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1534 - Weg der Verdammten

1534 - Weg der Verdammten

Titel: 1534 - Weg der Verdammten
Autoren: Jason Dark
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denn sie ging nach wie vor schwankend.
    Ein Grab stand quer.
    In der Dunkelheit war es schlecht zu erkennen, und als Claudine es sah, war es zu spät. Sie stieß mit der linken Fußspitze gegen die Längsseite und geriet ins Straucheln. Es war ihr Glück, dass der Grabstein so stand, dass sie sich an ihm abstützen konnte, sodass sie nicht aufs Gesicht fiel, sondern nur zur Seite rutschte. Auf der weichen Graberde blieb sie liegen und drückte noch einige Blumenreste unter sich zusammen.
    Bis jetzt hatte sie sich zusammengerissen. Das war jetzt nicht mehr möglich. Sie fing an zu weinen, und ein Tränenstrom rann aus ihren Augen. Er nässte ihre Wangen und vermischte sich mit der feuchten Erde auf dem Grab.
    Ich will nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Lasst mich in Ruhe!
    Es waren nur Gedankenfetzen, die durch ihren Kopf zuckten, und doch glichen sie Schreien nach Hilfe.
    Beim letzten Mal war die Klinge der Sense durch ihre Kopfhaut gefahren.
    Jetzt trat es nicht ein. Das Monster ließ sie liegen und wartete ab. Zeit verstrich, und Claudine dachte daran, dass sie nicht ewig auf dem Grab liegen bleiben konnte.
    Sie stand auf.
    Niemand hinderte sie daran. Dann stand sie zitternd auf ihren Füßen und traute sich zunächst nicht, den Kopf anzuheben. Bis sie merkte, dass man ihr eigentlich noch nichts tun wollte, und so schaute sie hoch.
    Sie waren da!
    Sie hatten sich herangeschlichen und umstanden sie wie Wachtposten.
    Claudine sah sie zum ersten Mal aus der unmittelbaren Nähe, und ihr stockte der Atem.
    Es waren die Geister oder die Gespenster, von denen auch der Totengräber gesprochen hatte. Dunkle Kuttengestalten, wobei sie keine Kutten trugen, sondern nur so aussahen. Man konnte sie als feinstoffliche Gebilde bezeichnen, deren Nichtstofflichkeit jedoch nicht überall vorhanden war, denn sie hatten es tatsächlich geschafft, sich ihre Schädel zu besorgen, und sie hielten sie in den Händen.
    Nein, sie schwebten in der Luft. Es sah nur so aus, als würden sie von den Geistern gehalten. Das Bild war schaurig, war unheimlich. Es flößte ihr Angst ein, aber sie sah auch, dass die Wächter keine Anstalten trafen, auf sie zuzugehen.
    Als sich Claudine auf dem Grab stehend zitternd um ihre eigene Achse drehte, da entdeckte sie die Gestalt mit der Sense. Sie war als einzige in diesem Reigen nicht feinstofflich.
    Claudine wusste nicht mehr, was sie denken sollte. In ihrem Kopf lief alles durcheinander. Als sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, war ihr das nicht möglich. Die Angst und die Anspannung drohten ihr den Verstand zu rauben.
    Warum sie anfing zu lachen, wusste sie nicht. Es war auch kein richtiges Lachen, sondern mehr ein Weinen. Da vermischte sich beides miteinander, und sie konnte es nicht stoppen.
    Hinzu kam das Zittern, das sich über ihren gesamten Körper ausbreitete.
    Sie wünschte sich in diesem Moment, tief in den Boden zu versinken, auch wenn es ein Grab war und sie bei einer verwesten Leiche landen würde.
    Obwohl ihre Augen brannten und ihr Blick durch den Tränenstrom nicht mehr klar war, fiel ihr die Bewegung im Hintergrund auf. Es war die Gestalt mit dem blutigen Schädel, die nicht mehr an ihrem Platz blieb und jetzt näher kam.
    Es gab genügend große Lücken zwischen den Geistwesen, durch die sie schreiten konnte. Ihre Waffe hatte die Gestalt geschultert, die blanke Klinge wies nach hinten.
    Für den Tod gab es zahlreiche Sinnbilder auf der Welt, die sich der Mensch geschaffen hatte. Auch der Sensenmann gehörte dazu, in manchen Gegenden auch Gevatter Tod genannt. In alten Überlieferungen war zu lesen, dass er an die Tür eines Sterbezimmers klopfte, eintrat und dem Todkranken die knochige Klaue reichte, um ihn mit in seine Welt zu nehmen.
    An diese Geschichten musste Claudine denken, als der Schreckliche auf sie zukam. Er wollte sie.
    Er änderte seine Richtung nicht, und sie hatte das Gefühl, von ihm angeglotzt zu werden, obwohl sie in den Höhlen keine Augen gesehen hatte.
    Er ließ die Entfernung zwischen ihnen Schritt für Schritt schmelzen. Und mit ihm kam auch seine Waffe näher, und vor der hatte Claudine eine Heidenangst.
    Der Druck in ihrem Innern wurde zu stark und er löste sich in einem schrillen Schrei…
    ***
    Es gab nur eines, was für uns zählte. Wir mussten so schnell wie möglich sein, um das Schlimmste zu verhindern. Das war leichter gesagt als getan, denn erstens gab es die Dunkelheit und zweitens bewegten wir uns in einer Umgebung, die wir nicht kannten.
    Die
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