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1541 - Ball der Vampire

1541 - Ball der Vampire

Titel: 1541 - Ball der Vampire
Autoren: Jason Dark
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schob sich eine dunkle Gestalt, die einen Hut mit breiter Krempe trug, sodass von dem Gesicht so gut wie nichts zu sehen war.
    Der Mann drückte die Wagentür zu.
    Laura atmete tief ein. Etwas Kaltes rann ihren Rücken hinab. Sie spürte es wie kleine Eiskörner, und der Gedanke an die verschwundenen Kolleginnen war auf einmal wieder da.
    Alles war normal. Der Mann kam auf ihren Wagen zu. Er benahm sich nicht absonderlich. Er trug keine Waffe, er ging nicht zu schnell und nicht zu langsam, und eigentlich wäre an ihm nichts Auffälliges gewesen, hätte es da nicht eine kleine Besonderheit gegeben, die ihr aufgefallen war und über die sie sich schon Gedanken machte.
    Bei dieser Witterung hätte sie den Atem vor den Lippen des Mannes sehen müssen. Genau das war nicht der Fall. Es irritierte sie schon, aber sie tat erst mal nichts und wartete, bis der Gast die Seitentür des Wohnmobils erreicht hatte.
    Was jetzt kam, lief bei Laura planmäßig und routiniert ab. Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln, sie entriegelte die Tür, um sie dann zu öffnen.
    Jetzt drang der rote Lichtschein nicht nur aus den Fenstern, sondern fiel auch durch die Tür und umhüllte die Gestalt des Mannes, der erst mal nichts tat und einfach nur stehen blieb.
    Er schaute in Lauras Gesicht.
    Sie blickte ihn ebenfalls an, sah allerdings nicht viel, weil er die breite Hutkrempe noch nicht nach oben gebogen hatte.
    »Hallo«, flüsterte sie mit rauer Stimme. »Wie geht es dir bei diesem Wetter?« Dumme Worte, wie sie fand, doch ihr waren keine anderen in den Sinn gekommen. Da gab es schon eine Blockade und das Herzklopfen, dessen Ursache dieser Typ war.
    Er sprach auch in den nächsten Sekunden kein Wort. Er wartete darauf, dass Laura den Weg freigab, und das tat sie, wenn auch mit einem verdammt unguten Gefühl.
    Der Mann betrat den Wagen. Er brauchte seinen Fuß nicht mal sehr hoch zu heben. Ein schneller Schritt reichte, und er hatte den Wohnwagen betreten.
    »Na…?«, flüsterte Laura lockend und kam allmählich zum Geschäft.
    »Was sind denn deine Vorlieben? Du kannst mir alles sagen. Wir haben Zeit, sehr viel Zeit.«
    Der Fremde schaute sie unter der Hutkrempe hervor an. Er nickte und flüsterte die Antwort.
    »Ich will dich…«
    »Ja, das kannst du…«
    »Ich will noch mehr.«
    »Mal sehen. Ist alles eine Frage des Preises.« Jetzt vibrierte ihre Stimme schon.
    Laura erhielt eine Antwort, die sie erschreckte.
    »Ich will nicht nur dich, ich will auch dein Blut…«
    ***
    Es war der Augenblick, in dem bei Laura alles aussetzte. Ihre Atmung, ihr Herzschlag, ihre Gedanken - einfach alles. Doch dann sagte sie sich: Das ist Unsinn, der will dich nur kirre machen.
    Laura bewegte sich nicht. Sie sah den Typen in seinem dunklen Mantel vor sich. Den Hintergrund bildete das schwarze Türviereck, von vorn strahlte Licht gegen ihn, das seiner Vorderseite einen rötlichen Schimmer gab, der Laura an Blut erinnerte.
    »Hast du nicht gehört?«
    Zum zweiten Mal vernahm sie die Stimme. Sie kam ihr so blechern und anders vor, als würde sie keinem Menschen gehören. Dafür einem Roboter, der von irgendjemandem losgeschickt worden war, um sich Opfer zu holen.
    Laura nickte, ohne es zu wollen.
    »Dann schließ die Tür!«
    Sie nickte wieder, tat aber nichts.
    Sie war einfach nicht in der Lage dazu. Ihre Beine fühlten sich schwer an, die Füße schienen auf dem Boden zu kleben. Sie stand weiterhin unbeweglich, und doch glaubte sie daran, leicht zu schwanken.
    Es war alles so anders geworden, so irreal. Als sie ihn gesehen hatte, da war ein Lächeln über ihre Lippen gehuscht. Ein geschäftsmäßiges, wie sie es immer tat.
    Auch jetzt lächelte sie noch. Es war das alte Lächeln, hölzern und eingefroren.
    Sie sah, wie der Mann selbst die Tür des Wohnmobils schloss und sich ihr dann wieder zuwandte.
    Der Schlag traf sie völlig unvorbereitet und in der Körpermitte. Sie riss den Mund weit auf. Sie wollte schreien und schaffte es nicht.
    Dann wühlte sich der Schmerz hoch.
    Es war ein böses Gefühl. Als würden sich Pfeile in ihren Kopf bohren, um ihn in Flammen zu setzen.
    Sie blieb nicht mehr stehen. Irgendeine Kraft trieb sie zurück. Aus ihrer Kehle drang ein Ächzen. Dass sie nicht stolperte und hinfiel, grenzte an ein Wunder.
    Sie spürte den Widerstand an ihren Kniekehlen und landete rücklings auf dem Bett. Der leichte Morgenmantel klaffte auseinander und gab einen Blick auf ihren halb nackten Körper frei. Der Schmerz stach noch immer in ihrem
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