mich herein und folgt mir nicht.«
    Der Mann sah aus, als wolle er etwas sagen, doch der von Cecil unterzeichnete Passierschein sowie mein wohl etwas ungeduldiger Gesichtsausdruck überzeugten ihn zu schweigen. Stumm nahm er mir die Waffen ab und drehte den Schlüssel im Schloss.
    Ich drängte mich an ihm vorbei in den Raum und warf die Tür zu.
    Mit einem Knall fiel sie ins Schloss.
    Irgendetwas traf mich hart hinter dem rechten Knie.
    Mein Knie gab nach, und ich verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Was mich getroffen hatte, war ein Stiefel.
    Ein Arm legte sich von hinten um meinen Hals, und eine Faust traf mich hart in den Rücken: genau in die Nieren und mit der Wucht eines Hammers. Gabriel Santon, noch immer mit der Kraft eines Sergeanten der Infanterie.
    Ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken; es platzte einfach aus mir heraus. Aber nicht laut genug, als dass die Wache es gehört hätte, und so blieb die Tür geschlossen.
    Ich packte den Arm, riss ihn von meinem Hals und wirbelte herum. Dann nahm ich Gabriels andere Hand, bevor er mir ins Gesicht schlagen konnte. Ich schleuderte Gabriel herum, warf ihn mit dem Gesicht gegen die Wand und hielt ihn dort mit meinem Gewicht fest.
    »Drei Dinge!« Ich drückte gegen seinen Rücken, während er sich mit jedem Muskel wehrte und versuchte, sich zu befreien. Ich verstärkte meinen Griff um seine Handgelenke und hielt meine Lippen an sein Ohr, während er keuchte und fluchte.
    »Erstens«, sagte ich, »in sechs Stunden werde ich auf einem Schiff von hier nach Portugal segeln. Zweitens, die nächste Woche werde ich Blut pissen. Und drittens«, schloss ich, »das habe ich verdient.«
    Sein Leib blieb noch ein paar Sekunden lang angespannt. Ich fragte mich, ob es Gabriel gehört hatte.
    Schließlich lockerte er sich wieder, und ich ließ ihn los und trat zurück.
    Gabriel drehte sich um und schaute mich misstrauisch, übellaunig und überrascht an.
    Er besaß noch immer die Kraft eines weit jüngeren Mannes, wie ich anhand meiner schmerzenden Niere bemerkte. Er funkelte mich an. Schließlich wischte er sich mit dem Handgelenk über den Mund.
    »Ein Herr entschuldigt sich nicht bei seinem Diener, Sieur .«
    Ich hielt seinem Blick stand. »Aber bei Monsieur Santon. Und ich bitte Euch, wieder als mein Mann mit mir zu gehen.«
    Er sträubte sich wie ein Eber, spie plötzlich auf den Boden und schnaubte mich an. »›Monsieur Santon!‹ Glaubt Ihr etwa, Ihr könntet mich kaufen, Junge? Fickt Euch doch selbst in Euren lügnerischen schwarzen Arsch!«
    Er wirkte so brutal wie jeder, der in meiner Armee gedient hatte. Doch ich, der ich ihn schon fünfzehn Jahre lang kannte, sah noch etwas anderes darunter. Wie schwer kann es sein, diese Worte zu sagen?, dachte ich. Was macht es so schwer?
    Es liegt an der Geburt, hätte Mademoiselle Dariole gesagt. Ich konnte ihre Stimme förmlich hören, und ihre Abwesenheit schmerzte mich.
    Und sie hatte Recht. Vierzig Jahre und angesichts aller Beweise, noch immer halte ich mich für eine andere Art von Mensch als dieser Mann.
    So unbeholfen, wie man es sich vorstellen kann, und sichtlich verlegen, sank ich auf die Knie. Nicht auf ein Knie, wie es bei Hofe üblich gewesen wäre, sondern auf beide wie ein reuiger Sünder.
    »Ich bitte dich um Verzeihung, Gabriel. Ich hätte dir genug vertrauen müssen, um dir zu sagen, was los ist. Ich entschuldige mich.«
    Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Er starrte auf mich hinunter. Eine plötzliche Überzeugung ließ meine Ohren rot anlaufen. Er wird mir
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