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1552 - Erzfeind der Hölle

1552 - Erzfeind der Hölle

Titel: 1552 - Erzfeind der Hölle
Autoren: Jason Dark
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aber das änderte sich, als Sarrazin die Arme anhob.
    Jetzt weiteten sich die Augen des jungen Mannes. Auch sein Mund öffnete sich. Ein leises Zischen drang über seine Lippen und auch ein Stöhnen. Was er sah, wollte er kaum glauben.
    Sarrazin hielt ein Messer in den Händen. Er hielt den Griff umfasst und mit zwei Fingern der anderen Hand die Messerspitze. Er hob die Klinge an, bis sie seinen Mund erreichte.
    Dann küsste er sie voller Inbrunst!
    ***
    Tom Pisulski glaubte, sich in einem falschen Film zu befinden. Wenn sich Sarrazin jetzt umgedreht hätte, dann wäre Tom nicht mehr schnell genug weggekommen. Er war einfach nicht mehr fähig, sich zu bewegen. Dieser so ungewöhnliche Anblick hatte ihn in eine regelrechte Starre fallen lassen.
    Sekunden vergingen, und der Pole hielt noch immer die Klinge gegen seine Lippen gedrückt.
    Es war zum Lachen und zugleich zum Weinen. Für Tom war es ein unmögliches Bild.
    Auch Sarrazin bewegte sich nicht. Er schien ebenfalls in eine Starre verfallen zu sein, aus der er sich dann plötzlich löste. Die Hände mit dem Messer sanken ruckartig der Tischplatte entgegen.
    Ebenso schnell ging Tom Pisulski in die Knie. Er war froh, rechtzeitig reagiert zu haben. Wenn Sarrazin jetzt zum Fenster schaute, würde er nichts sehen.
    Pisulski zitterte. Das Bild hatte ihn stark mitgenommen. Wie konnte ein Priester nur ein Messer küssen! Ein Kreuz so zu behandeln wäre normal gewesen, aber ein Messer, mit dem man einen Menschen umbringen konnte, zu küssen, das wollte ihm nicht in den Kopf.
    Das war der reine Wahnsinn, und bei Tom zeichnete sich jetzt ein klares Bild ab.
    Er wusste nun Bescheid, wer Ellen Lissek getötet hatte. Sie war durch einen Messerstich ums Leben gekommen…
    Tom hätte am liebsten losgeschrien, doch er riss sich zusammen. Es brachte nichts, wenn er jetzt die Nerven verlor. Er musste cool bleiben, und er wusste auch, dass es die größte Bewährungsprobe in seinem Leben war. Wenn er jetzt die Nerven verlor, war alles aus.
    Keiner wusste über Sarrazins wahre Identität Bescheid. Nur er gehörte zu den Wissenden, und daraus musste er seine Konsequenzen ziehen.
    Aber ich allein?
    Der Gedanke daran kam ihm plötzlich schrecklich vor. Er musste davon ausgehen, dass Sarrazin stärker war als er. Und er war auch bewaffnet.
    Was tun?
    Ein lauter Knall ließ ihn zusammenzucken. Es hatte niemand geschossen, denn kurz nach dem Knall hörte er die hastigen Schrittgeräusche auf dem schmalen Plattenweg, der vom Pfarrhaus zur Kirche führte. Jetzt wusste er auch, was der Knall zu bedeuten hatte.
    Sarrazin hatte das. Haus verlassen und die Tür fest hinter sich zugeschlagen. Wo ging er hin?
    Tom fand den Mut, seinen Platz zu verlassen. Er lief auf die Hausecke zu und sah, dass Sarrazin auf die Kirche zuging. Es traf genau das zu, was sich Pisulski schon gedacht hatte. Sarrazin ging nicht an der Kirche vorbei, sondern auf die Eingangstür zu und war wenig später in dem kleinen Gotteshaus verschwunden.
    Tom Pisulski atmete tief durch. Endlich konnte er das einigermaßen befreit tun. Die direkte Gefahr war gebannt, jedoch nicht die Gefahr an sich. Seiner Meinung nach befand sich ein Mörder noch immer auf freiem Fuß, und dagegen musste er etwas unternehmen.
    »Das packe ich nicht«, flüsterte er. »Sarrazin geht über Leichen, und ich will nicht sterben.«
    Aber er sah trotzdem eine Chance für sich. Sie lag auf der Hand. Er hätte schon vorher daran denken können.
    »John Sinclair und sein Kollege«, flüsterte er. »Genau das ist es doch.«
    Er hatte die Nummer von seinem Büro, und hastig tippte er die Zahlenfolge ein.
    Der nächste Stein fiel ihm vom Herzen, als er hörte, dass abgehoben wurde. Mit dem Namen der Frau konnte er nichts anfangen, aber sie wusste Bescheid, kaum dass er die ersten Sätze gesprochen hatte.
    »Sie können mir alles sagen, Mr Pisulski, ich bin informiert.«
    »Gut. Erklären Sie Ihren Kollegen, dass sie so schnell wie möglich zur polnischen Kirche kommen sollen.«
    »Verstanden. Und weiter?«
    »Nur zur Kirche.«
    »Und wo werden Sie sein?«
    »Auch dort.«
    Glenda fragte genauer nach. »In der Kirche oder…«
    Pisulski entschied sich blitzschnell. »Sagen Sie ihnen, dass ich in der Kirche sein werde.«
    »Gut.«
    Pisulski unterbrach die Verbindung. Er lauschte in sich hinein und spürte, dass er sich jetzt wohler fühlte.
    Er hatte gesagt, dass er in der Kirche warten würde, und genau das hatte er auch vor, auch wenn ihm das Herz bis zum Hals
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