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1590 - Prophet der Hölle

1590 - Prophet der Hölle

Titel: 1590 - Prophet der Hölle
Autoren: Jason Dark
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doch was.«
    »Für mich nicht. Ich habe mich mehr in der Stadt des Grauens gefühlt, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Oh - soll ich dich bedauern?«
    »Aber nur, wenn du Zeit dafür hast.«
    Ich hatte den Reporter inzwischen erreicht, und wir umarmten uns zur Begrüßung wie zwei Menschen, die sich lange nicht mehr gesehen hatten.
    »Ich werde es mir überlegen«, sagte Bill. »Aber komm erst mal rein. Dann sehen wir weiter.«
    »Gut.« Ich wusste noch nicht, aus welchem Grund Bill mich eingeladen hatte. Er hatte von einem Herrenabend gesprochen, denn seine Frau Sheila war unterwegs und hatte ihn für drei Tage allein gelassen. Es ging da um eine Aktion für den Naturschutz, und da war Sheila sehr aktiv. Den Fall in Paris hatte ich glücklich hinter mich gebracht. Es gab den uralten Templer nicht mehr, den Cousin des Hector de Valois, der den falschen Weg gegangen war und dafür hatte am Ende doch noch bezahlen müssen.
    Die Mächte der Finsternis hatten sich seiner angenommen und ihn nicht sterben lassen, und so hatte er versucht, sich an dem Mann zu rächen, in dem sein Cousin wiedergeboren war. Und das war nun mal ich. Doch er hatte verloren. Es gab ihn nicht mehr, und damit war auch die tödliche Gefahr gebannt, die von ihm ausging.
    Ein neuer Fall lag offiziell nicht an, aber ich war trotzdem misstrauisch, denn ich kannte die Einladungen meines Freundes. Nicht selten steckte etwas dahinter.
    »So, dann komm mal rein.«
    »Und weiter?«
    »Wir gehen in mein Arbeitszimmer.«
    »Hört sich nicht gut an.«
    Bill war schon vorgegangen und drehte sich jetzt um. »Wieso denn? Hast du was dagegen?«
    »Nein, aber ich denke an gewisse Dinge aus der Vergangenheit. In deinem Arbeitszimmer haben wir nur selten aus Spaß zusammen gesessen.«
    Bill ging darauf nicht ein. Er sprach davon, dass der Rotwein bereits in der entkorkten Flasche atmete und erklärte dann, dass er einige Häppchen vorbereitet hatte.
    Das konnte ich nicht so recht glauben. »Du hast sie eigenhändig angerichtet?«
    »Indirekt.«
    »Der Caterer - oder?«
    »Ich kann es nicht leugnen.«
    Was der Caterer gebracht hatte, das bekam ich sofort zu sehen, nachdem ich einen Schritt über die Schwelle getan hatte. Das Essen stand auf einem fahrbaren Beistelltisch. Die Häppchen lagen auf einer Chromplatte. Flankiert wurde sie von zwei Rotweingläsern, und die beiden offenen Flaschen standen ebenfalls bereit. Auch für Mineralwasser hatte Bill gesorgt.
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    Bill breitete die Arme aus. »Wie ich dich kenne, hast du Hunger. Greif erst mal zu.«
    »Wie du meinst.«
    Ich konnte zwischen kleinen Stücken mit Lachs oder scharf gewürzter Wurst wählen. Es gab außerdem kleine Zwiebeln, Tomaten auf Weißbrot, das angeröstet worden war, Käse, Schinken und dünn geschnittenes Fleisch.
    Es schmeckte alles köstlich. Hunger hatte ich wirklich.
    Bill schaute zu, als ich kaute, und sorgte dafür, dass der Wein in die Gläser floss.
    Nachdem ich das dritte Häppchen vertilgt und mir die Hände an einer Serviette abgewischt hatte, reichte mir der Reporter das Glas.
    »Auf uns, Alter«, sagte er und hob sein Glas an.
    »Und darauf, dass es uns noch lange gibt«, fügte ich hinzu.
    »Das versteht sich.«
    Wir tranken. Ich bin zwar kein großer Weinkenner, aber Bill hatte mal wieder für einen guten Tropfen gesorgt, der samtweich über die Zunge und in die Kehle rann.
    »Na, was sagst du?«
    Ich nickte. »Erstklassig.«
    »Genau das meine ich auch. Für meine Gäste nur das Beste.«
    Ich runzelte die Stirn. Solche Worte war ich von Bill nicht gewöhnt. Ich nahm noch einen Schluck und fragte dann: »Was steckt nun wirklich hinter deiner Einladung?«
    »Wieso? Ich wollte nicht allein sein. Johnny hängt irgendwo herum, und da dachte ich mir, dass wir beide uns einen gemütlichen Abend machen können, der auch in die Nacht hineinreichen kann. Du kannst hier im Gästezimmer schlafen.«
    »Mal sehen.«
    Bill grinste. »Schön. Dann greif zu.« Das tat ich gern.
    Bill gab sich locker. Er aß ebenfalls, trank den Wein, saß mir gegenüber im Sessel und ließ sich berichten, was mir in der letzten Zeit alles widerfahren war.
    »Und ich habe dabei gefehlt«, erklärte Bill und zog ein betrübtes Gesicht.
    »Du bist schließlich nicht bei Scotland Yard.«
    »Was ich manchmal bedaure.«
    Ich winkte ab. »Hör auf, Bill. Du hast deinen Job und deine Familie, und denk daran, in welchen Situationen ihr schon gesteckt habt. Ich meine, dass du die Kirche im Dorf lassen
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