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1552 - Erzfeind der Hölle

1552 - Erzfeind der Hölle

Titel: 1552 - Erzfeind der Hölle
Autoren: Jason Dark
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seine Augen, aber ich erkannte den Wahnsinn darin. Dieser Mensch war nicht mehr mit normalen Maßstäben zu messen. Er gehörte nicht mehr in diese Welt.
    Plötzlich schrie er auf.
    Wir sahen das Zucken und reagierten. Aus der kurzen Entfernung hatten wir uns dasselbe Ziel ausgesucht, ohne uns abgesprochen zu haben.
    Zugleich krachten unsere Pistolen.
    Zwei Kugeln, zwei Treffer.
    Die Geschosse jagten in die Schulterbögen hinein. Sarrazin kam nicht mehr dazu, sein Messer nach unten zu rammen. Die Kugeleinschläge schleuderten ihn zur Seite, und er kippte nach rechts den Stühlen entgegen.
    Er wimmerte.
    Das Messer hatte er nicht losgelassen. Aus seinen beiden Wunden floss das Blut, und sein bleiches Gesicht sah aus wie eine Totenmaske, deren Mund nicht geschlossen war.
    Wir hörten ihn keuchen, denn er war nicht bewusstlos geworden.
    Ich warf einen Blick auf Tom Pisulski. Er hatte sich etwas gedreht und dabei seine Arme ausgestreckt, wobei er beide Hände auf die Stichwunde am linken Oberschenkel drückte. Unter dem Bein breitete sich eine Blutlache aus.
    Ich wollte mich um ihn kümmern, aber es ging nicht, denn Sarrazin meldete sich. Er lag auf dem Rücken. Er verzerrte seinen Mund und spie uns die Worte entgegen: »Ich - ich bin es doch! Ich bin doch euer Engel! Ich will euch von der Hölle befreien! Ich bin der Nachfolger des Erzengels Michael. Ich und kein anderer!«
    Es waren Worte, wie sie kein normaler der Mensch aussprechen konnte.
    Dahinter steckte etwas, das er sich in seinem Wahn eingebildet hatte. Er sah sich als die Wiedergeburt des Erzengels Michael, dessen Zeichen sich auf meinem Kreuz befand.
    »Die Menschen begreifen nichts. Sie wollen mich töten, statt zu mir zu kommen, um die Wahrheit über die Hölle tu erfahren!«
    Dass er schwer verletzt war, schien ihm nichts auszumachen. Seine Augen waren verdreht und dabei zur Decke gerichtet, als würde er von dort seine allerletzte Hilfe erwarten.
    Etwas war plötzlich da. Ein Licht, ein heller Schatten, ein Schemen. Suko und ich hatten nicht gesehen, woher er gekommen war, aber wir zuckten zurück.
    Zugleich meldete sich mein Kreuz. Es strahlte keine Hitze von ihm ab, es war ein wunderbar warmes Gefühl, das mich überkam und mir eine so tiefe Sicherheit gab.
    Das Licht verwandelte Sarrazin in eine helle Figur. Es blieb nicht auf seinen Körper allein beschränkt. Es überwand sehr leicht seine Hülle und drang in ihn ein.
    »Bist du da, Michael?«, schrie er jammernd und zugleich hoffnungsvoll.
    Ob er eine Antwort erhielt, wussten wir nicht. Wir jedenfalls hörten keine.
    Dafür bäumte sich der Körper auf. Wir schauten in sein Inneres hinein, das von einem hellen Licht erfüllt war. Es stammte nicht aus dieser Welt, das war uns klar. Schwebte Sarrazin?
    Nein, es sah nur so aus. Er lag noch am Boden, aber er wirkte so schwerelos durch die Helligkeit.
    »Du bist bei mir, nicht? Du bist da - oder?«
    Auch auf die letzte Frage erhielt er keine Antwort. Auch wir nicht, und ich spürte, wie das gute und warme Gefühl von meiner Brust verschwand und die Normalität wieder Einzug hielt.
    Es gab keinen hellen Körper mehr. Es gab nur einen normalen, auf den Suko und ich schauten.
    Und der bewegte sich nicht mehr.
    »Er ist tot«, sagte ich.
    Suko nickte. »Aber nicht durch unsere Schüsse, John. Wer ist dann sein Mörder?«
    »Denk, was du willst. Ich weiß es nicht genau. Jedenfalls wird er keinen Menschen mehr töten…«
    ***
    Suko war es, der sich um den Verletzten kümmerte.
    Tom Pisulski konnte es noch nicht richtig fassen, dass er gerettet worden war. Er sprach zwar, doch diese Sätze hörten sich leicht verwirrt an.
    Suko redete beruhigend auf ihn ein.
    Ich telefonierte mit dem Notarzt.
    Danach führte ich ein weiteres Gespräch.
    »Tanner!«, meldete sich mein Freund mit brummiger Stimme.
    »Ich bin es nur.«
    »Okay, wie weit bist du?«
    »Du kannst den Fall zu den Akten legen. Ich - oder wir - haben den Killer gestellt.«
    »He! Und wer ist es?«
    »Frag lieber, wer es war. Er ist tot.«
    »Okay, und wer war es?«
    »Ein wahnsinnig gewordener Priester. Auch das kommt vor«, antwortete ich.
    Eine kurze Pause. Dann flüsterte Tanner: »Ist die Welt denn völlig verrückt geworden?«
    »Ja«, sagte ich, »manchmal habe ich schon das Gefühl…«
    ENDE
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