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1567 - Die Auserwählten

Titel: 1567 - Die Auserwählten
Autoren: Unbekannt
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in seiner Argumentation nur zu deutlich das vorgegebene Schema.
    Tallaron war sich nicht einmal bewußt, wie genau er in anderen Worten Manellas Überzeugung wiederholte. „Du willst dich tatsächlich beugen, Tallaron?" Bulls Gesicht war vor Ärger dunkelrot angelaufen. „Das kannst du nicht tun! Du trägst Verantwortung!"
    Bransor Manella trat einen einzigen Schritt vor. Und doch reichte die kleine Geste, sämtliche Blicke im Saal auf sich zu ziehen. „Verantwortung tragen heißt nicht, ewig dieselbe Fehlentscheidung zu treffen. Ein vermeintlich kleines Übel wählen heißt nicht, daß der rechte Weg nicht existiert."
    „Du bist ein Schwätzer, Manella!" rief Reginald Bull zynisch. „Du willst mit deinen Freunden die Milchstraße neu ordnen? Du?"
    Manella versteifte sich plötzlich. Das Wort Schwätzer hatte ihn tief getroffen. Deutlich erkannte Hagea sein angeschlagenes Gleichgewicht - einem solchen Tonfall sahen sich Linguiden nicht oft gegenüber. Ebenso selten war es, daß ein Wesen wie der Terraner sich der linguidischen Überzeugungskraft so weit entziehen konnte. Daran erkannte Hagea, wie stark Bulls Wille ausgeprägt war, wie sehr seine Überzeugungen gefestigt waren.
    Oder sollte sie es Starrsinn nennen? Geistige Unbeweglichkeit? „Jawohl, ich! Wir Friedensstifter haben das ewige Leben erhalten! Und dir und deinen Freunden ist es entzogen worden! Ohne Grund, denkst du? Denk an die Kriege, die immer wieder diese Galaxis überziehen. Ihr wart unfähig, Dauerhaftes zu erschaffen!"
    „Unfähig?" höhnte Bull weiter. „Und auf wessen Konto geht das Galaktikum? Wer hat Monos’ Sturz bewirkt? Ihr Friedensstifter jedenfalls gewiß nicht."
    „Wir werden etwas bewirken, was besser ist als das."
    „Dazu seid ihr niemals imstande, sage ich! Die Linguiden sind Seifenblasen! Sie werden zerplatzen, wenn es ernst wird. Das bedingt schon eure Biologie. Wenn ihr so überlegen seid, wie ihr scheinen möchtet, was ist dann mit eurem Kima?"
    „Unser Kima", antwortete Bransor Manella würdevoll, „unterscheidet uns von den anderen Rassen.
    Es beinhaltet auch das Potential, einen tödlichen Kreislauf durch Frieden zu überwinden."
    „Ach ... Und wie kommt es dann, daß schon ein simpler Transmittertransport dieses Kima zerstört?
    Daß ihr dann zu lallenden Idioten werdet, die höchstens noch zum Unkrautrupfen taugen? Das zeigt die grundsätzliche Schwäche der Linguiden auf. Ihr sollt euren Platz in der Völkergemeinschaft haben. Aber nicht als führendes Volk, sondern als eines unter vielen. Eure Unvollkommenheit zeigt, wie ihr scheitern müßt!"
    „Dumme Worte sind das, Reginald Bull. Sehr dumme Worte."
    Hagea fühlte sich unfähig, in das Gespräch einzugreifen. Sie sah mit lähmendem Entsetzen das Zittern, das Bransor Manella erfaßt hatte. Als Stern von Verehost hatte er sich den Ruf unerschütterlicher Ruhe erworben. Und nun? Wie war es möglich, daß der andere so heftig reagierte? Hatte er sich so sehr in seinen Dünkel verrannt, daß er die Wahrheit nicht mehr sehen konnte?
    Und daneben stand Tallaron, plötzlich schwankend in seiner Überzeugung. Manellas Verwundbarkeit zerstörte die Früchte seiner Arbeit.
    Bull lachte triumphierend. „Ich sage die Wahrheit, und du weißt es."
    „O nein ... Reginald Bull, höre gut zu: Ich trage eines der Geschenke von ES. Der Aktivator ist mir nicht umsonst verliehen worden. Die Günstlinge des Unsterblichen verlieren ihr Kima nicht. Ein Transmittertransport kann mir nichts anhaben. Jetzt nicht mehr, verstehst du?"
    Ungläubig beobachtete Hagea das Spektakel. Sekundenlang hatten Bull und Manella die Rollen getauscht. Der Terraner trieb den Friedensstifter in die Enge - bis er ihn da hatte, wo er ihn haben wollte. Und nun schnappte die Falle zu. „So?" fragte der rothaarige Mann lauernd. „Warum beweist du es dann nicht? Gehe durch einen Transmitter!
    Beweise, daß ihr Linguiden euch mit der Völkergemeinschaft auf eine Stufe stellen dürft!"
    Bull redete Unsinn, und Hagea wußte es. Aber Bransor Manella war schon zu sehr in seinem Gedankengebäude gefangen, als daß er noch hätte umkehren können. „Ich werde es beweisen", brachte der Friedensstifter zitternd vor Wut heraus. „Und ihr alle sollt meine Unverwundbarkeit erleben. - Tallaron! Mein Freund, ich bitte dich, uns Transmitter zur Verfügung zu stellen. Ist das möglich?"
    „Gewiß", gab der Thort verwirrt zurück. Dem Ferronen war anzusehen, daß seine Überzeugung ins Wanken geraten war. „Was wäre
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