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155 - Kriminalfall Kaprun

155 - Kriminalfall Kaprun

Titel: 155 - Kriminalfall Kaprun
Autoren: Uhl Hannes
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Schwere ist wieder da, die alten Wunden werden aufgerissen. Die Folgen für viele Hinterbliebene: Vereinsamung, Verlustängste, viele Partnerschaften sind zerbrochen. Die Wunden bleiben ein Leben lang.« Dass die Justiz nie einen Schuldigen gefunden hat, kann auch sie nicht nachvollziehen: »Nicht Gott hat für einen Moment das Licht im Tunnel ausgeschaltet. Das hätte er nicht zugelassen. Niemand der Hinterbliebenen kann psychisch damit abschließen, weil der Fall nicht geklärt ist. Mir geht es nur um ein Schuldanerkenntnis, nicht darum, die Leute ins Gefängnis zu bringen. Klar, sie wollten nicht, dass das passiert, aber sie sollten dazu stehen.«
    Als die Frau hinter dem Rednerpult hervortritt, stockt ihr der Atem. Aus der Ferne hört sie das Klappern und Schnarren der Seilbahn, die sich eben wieder in Gang gesetzt hat. Sie blickt auf und sieht, dass das Versprechen der Gletscherbahnmanager, ihr sichtbares Zeichen der Anteilnahme und des Mitgefühls, nicht lange gehalten hat. Die Bahn fährt wieder, der Skibetrieb auf das Kitzsteinhorn läuft wieder voll, während Bundeskanzler Werner Faymann unbeeindruckt vom Geschehen vor das Rednerpult tritt.
    Er blickt lieber in die Zukunft: »Wir haben die Verantwortung, die Sicherheitsmaßnahmen auszubauen.« Landeshauptfrau Gabi Burgstaller spricht danach die Hinterbliebenen direkt an: »Es fällt vielleicht leichter, das Unglück zu verarbeiten, wenn die Bereitschaft zur Versöhnung da ist.« Murren unter den Hinterbliebenen. Ein ökumenischer Gottesdienst beendet die Feierstunde, während im Hintergrund die Seilbahnkabinen den Berg hochsurren.
    Als die ZDF-Sendung frontal21 zum zehnten Jahrestag der Katastrophe eine Stellungnahme des österreichischen Justizministeriums einfordert, fällt diese knapp und klar aus: »Verschwörungstheorien oder absurde Behauptungen haben in der österreichischen Justiz keinen Platz, sondern nur Fakten und die österreichischen Gesetze.«

Karrieren
    Univ. Prof. Dr. Wolfgang Brandstetter , Verteidiger im Kaprun-Prozess, war Ordinarius für Strafrecht an der Universität Wien und seit 2007 Vorstand des Instituts für Österreichisches und Europäisches Wirtschaftsstrafrecht an der Wirtschaftsuniversität Wien. Brandstetter verteidigte in Strafprozessen viele prominente Beschuldigte und vertrat auch Bundeskanzler Werner Faymann während der Ermittlungen in der sogenannten Inseratenaffäre. Seit Dezember 2013 ist Brandstetter Bundesminister für Justiz. 5
    Dr. Wilfried Haslauer , Verteidiger im Kaprun-Prozess, war von 1985 bis 2004 selbständiger Rechtsanwalt in Salzburg, danach stellvertretender Landeshauptmann von Salzburg, Obmann der Salzburger Volkspartei und auch verantwortlich für das Ressort Wirtschaft und Tourismus. Seit Juni 2013 ist Haslauer Landeshauptmann des Bundeslandes Salzburg, was in Deutschland der Funktion eines Ministerpräsidenten entspricht. 5
    Dr. Ernst Strasser war von Februar 2000 bis Dezember 2004 Bundesminister für Inneres und damit oberster Dienstherr der KTZ . Von 2009 bis März 2011 leitete er die ÖVP-Delegation im Europäischen Parlament. Aufgrund des von der britischen Sunday Times aufgedeckten Cash-for-Laws-Skandals trat Strasser zurück und wurde 2013 erstinstanzlich zu vier Jahren unbedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
    Franz Lang leitete als Polizeimajor die polizeilichen Ermittlungen nach der Brandkatastrophe in Kaprun. Innenminister Strasser befördert ihn 2003 zum Leiter des »team04«, um die Zusammenlegung von Bundesgendarmerie, Bundessicherheitswache und Kriminalpolizei zu organisieren. 2005 wurde Lang stellvertretender Leiter derGeneraldirektion für öffentliche Sicherheit und 2008 Kabinettschef bei Innenministerin Maria Fekter. Seit Dezember 2008 leitet General Lang das österreichische Bundeskriminalamt (BKA).
    Dr. Dieter Böhmdorfer , von Februar 2000 bis Juni 2004 Bundesjustizminister, fand den vom FPÖ -Politiker Jörg Haider im Rahmen der »EU 14 Sanktionen« geäußerten Vorschlag, dass Volksvertreter mit Sanktionen zu bestrafen seien, wenn sie Staatsinteressen zuwiderhandeln, als »sicherlich verfolgenswert«. Er bezeichnete im November 2009 im ORF Österreich als einen »Rechtsstaat, der sicherlich Weltspitze« ist und die beiden Kaprun-Prozesse als »sehr genaue Verfahren, die wirklich Herzeigeverfahren der österreichischen Justiz waren.«

Die Opfer von Kaprun
    Christian Aigner, 26
    Manfred Aigner, 57
    Carrie Baker, 23
    Johann Bratori, 39
    Bianka Bieber,
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