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156 - Auf dem roten Planeten

156 - Auf dem roten Planeten

Titel: 156 - Auf dem roten Planeten
Autoren: Jo Zybell
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Schweigens atmete Cansu Alison Tsuyoshi tief durch und stand auf. »Magister Ginkgoson, hiermit beauftrage ich Sie, die Kommandantin der PHOBOS festzunehmen und hierher in den Ratssaal zu bringen. Wir haben ihr einige Fragen zu stellen.«
    Neronus Ginkgoson bestätigte mit einem Kopfnicken und erhob sich.
    »Sie, Submagister Bergman, sind mitverantwortlich für die geglückte Flucht des Barbaren. Sie und die Wacheskorte des Entflohenen werden auch mitverantwortlich dafür sein, dass er wieder eingefangen wird. Tot oder lebendig.« Cansu Alison blickte in die Ratsrunde. »Ich denke, keiner von Ihnen wird nach all dem, was wir hier hören mussten, weiterhin daran zweifeln, dass diese Kreatur den Frieden auf dem Mars bedroht. Maddrax muss weg!« Einige senkten betreten die Köpfe, doch niemand widersprach. »Und den Fluchthelfern wird der Prozess gemacht!«, rief die Präsidentin. »Sie kommen vor Gericht, mögen sie aus dem Hause Tsuyoshi oder aus dem Wald stammen!«
    »Wir müssen sehr vorsichtig vorgehen.« Die Ratsdame Merú Viveca Saintdemar hob mahnend den Zeigefinger. »Jeder Fehler kann zum Ausbruch eines erneuten Bruderkriegs führen.«
    »Den ersten Fehler haben die Separatisten gemacht«, entgegnete die Präsidentin kühl und vieldeutig. Und dann, an die Adresse ihres Beraters: »Ich bitte dich, Carter Loy, das Kommando über eine Exekutivgruppe zu übernehmen, die sofort zur Baumsiedlung dieses Windtänzer aufbricht. Submagister Bergman und sein Team werden dich begleiten.«
    »Selbstverständlich«, sagte Carter Loy.
    Cansu Allison wandte sich an das Plenum. »Ihr Einverständnis vorausgesetzt, werde ich sofort verfügen, dass die Patrouillen in den Grenzgebieten der Terraformingzone verdreifacht werden.« Nacheinander nickten Räte und Berater.
    »Sie haben unsere volle Unterstützung, Dame Ratspräsidentin«, meldete sich nun auch Ettondo Lupos Gonzales zu Wort. »Der Halbbarbar von der Erde muss so schnell wie möglich unschädlich gemacht werden!« Der schnurrbärtige Mann mit dem teerschwarzen Haardutt unterstrich jedes Wort mit einer Geste seiner geballten Faust.
    Seine Beraterin machte eine grimmige Miene und nickte beifällig. »Breitet der tödliche Virus sich nicht schon aus, den er in unsere geliebte Heimat eingeschleppt hat? Erschüttern nicht schon Intrigen, Feindschaft und Hinterlist den Frieden auf dem Mars? Zögern wir nicht, verehrte Ratsdamen und Ratsherren! Machen wir dem Spuk rasch ein Ende!«
    ***
    Aus dem Salon strömte Musik auf die Terrasse. Sie vergaßen die Zeit, sie vergaßen sich selbst, sie tanzten. Manchmal, während sie sich drehten, winkten sie in die Suite hinein, wo sie durch die offene Tür des Reinigungsraums hindurch ihre Mutter und Großmutter im grünen Schaum des Bassins liegen sahen. Manchmal ließ das Mädchen Maya Joys Hände los, kletterte auf den Blumentisch und spähte über die Balustrade auf das Stadtpanorama hinunter. Ihre Mutter tanzte dann allein weiter.
    Drei Tage lebte Nomi jetzt hier oben, und noch immer lief sie mindestens zwei Mal in der Stunde auf die Terrasse, um diesen Wald aus Gebäuden zu betrachten. Mayas Tochter konnte sich nicht satt sehen an dem bunten Heer von Häusern, an den gigantische Pyramiden, den Spindeltürmen, den hängenden Parkplattformen, an geschwungenen Stegen über Häuserschluchten, an Kuppelbauten, Terrassenanlagen und an den blauen Luftschiffen über und zwischen den Bauwerken.
    Das Kind war im Wald aufgewachsen. Die Stadt musste ihm vorkommen wie ein Märchenland.
    Wenn sie die Eindrücke von Elysium in sich eingesogen hatte, sprang Nomi wieder vom Tisch, fasste die Hände ihrer Mutter und tanzte weiter.
    Sie sahen sich so Selten, und jedes Mal, wenn Maya Joy von der Erdmondstation zum Mars zurückkehrte und ihre Mutter mit Nomi aus dem Wald zu ihr in die Spindelturm-Suite kam, schnürte es ihr das Herz zusammen: Wieder war ihre Tochter ein Stück gewachsen, wieder war ihr Blick rätselhafter und ihre Art zu sprechen reifer; wieder war sie ihr ein Stück fremder geworden. Meist fanden sie dann im Spiel zusammen, oder im Tanz, so wie jetzt.
    Von Trommelrhythmen und wilden elektronischen Klängen ging die Musik in sanfte, perlende Akkorde eines Saiteninstrumentes über. Tochter und Mutter schlangen die Arme umeinander und drehten sich langsam. Maya Joy drückte Nomis Kopf an ihre Brust. Viel fehlte nicht mehr, und sie würde ihr Kinn auf den Scheitel des Mädchens legen können.
    Vielleicht, wenn sie das nächste Mal vom
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