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1590 - Prophet der Hölle

1590 - Prophet der Hölle

Titel: 1590 - Prophet der Hölle
Autoren: Jason Dark
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Vernunft ausgeschaltet worden war.
    Und so setzte er seinen Weg fort. Den Kopf voller Gedanken. Immer auf der Hut. Jeden Augenblick darauf gefasst sein, dass er plötzlich aus der Dunkelheit angesprungen wurde.
    Er sah und hörte nichts Außergewöhnliches. An die geheimnisvollen und nächtlichen Laute im Wald hatte er sich gewöhnt, und so kam es, dass sein Stress allmählich nachließ.
    Es ging ihm besser. Er stiefelte voran, schob Zweige aus seinem Weg oder duckte sich unter starken Ästen hinweg, bevor sie gegen seinen Kopf schlagen konnten.
    Immer wieder segelten die herbstbunten Blätter lautlos zu Boden. Er zuckte nur zusammen, wenn sie über seinen Kopf strichen oder plötzlich in sein Gesicht klatschten.
    Wo endete der Wald?
    Er ging schneller voran. Trotz der Kühle war ihm warm geworden. Mit den Füßen wirbelte er das Laub in die Höhe und sorgte dafür, dass Löcher entstanden. Aber der Teppich war sehr dicht und dementsprechend undurchdringlich. So sah er nicht, was sich unter ihm verbarg.
    Bisher hatte Dick Rubin Glück gehabt, das allerdings war in den folgenden Sekunde vorbei, denn da hatte er das Gefühl, ins Leere zu treten. Er rutschte nach vorn, und weil er nicht damit gerechnet hatte, stieß er einen leisen Schrei aus.
    Einen Moment später lag er im Laub. Er war zum Glück weich gefallen.
    Er hatte sich auch nicht an einem Ast oder einer Zweigspitze verletzt.
    Trotzdem kam er sich verloren vor, so als Schwimmer im Laub.
    Er musste wieder raus. Wollte sich frei wühlen. Zudem spürte er unter seinen Füßen die Härte des Waldbodens. Über sich sah er den dunklen Scherenschnitt des Astwerks der Bäume und auch den bleichen Mondschein, der sich dort festgesetzt hatte.
    Das half ihm in seinem Fall nicht weiter. Er musste sich schon selbst befreien. Bis zu den Hüften reichte ihm das Laub. Dick kam sich vor wie jemand, der im Treibsand steckte.
    Er kam nicht mehr als einen halben Meter weit, da hörte er den Laut. Es war kein Heulen wie vorhin. Diesmal erreichte ihn ein fast jämmerlich klingendes Winseln und das klang nicht weit von ihm entfernt.
    Der Mann ging keinen Schritt weiter. Er war zu einem Standbild geworden. Er lauschte, was in seiner dunklen Nähe passierte.
    Er sah nur Schatten. Innerhalb der Dunkelheit waren sie etwas heller, und sie bewegten sich auch. Dick brauchte keinen zweiten Blick, um zu erfassen, dass es keine Menschen waren. Diese Vierbeiner hatten ungefähr die Größe von Hunden.
    Leider waren es keine.
    Und jetzt sah er auch die gelblich schimmernden Augenpaare. Da wusste er, dass die Wölfe ihn gefunden hatten.
    Er sah vier Augen vor sich und hörte in seiner unmittelbaren Umgebung noch weitere Geräusche. Das Laub raschelte, wurde auch in die Höhe geworfen, je nachdem wie schnell die Tiere liefen.
    Rubin drehte sich auf der Stelle. Zwangsläufig recht langsam, weil das Laub ihn schon behinderte. Das Ergebnis dieser Bewegung war für ihn schockierend.
    Nicht nur zwei Augenpaare sah er, sondern gleich sechs. Es gab keinen Zweifel mehr. Sechs dieser Tiere hatten ihn eingekreist und glotzten ihn an.
    Dick Rubin konnte nicht sagen, wie er sich fühlte. Er wusste nur, dass er keine Chance hatte, aus dem Wald zu entkommen.
    Es war vorbei!
    Die Wölfe waren da. Sie standen starr. Da bewegte sich nichts an ihnen, abgesehen von ihrem Fell, über das der schwache Wind strich und die dünnen Härchen zittern ließ.
    Er atmete heftig. Bei jedem Luftholen spürte er, dass sich in seiner Brust etwas zusammenzog. Es wurde immer enger. Er zitterte. Schweiß rann über seine Oberlippe. Ein Tropfen verlor sich in seinem Mund. Er spürte den salzigen Geschmack auf der Zunge.
    Die Falle war zugeschnappt. Wenn er auch nur die Andeutung eines Fluchtversuchs unternahm, würden die Tiere sofort reagieren. Von den Gebissen der Wölfe zerfetzt zu werden, das wollte er auf keinen Fall.
    Deshalb blieb er auch weiterhin bewegungslos stehen.
    Es raschelte nichts mehr in seiner Nähe. Obwohl es nicht so war, kam ihm die Umgebung totenstill vor, was sich allerdings änderte, nachdem einige Sekunden verstrichen waren.
    Da drang erneut das Rascheln an seine Ohren!
    Dick Rubin konnte nicht mehr starrer werden, trotzdem hatte er das Gefühl, dass es so war.
    Und er glaubte, doppelt so gut hören zu können. Das Rascheln kam ihm jetzt lauter vor als sonst.
    Da kam jemand!
    Noch ein Wolf?
    Nein, das Rascheln klang anders. Außerdem sah er ein kaltes Licht. Es kam ihm vor wie der Kegel einer Taschenlampe,
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