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161 - Vollmond über London

161 - Vollmond über London

Titel: 161 - Vollmond über London
Autoren: A.F.Morland
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keine Autos unterwegs, deshalb brauchte sich Candice auch nicht allzu sehr aufs Fahren zu konzentrieren. Sie dachte an Ivan Kuby und hoffte, daß ihm Rita nicht doch auf den Leim kroch. Ich habe sie gewarnt, ging es ihr durch den Kopf. Sie weiß über ihn Bescheid. Wenn sie trotzdem auf ihn hereinfällt, kann man nichts machen.
    Am linken Straßenrand parkten zwei Kastenwagen vor einer Metzgerei. Candice erreichte die großen Fahrzeuge, und plötzlich sprang dazwischen jemand hervor. Candices Schrei prallte gegen das geschlossene Visier des Helms, sie verriß den Motorroller, der Körper des Angreifers stieß gegen sie, sie verlor die Balance und stürzte.
    Sie ließ die Griffe los, trennte sich von dem Gefährt, das ohne sie einige Meter weit rutschte und dann liegen blieb. Der Motor starb ab. Candice rollte zur Seite, lag auf dem Rücken und traute ihren Augen nicht, als sie die Fratze eines Werwolfs im Sichtfenster ihres Sturzhelms erblickte.
    ***
    Der Schrei des Mädchens, obwohl gedämpft, blieb nicht ungehört. Jenes geisterhafte, unförmige Wesen aus den Katakomben von St. George befand sich zufällig in der Nähe und reagierte.
    Scheppernd rutschte der Motorroller über die Fahrbahn, jener unheimlichen Erscheinung entgegen.
    Niemand hätte es wohl für möglich gehalten, daß dieses durchsichtige Nebelgebilde einen Namen hatte - und daß es sich für das Gute einsetzte.
    Das, was den düsteren Tiefen der Katakomben von St. George entstiegen war und sich auf dem Heimweg befand, war… Boram!
    ***
    Knurrend, mit gefletschten Zähnen und vorgestreckten Krallen stürzte sich die Bestie auf ihr Opfer, doch Boram ließ diesen grausamen Mord nicht zu. Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, hatte ihm übel mitgespielt. In einer magischen Feuerfalle hätte er beinahe sein Leben verloren. Als die Flammenstacheln ihn durchbohren und zum Verdampfen bringen wollten, hatte er sich halb aufgelöst und in die Fugen zwischen die Steinquader gepreßt, um der tödlichen Hitze, die ihn vernichtet hätte, zu entgehen.
    Die feindliche Kraft hatte dem weißen Vampir so stark zugesetzt, daß er sich lange nicht davon erholte. Der Nessel-Vampir hatte zwar nicht sein Leben, aber seine Gestalt verloren. Zu einer unförmigen Schwade war er geworden, aber er wußte immer noch, was seine Bestimmung war: Das Böse in all seinen Erscheinungsformen zu bekämpfen, und dieser Bestimmung wollte er auch jetzt gerecht werden.
    Der Werwolf durfte das Mädchen nicht töten.
    Nicht einmal verletzen durfte er es, sonst bestand die Gefahr einer gefährlichen Infektion mit dem Wolfskeim, was zur Folge gehabt hätte, daß auch aus dem Mädchen ein Lykanthrop geworden wäre.
    Boram griff das Ungeheuer an. Eine hellgraue durchsichtige Nebelerscheinung flog auf das Monster zu, stülpte sich darüber, hüllte es ein. Das Nesselgift hatte zwar nicht mehr die starke Wirkung von früher, war jedoch immer noch sehr unangenehm - und nahm schwarze Energie auf, die in weiße Kraft umgewandelt wurde.
    Das Untier jaulte zornig und schlug um sich, als wäre es in einen Hornissenschwarm geraten. Es ließ von Candice ab, drehte sich, ruderte mit den Pranken und schnappte aggressiv nach allen Seiten. Hart hieben immer wieder die kräftigen Zähne aufeinander.
    Der Werwolf wollte aus dem Nebel herausspringen, doch Boram machte den Sprung mit.
    Der knurrende Killer vollführte einen grotesken Tanz, drehte sich immerzu, schlug um sich und rannte die Straße entlang. Es dauerte lang, bis Boram von dem Monster abließ. Candice Lee konnte es nicht mehr sehen.
    Mit zitternden Knien stand sie auf und nahm den Sturzhelm ab. Fingerdick glänzte der Schweiß auf ihrer Stirn, und sie war totenblaß. Sie stellte den Sturzhelm auf die Kante des Gehsteigs und wankte zu ihrem Motorroller. Im Moment war sie so schwach, daß sie das Gefährt beinahe nicht auf die Räder stellen konnte.
    Viel hatte der Roller nicht abbekommen - ein paar unbedeutende Kratzer, eine Delle. Das machte das Fahrzeug nicht fahruntüchtig. Candice ließ den Roller auf den Kippständer sinken und setzte sich neben den Sturzhelm. Sie umklammerte ihre Knie und versuchte sich zu sammeln. Es war nicht leicht für sie, dieses schreckliche Erlebnis zu verkraften.
    Man wird schließlich nicht jeden Tag von einem Monster überfallen. Daß es solche Bestien überhaupt wirklich gab, war für das Mädchen schon unbegreiflich.
    Oder hatte es sich um einen maskierten Menschen gehandelt? Das konnte sich Candice nicht
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