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1552 - Erzfeind der Hölle

1552 - Erzfeind der Hölle

Titel: 1552 - Erzfeind der Hölle
Autoren: Jason Dark
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schlug…
    ***
    Der Streetworker öffnete die Tür, die wie immer in den Angeln quietschte. Das Geräusch war bis zum Altar zu hören, doch es ließ sich nicht ändern, denn es gab keinen anderen Zugang.
    Wer die Kirche zum ersten Mal betrat, der konnte das Gefühl haben, in eine Höhle zu gelangen. Durch die kleinen Fenster drang nur wenig Tageslicht. Da blieben die Wände von einem geheimnisvollen Dämmer bedeckt. Die Gemälde dort, deren Motive sowieso düster waren, schienen dabei in das Gestein hineinzutauchen, als wollten sie nicht mehr gesehen werden. Alles war so anders als in den sonstigen Kirchen, die er kannte. Es musste einem gläubigen Menschen fremd vorkommen, denn wer hier hineinging, der konnte keinen Trost erwarten.
    Es war kalt, und es war feucht. Vor den Lippen dampften die Atemwolken, und unter Toms Schuhsohlen knirschte es.
    Es gab einen Mittelgang. Bänke hatte man nicht gekauft. Rechts und links des Ganges standen deshalb Stühle, die allesamt unterschiedlich aussahen. Sie waren von den Gemeindemitgliedern gespendet worden.
    Weiter vorn stand der Altar. Nur eine schlichte Steinplatte, die ebenfalls im Dämmerlicht verschwand. Es gab keinen Blumenschmuck. Blumen waren im Winter zu teuer. Erst im Sommer würde sich das Bild verändern.
    Elektrisches Licht fehlte völlig. Aber das Ewige Licht brannte. Es stand an der rechten Altarseite und sah aus wie ein ferner roter Stern.
    Wo steckte Sarrazin?
    Tom war hinter den ersten Stühlen stehen geblieben und suchte nach ihm. Auch wenn sich seine Augen inzwischen an die Dämmerung gewöhnt hatten, er sah ihn nicht.
    Er hatte damit gerechnet, dass der Priester vor dem Altar auf der einzelnen Stufe kniete. Doch dort war er auch nicht. Und in eine Sakristei konnte er sich auch nicht zurückziehen, da es eine solche nicht gab.
    Als Pisulski den Kopf nach rechts drehte, traf sein Blick auf den Beichtstuhl. Er kannte ihn gut, denn er hatte bereits viele Male darin gekniet.
    War er leer?
    Er konnte seinen Blick nicht von ihm lösen. Dabei rann ein Schauer über seinen Rücken. Was ihm vor Kurzem noch so vertraut gewesen war, erschreckte ihn nun.
    Er wollte trotzdem hin und nachschauen, denn irgendwo musste sich Sarrazin ja befinden. Die Drehung nach rechts, dann schritt er hinter der letzten Sitzreihe entlang auf den Beichtstuhl an der Wand zu. Seine Lippen bildeten einen Strich, so hart hielt er sie zusammengepresst.
    Als er den letzten Stuhl an der Außenseite der Reihe erreicht hatte und sich direkt dem Beichtstuhl zuwenden wollte, hörte er die Stimme, die ihm entgegenschallte, obwohl der Mann nicht mal laut sprach.
    »Willst du beichten, Tom?«
    Pisulski war so überrascht, dass ihm so schnell keine Ausrede einfiel.
    »Ja, das will ich.«
    »Dann komm her. Ich warte auf dich.«
    Es hatte wie eine Drohung geklungen, und Tom schalt sich einen Narren, dass er so geantwortet hatte. Aber sein Denken war nicht mehr normal. Etwas störte ihn in seinen Überlegungen. Es war ein großes Durcheinander in seinem Kopf.
    Er ging auf den Beichtstuhl zu, der von zwei Seiten betreten werden konnte. Und er kam sich dabei vor, als hinge er an einem unsichtbaren Faden, den jemand von der anderen Seite zog, um ihn in das kleine Sündenhaus zu zerren, in dem ihm dann durch den Priester vergeben wurde.
    Der Beichtstuhl teilte sich in zwei Hälften. In der Mitte befand sich eine Trennwand. Dahinter saß der Priester, der dort mehr Platz hatte als die armen Sünder, die sich in die Nische auf der anderen Seite quetschen mussten.
    Tom Pisulski betrat die rechte Seite und kam sich augenblicklich vor wie in einem Käfig gefangen, auch wenn es hinter ihm keine Tür gab. Er musste sich hinknien und spürte die Härte der Holzbank.
    »Ich bin da…«
    »Das sehe ich, mein Sohn.«
    Tom schaute auf die Scheibe, hinter der sich der Priester aufhielt. Sie war durchlöchert und mit einer dünnen Sprechmembrane versehen. Dahinter zeichnete sich das Gesicht des Priesters nur sehr schwach ab, wie ein flüchtiger, aber dennoch kompakter Schatten. Ein bleiches Bild aus den Untiefen einer anderen Welt.
    Tom hatte einen trockenen Mund bekommen. Er wusste nicht, wie er beginnen sollte, und das schien auch Sarrazin zu merken, denn er baute ihm eine Brücke.
    »Was hast du mir zu sagen, mein Sohn?«
    Tom stieß die Luft aus. »Einiges.«
    »Bitte, ich höre dir zu. Deshalb sitze ich ja hier, aber das weißt du selbst.«
    »Es geht um Mord.«
    Sarrazin schwieg. Er schien wohl überrascht zu sein. Als
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