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1583 - Das Mädchen und der Nakk

Titel: 1583 - Das Mädchen und der Nakk
Autoren: Unbekannt
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er seinen Kopf ein wenig nach vorn, als müsse er ein Ziel anvisieren.
    Mit seinem fast ausdruckslosen Gesicht und den starren Augen glich er einem gierigen Insekt, das auf Beute lauerte. „Ich weiß von nichts", versicherte Anjannin Tish hastig und zog sich dabei ein wenig zurück. „Und ich habe ihm auch nichts weggenommen. Ich habe ihn so, wie er jetzt ist, im Wald gefunden."
    Der Fremde antwortete nicht. Er schien auch gar nicht mehr an Anjannin Tish interessiert zu sein.
    Er achtete nur noch auf den Schneckenwurm. „Wer bist du?" fragte Anjannin noch einmal. „Mein Name ist Kair Elsam", erwiderte der Fremde. „Ich bin ein Biont."
    Er drehte sich plötzlich um und winkte.
    Zu Anjannins Erstaunen tauchten zwischen den Bäumen weitere Fremde auf.
    Sie waren alle anders, das konnte sie spüren, aber sonst hatten sie wenig miteinander gemeinsam. „Wir müssen ihn in die SIRNAM bringen!" befahl Kair Elsam. „Worauf warten wir dann noch?" fragte einer der anderen. „Sei vorsichtig!" rief Kair Elsam ihm zu.
    Aber der andere lachte nur.
    Er ging zu dem Schneckenwurm hin und legte die Hand auf den anscheinend schon fast leblosen Körper.
    Für einen Augenblick konnte Anjannin Tish an jener Stelle, an der der Schneckenwurm lag, eine Tür sehen.
    Eine sehr große Tür.
    Dieselbe Tür, durch die der Schneckenwurm nach Nobim gekommen war. „Nein!" schrie sie entsetzt. „Geh nicht hindurch! Sieh dich vor - dieses Tor kann dich festhalten!"
    Die Tür öffnete sich.
    Der Fremde schrie. Seine Stimme klang wie ein Echo über der Lichtung.
    Dann war der Fremde fort.
    Nur der Schneckenwurm lag noch immer an der alten Stelle. „Verdammt!" sagte Kair Elsam erschrocken. „Was war das?"
    „Eine Tür zu den Sternen", erwiderte Anjannin Tish.
    Es hörte sich kläglich an. „Und woher weißt du etwas von diesen Türen?"
    Anjannin hätte sich ohrfeigen können, als sie erkannte, daß sie sich verraten hatte. „Ich weiß es eben", versetzte sie patzig.
    In Gedanken legte sie sich bereits eine Geschichte zurecht, mit der sie alles erklären und doch nichts verraten konnte.
    Am besten würde es wohl sein, wenn sie wieder auf die bewährte alte Geschichte mit den Träumen zurückgriff.
    Das hatte bis jetzt noch jedesmal gewirkt.
    Daran, daß man sie dann für etwas verrückt hielt, hatte sie sich längst gewöhnt. „Heraus mit der Sprache!" befahl Kair Elsam. „Was ist das für eine Tür?"
    „Die, durch die Balinor gekommen ist", erwiderte Anjannin Tish vorsichtig.
    Kair Elsam sah aus, als würde er im nächsten Moment in die Luft gehen. „Balinor?" fragte er aufgeregt.
    Die anderen Fremden kamen näher - lauter alptraumhafte Gestalten, denen man ihre Andersartigkeit schon vom weitem ansehen konnte. Auch sie schienen sehr aufgeregt zu sein. „Balinor?" wiederholte Kair Elsam, als habe er Mühe, diesen Namen zu akzeptieren. „Hast du wirklich Balinor gesagt? Woher kennst du seinen Namen?"
    „Manchmal bist du aber auch wirklich zu dämlich!" fuhr einer der anderen Fremden dazwischen. „Sie war in Kontakt mit ihm - das merkt man doch. Sie muß von Bionten abstammen. Aber laßt uns die Sache zu Ende bringen, bevor Chukdar die Geduld verliert."
    Sie wandten sich wieder dem hilflosen Schneckenwurm zu. „Was habt ihr mit ihm vor?" fragte Anjannin Tish aufgeregt.
    Die Fremden antworteten nicht. Sie trugen Waffen bei sich, die sie auf den Schneckenwurm richteten. „Das dürft ihr nicht!" schrie Anjannin Tish in heller Panik. „Ihr könnt ihn doch nicht einfach umbringen! Er hat euch doch gar nichts getan!"
    „Sei nicht albern!" wies Kair Elsam sie streng zurecht. „Wir wollen ihn lediglich betäuben, damit wir ihn ins Schiff bringen und behandeln können, ohne daß er noch mehr Schmerzen erleiden muß."
    Anjannin schwieg beschämt, aber sie war immer noch mißtrauisch.
    Sie ging unbeirrbar neben Kair Elsam her.
    Vielleicht, so dachte sie, konnte der Schneckenwurm ihre Gegenwart irgendwie fühlen. Dann mochte es ihm ein gewisser Trost sein, daß Anjannin ihn nicht völlig im Stich ließ. „Du brauchst keine Angst zu haben!" rief sie ihm zu. „Sie werden dir nichts tun. Ich werde das nicht zulassen."
    Sie sah, daß Balinor sich bewegte.
    Erstaunlicherweise schien er die Fremden irgendwie wahrzunehmen.
    Und er reagierte auf sie. Aber er war ganz offensichtlich nicht sonderlich erfreut über die Tatsache, daß er und Anjannin Tish Gesellschaft bekommen hatten.
    Anjannin blieb vor Überraschung stocksteif stehen, als sie sah,
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