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1534 - Weg der Verdammten

1534 - Weg der Verdammten

Titel: 1534 - Weg der Verdammten
Autoren: Jason Dark
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sind zurück. Sie werden sich die Lebenden holen. Der Prior wird auch bald erscheinen. Er wird sich mit dir beschäftigen und…«
    »Nein, das wird er nicht!« Claudine hatte die Antwort gegeben, als sie eine zweite und auch eine dritte Gestalt sah, die sich durch die Dunkelheit bewegten und schon die Nähe des Fensters erreicht hatten.
    »Was?«, keuchte der Mann. Claudine gab die Antwort auf ihre Weise. Je länger sie hier auf dem Fleck stand, umso gefährlicher wurde es für sie. Und das wollte sie nicht zulassen.
    Ohne Vorwarnung drehte sie sich mit einer heftigen Bewegung nach rechts. Dabei hatte sie schon die Arme halb hochgerissen, und dann fuhren die Nägel der leicht gekrümmten Hände durch das Gesicht des Totengräbers, der davon völlig überrascht wurde und in den folgenden Sekunden nichts tun konnte.
    Die Beleuchtung im Zimmer reichte Claudine aus, um das Gesicht des Mannes erkennen zu können. Die Nägel hatten mehrere rote Streifen auf der Haut hinterlassen.
    Kleine Blutstropfen perlten hervor. Das sah Claudine noch, dann wurde es Zeit für sie.
    Der Totengräber stieß einen Heullaut aus. Er wich zurück, von Schmerzen gepeinigt, denn die Überraschung war einfach zu groß für ihn gewesen.
    Diesen Moment nutzte die junge Frau aus. Noch immer war bei ihr die Angst vorhanden, aber sie wusste genau, was sie zu tun hatte.
    Weg, die Flucht antreten, und das so schnell wie möglich.
    Eine Sekunde benötigte sie, um sich umzudrehen, die Richtung stand bereits fest, und so rannte sie auf die geschlossene Tür zu.
    In ihrem Rücken hörte sie den Mann heulen. Er schrie fast wie ein waidwundes Tier, aber er blieb an seinem Platz, denn sie hörte ihn nicht kommen.
    In gewissen Situationen schaltet ein Mensch seine Gedanken aus. So war es auch bei Claudine Petit. Sie dachte nicht mehr darüber nach, ob das, was sie tat, richtig oder falsch war. Sie wollte nur weg, hatte in der nächsten Sekunde die Tür aufgerissen und das Zimmer verlassen. Es war kein langer Weg bis zur Haustür, und so hatte sie sie auch Sekunden später erreicht.
    Hinter ihr heulte der Totengräber noch immer. Die Nägel hatten tiefe Wunden gerissen, aber das kümmerte die junge Frau nicht. Sie zerrte die Haustür auf und warf sich förmlich nach draußen.
    Jetzt ging es nicht mehr um den Totengräber, denn sie wusste, dass er Helfer bekommen hatte, und denen wollte sie nicht in die Arme laufen.
    Geister waren keine Menschen. Man konnte sie nicht anfassen, aber sie wurden trotzdem als gefährlich eingestuft, und deshalb musste sie vor ihnen fliehen.
    So jagte sie weiter.
    Wie viele Schritte sie zurückgelegt hatte, konnte sie nicht sagen. Sie war in ihrem Zustand nicht in der Lage, sie zu zählen, jedenfalls waren es nicht eben viele, als ihr brutal ihre Grenzen aufgezeigt wurden.
    Sie hätte Hindernisse erkennen können, so dunkel war es nicht, aber diesem Hindernis, das so plötzlich vor ihr erschien, konnte sie nicht ausweichen, und so prallte sie dagegen.
    Der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. Innerhalb einer Sekunde hatte sie festgestellt, dass es kein Baum war und auch keine Mauer, gegen die sie gelaufen war.
    Es war eine Gestalt, die sie umschlungen hielt. Hart und knochig. Sie schaute hoch.
    Über ihr schwebte die blutige Fratze eines Totenschädels!
    ***
    Beide waren wir fremd in der kleinen Stadt. Bei Tageslicht wären unsere Chancen besser gewesen, das Ziel schnell zu finden, aber in der Dunkelheit verfuhren wir uns zweimal, bevor wir den richtigen Weg fanden, der uns nicht nur in die Nähe des Friedhofs brachte, sondern auch an die Kirche heran, die im Dunkeln lag.
    Wir suchten das Haus des Totengräbers, und das wollten wir nicht vom Wagen aus. Wir stiegen aus, drückten die Türen hinter uns zu und lauschten in eine Stille, die uns unnormal vorkam.
    Es gab nichts, was uns den Weg hätte weisen können, und wir schauten uns zunächst nur um.
    Es war kein Haus zu sehen, zumindest nicht beim ersten Hinschauen, und die nahe Kirche konnte uns auch keine Antwort geben.
    »Es muss dort sein, von wo man auch den Friedhof sehen kann«, sagte Godwin, »das heißt, wir müssen zunächst mal weg aus dem Schatten der Kirche.«
    »Du sagst es.«
    »Dann los.«
    Wir entfernten uns und gingen mit leisen Schritten. Da sich unsere Augen mittlerweile an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, kamen wir auch gut voran. In der Dunkelheit sahen wir ein Haus, das uns sicherlich schon früher aufgefallen wäre, wenn es größer gewesen
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