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1567 - Die Auserwählten

Titel: 1567 - Die Auserwählten
Autoren: Unbekannt
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kümmern. Du mußt wissen, daß mein Volk mir eine Insel geschenkt hat. Mein Kima-Strauch steht darauf. Weißt du, was ein Kima-Strauch ist?"
    „Ja, ich weiß es."
    „Dann verstehst du auch, warum ich dort sein sollte, nahe bei meinen Wurzeln. Und was tue ich statt dessen? Was will ich auf Ferrol? Keiner von uns kann sich entziehen."
    Bull hatte die Ellenbogen auf den Tisch gestemmt und stützte mit beiden Händen sein Kinn. „Früher war ich euch Friedensstiftern gegenüber immer mißtrauisch. Ich bin es heute mehr denn je; Bransor Manella bestärkt mich nur darin. Aber wenn früher alle so waren wie du heute, entschuldige ich mich.
    Dann habe ich mich geirrt."
    „Das schlimme ist, daß ich dir dein Mißtrauen nicht nehmen kann. Ebensowenig kann ich gegen mein Volk arbeiten. Deshalb schlage ich vor, wir wechseln das Thema. Ich habe dich zum Thort gebracht, dein Teil des Handels steht noch offen."
    „Du hast recht", meinte Bull. „Am besten beginne ich damit, wie wir damals auf dem Mond den abgestürzten Arkonidenraumer fanden. Die Besatzung folgte einer vagen Spur. Ihr Ziel war der Planet des Ewigen Lebens ..."
    Reginald Bull war ein guter Erzähler, dessen Gedankenreichtum sie ein ums andere Mal überraschte. Hagea lauschte lange Zeit.
     
    *
     
    „Neido, ich will jetzt Bescheid wissen."
    Ein erschöpfter Blick von tief unten traf Hagea. Ihre Schwester wirkte streitbarer und unausgeglichener denn je. Sie kam immer nur für kurze Zeit in die DARMIR und stellte sonderbare Berechnungen an, deren Sinn Hagea nicht verstand.
    Neido sah unwillig von ihrem Pult auf. „Aber Bransor Manella hat gesagt ..."
    „Stopp! Wem gehört deine Loyalität?"
    Hagea wußte genau, welch harte Frage sie stellte, doch sie konnte Neido die Unannehmlichkeit nicht ersparen. „Dir", antwortete ihre Schwester schließlich unwillig. „Also stelle deine Fragen."
    „Das habe ich schon getan! Ich will wissen, woran du für Bransor Manella arbeitest."
    „Wenn man es genau nimmt", sagte Neido mit allem Ernst, „sind wir eingebrochen. Wir haben uns Zugang zum Transmitterforum verschafft, ohne daß es jemand merken körinte."
    „Ihr habt was getan?"
    „Ja, Hagea, genau das! Aber mehr darf ich selbst dir nicht verraten."
    „Wo ist Bransor?"
    „Im Roten Palast, ich könnte dich zu ihm führen", erbot sich Neido bereitwillig. „Ja. Darum bitte ich. Und zwar jetzt sofort."
    Sie verließen die DARMIR und betraten durch das Hauptportal den Palast des Thort.
    Am nächsten Morgen sollte Manellas Transmittervorführung stattfinden; und der andere hatte bis jetzt seine dumme Ankündigung nicht zurückgenommen. Hageas Gefühl bei der ganzen Sache war schlecht.
    Sie sah beim besten Willen den Ausweg nicht, den Manella offenbar gefunden hatte.
    Neido erschien an der Schleuse mit einem schweren Handkoffer. Gemeinsam machten sie sich mit einem Gleiter auf den Weg. Niemand versperrte ihnen den Zugang zum Roten Palast, weil jedermann sich an die ein und aus gehenden Linguiden gewöhnt hatte. Binnen zehn Minuten erreichten sie jenen abgelegenen Flügel, in dem Hagea schon auf eigene Faust das Forum entdeckt hatte. Hundert Meter vor dem Ziel sah Hagea in einer Nische einen Mann von der COMANSOR stehen. Es war ein Wachtposten.
    Der Roboter Forum Aschwebte direkt am Eingang zur Halle. Er zeigte nicht das geringste Anzeichen einer Reaktion. „Was ist mit der Maschine?" fragte Hagea. „Wir haben den Syntron umprogrammiert, heimlich natürlich. Bis morgen früh reagiert er nicht mehr auf die Anwesenheit von Linguiden. Wir sind praktisch Luft für ihn, unsere Aktionen werden von ihm nicht aufgezeichnet. Und andere Überwachungsmechanismen existieren hier nicht.
    Wenn sich Ferronen nähern, schützt er wichtige Reinigungsarbeiten vor. Aber hierher kommt praktisch kaum jemand."
    In der Halle herrschte hektische Aktivität. Sechs Linguiden hatten einen der Käfigtransmitter bis auf einzelne Schaltungen zerlegt. In fieberhafter Arbeit versuchten sie, das Gerät wieder zusammenzusetzen. „Was ist hier los, Bransor?" Der andere trat aus dem Schatten eines zweiten Transmitters. „Äh, Hagea! Ich habe schon befürchtet, daß du herkommen würdest. Du kannst dir denken, daß ich es nicht sehr gern habe."
    Manella hatte wenig Schlaf bekommen, das sah sie. Die Haarlocke über seinem halbblinden Auge war verklebt, und die Sterntonsur, der er seinen Beinamen verdankte, war nur noch schlampig ausrasiert. „Ich kann mir überhaupt nichts denken", entgegnete sie.
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