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1544 - Roulette der Auserwählten

Titel: 1544 - Roulette der Auserwählten
Autoren: Unbekannt
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ohnehin zu engen Stiefelschäfte war aufgequollen und drückte schier seine Gliedmaßen ab.
    Er spürte den Druck des Revolvers an seinem Leib. Neugierig umfaßte er das Griffstück und zog ihn aus dem Gürtel.
    Von dem langläufigen, blauglänzenden Metallkörper verstand er nur das, was Teketit ihm berichtet hatte.
    Für einige Minuten verdrängte der Attavenno die innere Stimme, die ihm riet, Gucky durch einen kodierten Hyperimpuls vom Ende der Mission zu informieren.
    Beodu wog den Coltrevolver in seiner Hand, deren drei Greiffinger bei weitem nicht so plump ausgebildet waren wie bei den hochgewachsenen Vennok.
    Der Peacemaker wurde zu schwer. Da nahm Beodu auch noch die zweite Hand zu Hilfe. Dabei spannte er den Hahn, der in seiner Schlagstellung arretierte. Das war auch alles gewesen, was sich an dem Gegenstand bewegen ließ.
    Beodus Interesse an der geheimnisvollen Waffe erlahmte sofort. Zu ihm hatte sie nicht gesprochen, das stand fest!
    Es gab auch keinen psionisch orientierten Impulsstrom, der ihn zu diesem seltsamen russischen Roulette verleiten wollte. Er verstand nicht, in welcher Weise dieses Ding gefährlich oder gar unheimlich sein sollte.
    Beodu spähte in den von Dunstschleiern verhangenen Himmel und entschloß sich, Gucky anzurufen.
    Der Revolver hinderte ihn daran, seinen Mikrokom aus der Gürtelhalterung zu ziehen.
    Unwillig warf er das schwere,Ding zur Seite, und da geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte.
    Sein linkes Schwingenauge gewahrte einen gelben Blitz und eine Qualmwolke. Gleichzeitig vernahm er ein dumpfes Krachen.
    Der Peacemaker hatte mit seiner letzten Ladung doch noch zu ihm gesprochen - und tatsächlich nicht auf psionischer Basis!
    Der Attavenno spürte an seinem linken Bein einen so kräftigen Schlag, daß er aus seiner hockenden Stellung umgeworfen wurde.
    Verblüfft starrte er mit beiden Schwingenaugen auf das Loch in seinem linken Stiefelschaft. Es lag dicht über den beiden in sich geteilten Stützklauen seines Fußes und genau in Höhe der Ferse.
    Es dauerte Sekunden, bis der Attavenno den aus dem Loch hervorschießenden Strahl als Blut erkannte; als sein eigenes Blut, das von jedem Herzschlag aus dem Schußloch gepreßt wurde.
    Da begriff er, daß er von einem Geschoß getroffen worden war. Der Revolver war beim Aufprall auf den festen Boden von selbst losgegangen.
    Die Blutung mußte sofort gestillt werden, denn genau hinter der Einschußstelle lag die große Beinarterie. Sie war zerrissen worden.
    Beodu aktivierte routinemäßig das Medozentrum seines Erhaltungssystems. Es würde die Diagnose schon vorgenommen und festgestellt haben, mit welchen Mitteln der Blutstrom unterbunden werden konnte.
    Als nichts geschah, fiel ihm ein, daß der flache Rückentornister durch den Metallsplitter zerstört worden war.
    In dem Augenblick überkam den Attavenno das erste Panikgefühl. Er wollte den bis zum ersten Kniegelenk reichenden Stiefel abstreifen und versuchen, die Blutung zu stillen. Der vom Salzwasser verquollene Schaft rührte sich jedoch um keinen Millimeter von der Stelle.
    Beodu zog und zerrte mit steigender Verzweiflung. Nichts geschah.
    Das Bein oberhalb des Schaftes abzubinden, wäre einem Humanoiden in der Situation sofort eingefallen. Beodu konnte gar nicht daran denken, denn bei seiner Art liefen die großen Blutgefäße im Innern der Hohlknochen, und die ließen sich nicht abbinden.
    Beodu verblutete. Seine auf den Einschuß gepreßten Hände waren nutzlos.
    Erst in letzter Sekunde, fast schon besinnungslos, sendete er den ausgemachten Hyperimpuls und fügte dann noch im Klartext hinzu, was mit ihm geschehen war.
    Als Gucky materialisierte, war Beodu bereits tot. Seine Schädelschwingen lagen über dem Rüsselmund, so, als hätten sie ein letztes Pfeifen der Verzweiflung dämpfen wollen.
     
    *
     
    Gucky saß in der Zentrale der HARMONIE. Nebenan hatten sie Beodu aufgebahrt.
    Salaam Siins Klagelieder waren herzzerreißend. Er wich nicht mehr von der Seite des toten Gefährten.
    Vor Gucky lag der Peacemaker auf einem kleinen Auswertungstisch.
    Gucky hatte die Ladeklappe geöffnet und die leergeschossenen Hülsen gezählt. Vorher hatte er sich Skrabins Videofilm angesehen.
    Es waren fünf Stück.
    Gucky ahnte, daß dieser wie fabrikneu aussehende Revolver ein Signal war, vielleicht ein bedeutender Hinweis.
    Fünf Intelligenzwesen hatten sterben müssen, um diesen Hinweis zu untermauern. Das konnte man nicht übersehen! „Das Roulette der Auserwählten!"
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