Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1552 - Erzfeind der Hölle

1552 - Erzfeind der Hölle

Titel: 1552 - Erzfeind der Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
abgelenkt, denn auch Sarrazin hatte seinen Beichtstuhl verlassen und kam auf ihn zu. Das Messer hielt er nicht in der Hand. Es war auch nicht möglich, denn die Klinge steckte in Toms linkem Oberschenkel. Sie war dort tief eingedrungen. Es quoll kaum Blut aus ihr hervor. Nur ein recht dünner Streifen war zu sehen.
    Sarrazin war die letzten Schritte gegangen und blieb dicht vor Tom Pisulski stehen. Er traf keinerlei Anstalten, Messer aus dem Oberschenkel zu Lehen. Er beugte sich nur weiter vor, und auf seinem Gesicht zeigte sich ein faunisches Grinsen.
    Bs war deshalb zu sehen, weil durch ein nahes Fenster das Tageslicht sickerte und beide Menschen mit seinem schwachen Schein erreichte.
    Nicht nur das Grinsen fiel dem Verletzten auf. Er sah auch den irren Ausdruck in den Augen des Priesters, der zu einem Wahnsinnigen gepasst hätte.
    War dieser Mann tatsächlich wahnsinnig? Das hohe Kichern wies darauf hin.
    Tom sah auch das Nicken, das ihm galt.
    »Da liegst du nun auf dem Boden - hahaha…« Er ballte die Hände. »Du hast mich vernichten wollen. Du wolltest, dass ich hinter Gitter komme, aber dahinter habe ich in Polen lange genug gesessen. Ich war eingesperrt, ich war allein, und da habe ich das wirkliche Beten gelernt. Ich wurde plötzlich erleuchtet. Ich sah den Himmel, ich sah die Engel, und an ihrer Spitze den Erzengel Michael. Er gab mir den Auftrag, die Hölle zu bekämpfen. Ich bin sein Vertreter hier auf Erden. Ich suche den Teufel und seine Diener. Wenn ich sie gefunden habe, werden sie ausgelöscht, denn ich führe den Kampf, mit dem alles begann, fort. Ich konnte aus der Klinik ausbrechen und bin nun frei.«
    »Nein«, keuchte Tom Pisulski. »Sie sind nicht frei, Sarrazin. Sie sind einfach nur besessen. Da können Sie sagen, was Sie wollen. Sie sind und bleiben dem Wahnsinn verfallen.«
    Sarrazin knurrte, und es hörte sich an wie bei einem Tier.
    »Du wagst es, mir so etwas zu sagen, du Lumpenhund? Ich glaube, dass auch dich der Leibhaftige bereits umgarnt hat. Aber das lässt sich ändern. Ich gebe dir noch eine Chance. Du kannst deine letzte Beichte ablegen, dann ich es vorbei.«
    »Ich soll beichten?«, kreischte Tom. »Ich? Nein, du musst eine Mörderbeichte ablegen. Vielleicht verzeiht man dir, vielleicht auch nicht.«
    Sarrazin spie aus. »So etwas habe ich von dir erwartet. In dir steckt bereits das Höllische. Du weißt es nur noch nicht, aber ich weiß es, und deshalb wirst du auf dieser Welt nicht länger verweilen. Deine Seele würde keinen Frieden finden. Sie wird eingehen in die ewige Verdammnis. Dort lernt sie Heulen und Zähneknirschen kennen, bis in alle Ewigkeiten. Du wirst Qualen erleiden, an die du zuvor nicht mal gedacht hast. Und ich werde meine Freude haben und dann in Ruhe weiterziehen. Ich suche den Teufel und seine Diener überall, und ich weiß auch, wo ich sie finden werde. Ja, so wird es sein.«
    Tom Pisulski konnte keine Antwort mehr geben. Wenn es eine Hölle gab, dann existierte sie auch auf Erden, denn er glaubte, bereits in ihr zu stecken.
    Ja, das war die Hölle. Das war das Grauen - und es war sein Ende als Mensch.
    Sarrazin bückte sich noch tiefer. Dabei streckte er seine rechte Hand aus. Er wollte den Griff des Messers umfassen, was er auch tat. Dann zog er die Klinge mit einem Ruck aus dem Oberschenkel.
    Erst jetzt war der Schmerz richtig da.
    So etwas hatte Tom Pisulski in seinem Leben noch nie verspürt. Sein Bein schien in Flammen zu stehen, die alles in ihm verbrannten. Er glaubte, kein Bein mehr zu haben. Er schaute auch nicht hin, wie das Blut aus der Wunde pulste, er konnte nur schreien, schreien, schreien…
    ***
    Glendas Anruf hatte bei uns so etwas wie eine Alarmglocke zum Schrillen gebracht. Ein Vorteil lag auf unserer Seite, und das war die Wegstrecke. Es war nicht besonders weit bis zum Viertel, wo die Polen lebten, und damit auch nicht weit bis zur Kirche.
    Suko fuhr. Auf dem Dach klebte jetzt das Blaulicht, sodass wir besser vorankamen. Trotzdem war der Verkehr noch dicht, und so manches Mal fanden wir unseren Weg über einen Gehsteig, auf dem sich zum Glück keine Menschen befanden.
    Beide spürten wir den Druck. Ich wollte mich ein wenig von ihm befreien und sagte: »Er ist es also, Suko. Es kann nur Sarrazin sein. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
    »Aber Pisulski hat keinen Namen genannt.«
    »Trotzdem.«
    »Wir werden sehen.«
    Das Jaulen der Sirene gellte in unseren Ohren. Ihr Flackerlicht huschte an den Häuserwänden entlang, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher