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1539 - Im Wald der Wölfe

1539 - Im Wald der Wölfe

Titel: 1539 - Im Wald der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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ist.«
    »Was denn?«
    »Das weiß ich doch nicht. Ich habe hier gelegen, ich habe geschlafen, und trotzdem war es so komisch. Etwas muss mit mir passiert sein.« Er deutete zu Boden. »Ich habe sogar Haare gefunden, aber die stammen nicht von mir. Sie sehen aus, als wären sie aus einem Fell gerissen. Das ist schon komisch.«
    »In der Tat. Aber hier gibt es keine Hunde und auch keine Wölfe, Brett.«
    Mahony hob den Kopf an und schrak zusammen. »Was hast du da eben gesagt? Wölfe?«
    »Ja.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Die Antwort wurde zur Lüge. »Fiel mir gerade so ein.«
    Mahony schüttelte den Kopf. »Das glaube ich dir nicht. Das ist nicht normal.«
    »Warum nicht?«
    Der Ire verengte die Augen. »Ich bin zwar hier nicht aufgewachsen, aber ich habe genug gehört. Die Kollegen unterhalten sich, wenn wir im Wald arbeiten. Der ist nicht ganz geheuer. Da soll es noch Wölfe geben, die sich meistens verstecken, aber hin und wieder doch zum Vorschein kommen.«
    »Ja, die Geschichte kenne ich. Hast du sie denn gesehen? Das hörte sich an, als wüsstest du mehr.«
    »Kann sein.«
    »Wieso?«
    »Mir glaubt ja keiner.«
    »Versuche es trotzdem!«
    »Es war vor zwei Abenden. Ich war noch allein im Wald und musste was aufladen. Die beschissenen Arbeiten bekommen immer die Leihleute. Es war schon dunkel, und da ist ein Wolf gekommen.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Er war plötzlich da. Er jagte aus dem Dickicht. Ich habe ihn gar nicht gesehen, aber er sprang mich an und hat mich sogar beißen wollen.«
    »Hat er es denn geschafft?«
    »Nicht so richtig. Aber eine kleine Bisswunde habe ich schon über der Hüfte davongetragen.«
    »Bist du nicht beim Arzt gewesen?«
    Der Ire winkte ab. »Quatsch. Nicht wegen einer solchen Lappalie. Nein, nein, das geht auch so. Du glaubst gar nicht, wie oft ich mich bei der Arbeit schon verletzt habe. Ich habe außerdem erst vor Kurzem eine Tetanusspritze bekommen, die hilft. Aber das verdammte Tier war schon aggressiv. Hätte ich nicht gedacht.«
    »Kannst du es beschreiben?«
    Mahony lachte. »He, es war fast dunkel. Und der Wolf war plötzlich da. Aber mir ist aufgefallen, dass er ein sehr dunkles Fell hatte und helle Augen. Er hat auch so komisch gejault. Fast wie ein Mensch, habe ich gedacht.«
    »Was geschah dann?«
    »Nichts. Ich wollte mich wehren und habe nach einem Rindenschälmesser gegriffen. Aber der Wolf war schneller. Er tauchte ebenso rasch unter, wie er gekommen ist. Ich hatte das Nachsehen. Aber den hätte ich zerstückelt, das kannst du mir abnehmen.«
    »Bestimmt. Schmerzt die Wunde denn?«
    »Nein, ich kann wieder arbeiten. Nur ein leichter Druck an der linken Hüfte, das ist alles.« Mahony stand auf. »Ich werde auch wieder in den Wald gehen. Nur die verdammte Nacht ist so komisch gewesen. So etwas habe ich noch nie erlebt, und ich bin schon verdammt oft besoffen gewesen, das kannst du mir glauben.« Er umfasste mit beiden Händen zwei Stangen. »Und jetzt lass mich raus. Ich will was essen. Habe Hunger. Bei euch gibt es doch kein Frühstück - oder?«
    »Nein, ist nicht im Pensionspreis inbegriffen. Da musst du schon zu deiner Wirtin gehen.«
    »Im Notfall auch das.«
    »Da kannst du dich auch waschen.«
    »Werde ich wohl.«
    Ted Franklin hatte ein nicht eben gutes Gefühl, als er den Schlüssel aus der Tasche holte und die Zellentür aufschloss. Wenn sich der Typ jetzt verwandelte, dann war seine Chance gleich Null, aber das tat er nicht.
    Wie jeder andere Gefangene auch ging er an Franklin vorbei in den Gang und wartete dort.
    »Muss ich irgendwas unterschreiben?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Okay, dann ziehe ich mal ab. Wenn ich von der Arbeit wegbleibe, gibt es Ärger.«
    »Das denke ich auch.«
    Brett Mahony musste noch seine Jacke holen, die an einem Haken hing.
    Er streifte sie über und ging zur Tür. Seine Schuhe hatte er angezogen, und von irgendwelchen Pranken war nichts zu sehen. Das wunderte den Polizisten. Auch wenn sich der Ire als normaler Mensch zeigte, blieb das Rätsel seiner Verwandlung doch bestehen.
    Hinter ihm schloss Franklin die Tür. Sein Gesicht hatte den nachdenklichen Ausdruck nicht verloren. Er ließ sich zudem die Aussagen des Waldarbeiters noch mal durch den Kopf gehen und blieb natürlich bei dem Angriff des Wolfes hängen.
    Es war kein tiefer Biss gewesen. Nur ein schwacher, aber er hatte die Haut verletzt. Er hatte also eine Wunde hinterlassen und demnach einen Keim gelegt.
    Welchen Keim?
    Genau das war das Rätsel, das
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