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1601 - 10. Januar 1200

Titel: 1601 - 10. Januar 1200
Autoren: Unbekannt
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aerodynamischen Prinzipien gebaut und können kurze Strecken ohne Antrieb schwebend zurücklegen. Diese Schwebefähigkeit ihrer Fahrzeuge war es, was zahllose Verkehrsteilnehmer vor ernsthaften Verletzungen bewahrte oder ihnen gar das Leben rettete.
    Transmitter, die bekanntlich ebenfalls auf 5-D-Basis arbeiteten, schalteten sich selbsttätig ab. Das Unglück, dem Jor Cardenas zum Opfer fiel, hätte sich eigentlich nicht ereignen dürfen. Noch am selben Tag durchgeführte Recherchen ergaben, daß es sich bei dem Gerät in Valparaiso um ein über zweihundert Jahre altes Modell handelte, das nicht mit GD-Sicherung ausgestattet war. Der Transmitter im Keller des Acme-Intertech-Gebäudes wäre von seinem GD-Mechanismus wohl abgeschaltet worden, wenn er nicht an eine offene Transportstrecke angeschlossen gewesen wäre.
    Empfangstransmitter, die mit einem sendebereiten Gegengerät in Verbindung standen, durften unter keinen Umständen desaktiviert werden. Joshu Ionsons Handgriff aber, mit dem er seinen Transmitter abschaltete, war völlig umsonst. Um diese Zeit hatten beide Geräte, das in Terrania ebenso wie das in Valparaiso, samt der zwischen ihnen liegenden Transportstrecke längst den Geist aufgegeben.
    Das Chaos war perfekt. Die Verantwortlichen in der planetarischen Regierung und in den regionalen Verwaltungen versuchten, über Radio und Fernsehen die aufgebrachte und verunsicherte Menschheit zu beruhigen. Aber ihre Versicherungen klangen hohl. Sie selbst wußten nur zu gut, daß es in den nächsten Tagen und Wochen, wenn die Energievorräte aufgebraucht waren und über die großen interstellaren Transmitterstrecken kein Nachschub an lebenswichtigen Gütern mehr hereinkam, die Katastrophe ein Ausmaß annehmen würde, das sehr wohl eine Bedrohung der Existenz der Menschen im Solsystem darstellen mochte.
    Etwas hatte den Hyperraum und alle Kräfte, die ihm innewohnten, umgestülpt. Es gab im Grunde nur noch eine Hoffnung: daß das Phänomen von kurzer Dauer sein werde.
     
    *
     
    Boris Siankow machte sich bittere Vorwürfe.
    Er wußte, daß diesem Sektor des Universums eine fremdartige, unheimliche Gefahr drohte. Er, der Nexialist, der in vielen Wissenssparten Bewanderte, hatte die Zeichen der Zeit erkannt und begriffen, daß eine Katastrophe unmittelbar bevorstand. Aber er hatte seine Hypothese nicht glaubhaft verfechten können. Sie hatten ihn ausgelacht, als er seine Theorie vortrug. „Hört euch Boris, den Spinner, an", hatten sie gesagt. „Er hat einen neuen Teufel gefunden, den er an die Wand malen kann."
    Er war selbst daran schuld. Er kam auf Ideen, die andere für ausgefallen, wenn nicht gar ausgeflippt hielten und die er trotzdem mit Eifer verfolgte. Er arbeitete an Projekten, die mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht erfolgreich durchgeführt werden konnten. Er entwickelte hanebüchene Denkmodelle: Was wäre, wenn Einstein irgendwo ein Vorzeichen falsch gesetzt hätte und der Raum sich nicht konkav, sondern konvex um Massenkonzentrationen herum krümmte?
    Als Spielereien betrachtete er solche Dinge, als Wetzsteine, an denen sich der Geist schärfen ließ. Spinnereien sahen die anderen darin, kindischen Unsinn, der einem aus den Fugen geratenen Intellekt entsprang. Boris Siankow konnte von sich geben, was er wollte: Es nahm ihn niemand mehr ernst. Auch jetzt nicht, da es doch so wichtig war, daß die Menschheit sich auf die bevorstehende Katastrophe vorbereitete. Es war zum Verzweifeln!
    Boris gehörte zu Myles Kantors Mitarbeiterstab. Das Kantor-Team arbeitete im Forschungszentrum Titan, das in der früheren und inzwischen weitgehend umgebauten Stahlfestung untergebracht war.
    Ganz kurzfristig war Boris Siankow von seinem Chef nach Terra geschickt worden, damit er dort in Erfahrung brächte, wie man in der Terrestrischen Akademie der Wissenschaften über die eigenartigen Ereignisse des 9. Januar dachte. Das war nach Boris Siankows Ansicht eine Sache, die man per Hyperkom hätte erledigen können. Die Kommunikation zwischen Titan und der Erde war so ausgebaut, daß man sich den Gesprächspartner per Holographie ins Zimmer holen und sich mit ihm unterhalten konnte, als wäre er körperlich präsent.
    Solange der Hyperkom noch funktionierte, fügte Boris in Gedanken hinzu.
    Wahrscheinlicher war, daß man ihn nach Terra geschickt hatte, um ihn auf Titan eine Zeitlang los zu sein und sich seine verrückten Hypothesen nicht mehr anhören zu müssen. Boris Siankow war in der Nacht vom 9. zum 10. Januar
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