Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1562 - Totentanz im Tanga-Club

1562 - Totentanz im Tanga-Club

Titel: 1562 - Totentanz im Tanga-Club
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht. Die Blonde hielt nicht an. Sie ging so weit vor, bis sie die Mitte des Gastraums erreicht hatte. Dort hielt sie an und ließ die linke Hand des Mannes los. Der Arm fiel nach unten und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem alten Holzboden.
    Es gab wohl niemanden, der in diesen Augenblicken nicht den Atem anhielt. Eine tiefe und unnatürliche Stille breitete sich aus. Sie blieb aber nicht lange bestehen.
    Irgendwann muss ein Mensch Atem holen.
    Das geschah auch hier, und die Geräusche waren in diesem Fall überdeutlich zu hören.
    Auch ich hatte meinen leichten Schock überwunden und gehörte zu den Gästen, die sich zuerst bewegten. Ich drehte meinen Kopf etwas nach rechts, weil ich zu den drei Männern an dem runden Tisch hinschauen wollte.
    Sie saßen noch dort. Keiner hatte es gewagt, sich von seinem Platz zu erheben.
    Sie saßen da wie versteinert. Keiner vollführte auch nur die geringste Bewegung.
    Ihre Blicke waren einzig und allein auf die halbnackte blonde Frau und den blutenden Mann gerichtet, der leise anfing zu stöhnen.
    Ich warf einen Blick in sein Gesicht und entdeckte dort die blutenden Stellen, die ihm mit einem scharfen Gegenstand beigebracht worden sein mussten.
    Die Kellnerin schlug ein Kreuzzeichen. Ansonsten hielt sie ihren Mund. Das galt auch für die Gäste, die wie festgeklebt auf ihren Stühlen hockten und ebenfalls nicht wagten, auch nur mit den Augenlidern zu zucken.
    Die Tür war nicht geschlossen. Während die Anwesenden sich auf die Frau und den Verletzten konzentrierten, schaute ich zum Ausgang hin und sah mehr als die Gäste.
    Draußen warteten weitere Gestalten. Wenn mich nicht alles täuschte, waren es drei Frauen, die ebenso knapp bekleidet waren und noch nicht eintraten, weil sie vielleicht auf ein Zeichen warteten.
    Der Wirt konnte sich nicht mehr zurückhalten. Er beugte sich über die Theke hinweg und brachte seine Lippen nah an mein Ohr.
    »Was bedeutet das? Die kommt doch aus dem Tanga-Club, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und weiter? Meinen Sie, dass Larry nicht der Einzige bleiben wird, den sie sich holen?«
    »Ja, das glaube ich. Wenn Sie zur Tür schauen, sehen Sie noch drei andere Frauen.«
    »Scheiße!«
    Er hatte das letzte Wort lauter ausgestoßen. Es war möglich, dass die Blonde uns gehört hatte, denn sie drehte den Kopf und schaute uns an.
    Das Licht war hell genug, dass ich auch ihre Augen sehen konnte. In ihnen war ein kalter und irgendwie nicht mehr menschlicher Ausdruck. Ich empfand den Blick als leer.
    Ich wollte nicht, dass die Stille noch länger anhielt.
    Meine Frage unterbrach sie. Obwohl ich nur halblaut sprach, wurde ich bis in die letzte Ecke gehört.
    »Was soll die Show?«
    Für einen Moment herrschte wieder absolute Stille, dann hatte sich die Blonde gefangen.
    »Du bist John Sinclair, nicht wahr?«
    Ich nickte. »Und wer bist du?«
    Sie ging auf diese Frage nicht ein, sondern spulte ihre Antwort ab.
    »Ich soll dir bestellen, dass du dich raushalten sollst. Es ist eine Sache, die dich nichts angeht. Hier haben Menschen Schuld auf sich geladen, und dafür müssen sie bezahlen. Den Ersten habe ich mir geholt, die anderen Schuldigen werden folgen. Meine Schwestern warten nur darauf.«
    »Wer hat das gesagt? Assunga?«
    »Ja, sie hat uns freie Hand gelassen. Die Flammen haben gelodert, aber sie werden nicht mehr brennen, das kann ich dir schwören.«
    »Danke für den Ratschlag. Aber Assunga sollte wissen, dass ich nicht auf diese Spiel eingehen werde.«
    »Dann hast du Pech gehabt.«
    Sie ließ mich in Ruhe und kümmerte sich um die drei Männer am runden Tisch. Zu sagen brauchte sie nichts. Die Männer wussten, dass sie nur ihretwegen gekommen waren, und sie duckten sich, als hätten sie Schläge erhalten.
    »Himmel, man muss was tun!«, flüsterte der Wirt hinter mir. »Das ist doch unmöglich. Die Leute können doch nicht einfach so gekillt werden! Warum denn?«
    »Falls Sie es vergessen haben, sie haben eine Frau aus dem Club verbrannt. Ich habe ihre Reste entdeckt. Aber sie haben sich an der Falschen vergriffen.«
    Rocky stöhnte. »Und deshalb sollen sie sterben?«
    »Ja. Die Gesetze der anderen Seite sind knallhart.«
    »Verdammt, wer sind denn diese Weiber? Menschen? Ja, sie sehen so aus, aber ich glaube eher, dass es keine richtigen sind.«
    »Sie nennen sich Hexen.«
    Der Wirt keuchte. »Und?«
    »Ich muss Ihnen leider sagen, dass es der Wahrheit entspricht.«
    »Dann gehören sie also doch auf den Scheiterhaufen.«
    Dazu sagte ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher