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1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück
Autoren: Unbekannt
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besuchte der Protek ihn, wie er am Weltenspalt hockte und mißmutig hinüberstarrte. Eines Tages jedoch empfing der junge Mann ihn mit einer guten Nachricht. „Ich glaube, ich weiß es jetzt. Ja, es könnte gehen ..."
    „Und wie?" Yeshki beugte sich vor. Er starrte über den Grat nach unten, wo die Wasser des leuchtenden Flusses im Boden verschwanden. Dem Wasserstand nach ging draußen gerade der Tag zu Ende. „Wir müssen es tatsächlich mit Seilen machen. Aber wir haben niemanden, der sie hinüberbringen könnte. Also müssen an die Enden der Seile Steine; so können wir sie hinüberwerfen."
    „Das ist erst die halbe Lösung", lehnte Yeshki ab. „Richtig. Wir müssen Glück haben, daß sich die Steine und Seile irgendwo drüben verfangen.
    Dann erst kann es losgehen."
    Yeshki war keineswegs überzeugt. „Wer im Stamm wirft so weit? Nicht einmal Liir in seiner besten Zeit hätte fünfzig Meter geschafft. Nicht mit einem Stein, an dem Seile hängen."
    „Nein", gab Fuly zurück. „Wir brauchen eine Wurfmaschine. Manches Holz von der Oberfläche ist biegsam.
    Wir müssen es so stark spannen, daß die Steine bis auf die andere Seite fliegen."
    Yeshki setzte sich. Die Idee war gut. Natürlich konnte niemand sagen, ob die Sache tatsächlich machbar war.
    Aber daran störte er sich vorerst nicht, denn eine Hoffnung war besser als nichts. „Versuche dein Glück, Fuly. Beim nächsten Ausflug an die Oberfläche kommst du mit. Du kannst dein Material selber sammeln."
    Noch in derselben Stunde gab Yeshki Auftrag, soviel Seil wie möglich zu produzieren.
     
    *
     
    Dieser Ausflug war nicht dazu geeignet, Jungen zu Männern zu machen. Deshalb nahm der Protek nur erfahrene Leute mit.
    Sogar Liir war noch dabei; doch Yeshki überlegte, ihn schon beim nächstenmal in der Kaverne zu lassen. Es wurde Zeit, daß Liir starb. Er aß viel und leistete nur noch wenig. Allerdings mußte Liir das auch nicht mehr, weil das Leben insgesamt an Gefahren verloren hatte. Seine Erfahrung wog nicht mehr so schwer. Zunächst besichtigte Yeshki die Stellen im Tunnel, die sie mit Mörtel verstärkt hatten. Die Reparaturen hielten nach wie vor. Kritisch horchte er - doch die Geräusche klangen entfernt und gebändigt. „Was tust du, Protek?" fragte Liir. Sein Gezwitscher klang erbarmungswürdig dünn. „Ich prüfe die Wände."
    „Das kannst du nicht. Niemand kann das. Die Wasser von Chirxiil lassen sich nicht in fremde Bahnen zwängen."
    „Weise gesprochen", spottete Yeshki. „Aber wir werden sehen, ob die Weisheit oder der Mörtel die Oberhand behalten."
    Vorsichtig schritten sie voran.
    Hundert Meter weiter erreichten sie die Zone, wo der Fels noch in natürlichem Zustand war. Hier konnte es jederzeit zu einem Wassereinbruch kommen. Doch je weiter die Stelle von der Kaverne entfernt war, desto geringer die Wucht. Tausend kleine Tunnel und Windungen lenkten das Wasser ab.
    Außerdem wurde mit zunehmender Entfernung auch die Vorwarnzeit länger.
    Bald erreichten sie den Höhlenfluß.
    Sie überwanden rasch die Ufergrate, hangelten sich entlang der Nägel und Griffe zur anderen Seite. Gut gemacht, Fuly, dachte er. Es gab keine Verluste.
    Plötzlich erfaßt den Protek Angst. Was, wenn sie an der Oberfläche die Cantar vorfanden? So oft hatte er sich darüber Gedanken gemacht. Bei jedem Vorstoß ins Reich der Lichtgötter war es dasselbe.
    Allmählich fragte sich Yeshki, ob die Cantar überhaupt existierten. Dann aber fielen ihm die sonderbaren Gerätschaften ein, die oben lagerten. Sein Leuchtstab, den er an der Hüfte bei sich trug, die Strahlwaffen ...
    Vor seinen Augen huschte die Reihe der Blues vorbei, ihre furchtbaren Verunstaltungen, ihre fremdartigen Köpfe und zusätzlichen Gliedmaßen.
    Ja ... An der Existenz der Lichtgötter gab es keinen Zweifel.
    Von oben drang ein erster Schimmer an sein vorderes Augenpaar. Der Ausstieg zur Oase war nicht weit entfernt. Fünf Minuten später ließ er den ersten Halt einlegen.
    Sie paßten mit Lappen ihr Sehvermögen den Zuständen draußen an. Yeshki brauchte weniger lange als die anderen; inzwischen hatte er den Weg hierher bestimmt dreißigmal hinter sich gebracht.
    Vorsichtig nahm er die Lappen ab. „Kommt!" rief er den anderen zu. „Versucht, im Licht nicht die Orientierung zu verlieren!"
    Ein solcher Satz wäre unter Biityghi undenkbar gewesen. Hätte dort einer der Blues einen Fehler begangen, er hätte dafür mit dem Leben bezahlt.
    Aber Yeshki dachte anders, je länger er Protek war.
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