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1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück
Autoren: Unbekannt
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zurück.
    Für einen Chor aus ophalischen Sängern hätte er in diesem Augenblick sogar die HARMONIE eingetauscht.
     
    *
     
    Als die letzten Töne verklungen waren, schlief Salaam Siin ein.
    Erst ein Fußtritt in die Seite weckte ihn. Seine rote Borkenhaut schmerzte höllisch - und er sprang mit einem protestierenden Schrei auf. Sein Teleskophals fuhr zu voller Länge aus, die Augenknospen richteten sich auf Gucky. „Was fällt dir ein?" fragte er. Die Töne klangen schräger als beabsichtigt.
    Gucky brachte zuerst kein Wort heraus. Der Ilt starrte in grenzenloser Verblüffung den Meistersänger an. „Es tut mir leid, Salaam Siin. Ich habe mich verteleportiert."
    „Du hast ... was?"
    „Ja, ja", meinte der Ilt ungnädig. „Du hast schon ganz richtig gehört. So etwas ist mir seit Jahrhunderten nicht mehr passiert. Ich wollte direkt neben dir herauskommen und dich durch den Luftzug wecken."
    „Das ist dir nun gelungen", gab der Sänger milde zurück. „Und weshalb weckst du mich?"
    „Weil du mehr als zwölf Stunden geschlafen hast. Die HARMONIE ist längst im Zielgebiet.
    Zwei der drei Systeme, die in Frage kommen, haben wir schon untersucht. Da gab’s nur tote Glutplaneten, sonst gar nichts.
    Jetzt sind wir im dritten."
    Salaam Siin wies die Syntronik des Schiffes durch eine knappe Melodiefolge an, ihm das System als Projektion darzustellen. Vor seinen Augenknospen erschien eine Illusion des Alls. In zwei Kubikmetern Raum drängten sich eine rote Riesensonne, vierzehn Planeten und ein paar Meteoritenschwärme. „Wie heißt das System, Gucky?"
    „Chirxiil-System. Die Sonne wird in den Katalogen als Xiil geführt."
    „Wohnen hier Linguiden?"
    „Nein, aber sie sind nicht weit entfernt. Es soll früher eine kleine Kolonie der Blues gegeben haben. Genaues sagt das Datenmaterial nicht aus. Jedenfalls nicht das, das die HARMONIE übernommen hat.
    Außerdem gab es eine genetische Forschungsstation der Cantaro, für die die Blues als Material dienten. Aber die ist längst aufgegeben."
    „Was ist mit den Psi-Impulsen?"
    Der Ilt zuckte mit den Schultern. „Die HARMONIE findet nichts. Aber das will nichts heißen. Schließlich hat sogar GALORS nur Spuren wahrgenommen."
    Salaam Siin wunderte sich über den Tatendrang, den er mit einemmal verspürte. Er kam auf die Beine und stieß einen trillernden Dreiklang aus. „Worauf warten wir, Gucky? Fliegen wir den Planeten an!"
    „Chirxiil meinst du."
    Der Ilt ließ seinen blitzend weißen Nagezahn erscheinen. „So gefällst du mir! Gib deine Hand, Sänger. Wir teleportieren in die Zentrale."
    Salaam Siin streckte gehorsam eines seiner Greifbüschel aus.
    Was der Mausbiber noch sagte, hörte er nicht mehr.
    Worauf warten wir, Gucky ...
    Die Melodie, die forsch und tatendurstig hatte klingen sollen, war ihm schief erschienen. Gewiß nicht so stark, daß Gucky es hätte bemerken können. Aber sein Gehör war das eines Meistersängers. Es war geschult und ließ sich nicht betrügen.
    Er hatte falsch gesungen.
    Ein kurzer Schmerz durchfuhr ihn, dann standen sie in der Zentrale. Neben ihn ertönte ein spitzer Aufschrei.
    Gucky hatte sich erneut verschätzt und diesmal einen der Sessel angestoßen.
    Salaam Siin und der Ilt schauten einander wie auf Kommando an. „Da stimmt etwas nicht", sagte Gucky. „Du hast recht." Erneut klangen die Akkorde schief. „Die psionische Komponente meines Gesangs ist nicht in Ordnung. Etwas hat sich verschoben."
    Beodu tauchte plötzlich auf und fragte: „Was redet ihr überhaupt?"
    „Warte", bat der Mausbiber.
    Er zog seinen Strahler aus dem Gürtel und warf ihn an den Rand der Zentrale. Anschließend stellte er sich ans andere Ende des runden Raumes. „Ich visiere genau den Strahler an", erklärte er. „Paßt auf, was geschieht ..."
    Er entmaterialisierte mit einem trockenen Plopp. Gleichzeitig tauchte er am Strahler auf. Aber nicht genau davor - sondern zehn Zentimeter versetzt nach rechts. „Denkst du, was ich denke, Sänger?"
    Salaam Siin nickte. Sein zustimmender Akkord blieb im Membrankranz stecken. Zu singen wagte er im Augenblick nicht.
    Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, genau die Art und Weise der Verschiebungen zu erkunden. Gucky teleportierte kreuz und quer durch die HARMONIE. Nach etwa tausend Versuchen brach der Ilt die Tortur ab.
    Salaam Siin sang indessen schauerliche Akkorde - und ließ in der Projektorschüssel von der Syntronik die Abweichungen ermitteln. Diese ergaben sich nicht in den akustischen
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