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1534 - Weg der Verdammten

1534 - Weg der Verdammten

Titel: 1534 - Weg der Verdammten
Autoren: Jason Dark
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nötigen Schutz versprochen. So sind sie zwar gestorben, aber nicht richtig tot, verstehen Sie?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Sie existieren noch weiter. Nur nicht mehr als Menschen. Die andere Seite hat sie als Schattenwesen zurückgeschickt. Sie waren zu Verdammten geworden, die sich in dieser Welt bewegten. Hin und wieder verlassen sie ihr Geisterreich, aber jetzt sind sie voll da, und sie werden sich rächen wollen.«
    »Als Geister?«
    Der Mann schielte zu mir hoch. »Ja, auch als Geister.«
    »Sind alle so?« Ich wollte auf etwas Bestimmtes hinaus und wartete auf die Antwort, die auch kam, denn der Mann flüsterte: »Wie meinen Sie das?«
    »Wir haben sie gesehen. Es waren dunkle Gestalten. Bösartig und gefährlich. Sie kannten keine Gnade. Sie waren auf dem Weg in den Ort.« Ich übertrieb bewusst ein wenig. »Aber es gab nicht nur die von Ihnen angesprochenen Geister, sondern auch diese Gestalt mit dem Totenschädel, aus dessen Knochen Blut sickerte.«
    »Ja, das ist er«, flüsterte der Totengräber.
    »Wer ist das?«
    »La Roche. Der Prior. Man kann auch sagen, der Chef der Truppe. La Roche.«
    »Und was ist mit ihm passiert?«
    »Das kann ich nicht sagen. In den alten Überlieferungen ist nur davon die Rede, dass er derjenige ist, der es geschafft hat. Er hat wohl den Tod überwunden, und dabei ist er zu einer anderen Person geworden. Er hat die Dämonen oder die Hölle um Hilfe gebeten, und man hat ihm diesen Gefallen getan. Das habe ich gelesen. Ja, ja, so ist das…«
    Vom Fenster her meldete sich Godwin.
    »Und wie hat er das geschafft? Wo hat er sich versteckt gehalten?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, was da geschrieben stand. Man hat ihn damals nicht gefunden. Er blieb aber am Leben, denn ihm ist die Flucht gelungen.«
    »Wohin?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber es gibt ein Gerücht, das besagt, dass ihm die Kräfte der Hölle geholfen haben sollen. Mehr kann ich euch auch nicht sagen. Ich bin damals nicht dabei gewesen. Aber die Templer haben zum Schluss auf die Hölle gesetzt. Sie haben sich an die Mächte des Bösen verkauft, und nun sind sie wieder da. Die Hölle hat ihre Geister zurückgeschickt, die über den Friedhof irren werden, um die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen. Das ist unser Fluch.«
    »Ja, das begreife ich«, sagte ich. »Aber da gibt es noch ein Problem.«
    »Welches?«
    »Die Schädel, Magnin. Warum hat man sie hier aus dem großen Grab geholt? Was sollte das?«
    »Es war so vorgesehen. Die Geister wollten ihre Köpfe sehen. Sie wollten genau wissen, wie man sie als Menschen damals getötet hat. Sie wurden nämlich geköpft. Sie mussten sich der Reihe nach aufstellen, und man schlug ihnen die Köpfe ab. Es war einfach zu demütigend für sie, und jetzt haben Sie ja gesehen, was passiert ist. Sie konnten ihre Köpfe nicht vergessen, verdammt. Deshalb mussten sie aus der Erde geholt werden.«
    »Und Sie haben dafür gesorgt - oder?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Wie kam es dazu?«
    Auf die nächste Antwort mussten wir nicht lange warten. Sie erfolgte spontan.
    »Man hat Kontakt mit mir aufgenommen«, sagte der Totengräber mit leiser Stimme.
    »Wer war es?«, wollte Godwin wissen.
    »Der Prior. Er machte den Anfang«, flüsterte Magnin und fing wieder an zu zittern. »Er suchte mich auf, und ich konnte mich nicht wehren. Er war zu stark. Ich musste tun, was er wollte. Er hat mich mit dem Tod bedroht, und ich wollte nicht sterben.«
    »Das ist verständlich«, gab ich ihm recht. »Und danach haben Sie alles in die Wege geleitet. Sie haben die Leute engagiert und sie auch bezahlt, nehme ich mal an.«
    Er senkte den Kopf und nickte dabei. »Ja, das habe ich alles getan. Ich musste es ja tun, es gab keine andere Möglichkeit für mich. Tut mir leid, aber es ist so.«
    »Und die Schädel?« Ich kam noch mal auf das Thema zurück. »Wir haben sie auf den Stangen gesehen. Sie standen zwischen den brennenden Kerzen oben in der Komturei. Glauben Sie daran, dass die Geister sie zurückhaben wollten?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Ich weiß nur, dass es besser für mich ist, von hier zu fliehen, denn es gibt sie, auch wenn andere Leute das nicht wahrhaben wollen.«
    »Wie gibt es sie?«, fragte ich. »Normal? Lassen sich die Geister anfassen? Oder leben sie in ihrer Welt, wobei sich die Grenzen in diesem Fall überlappt haben. Es kann sein, dass die Geister gekommen sind, um ihre Schädel zu holen. Aber sie müssen ein Motiv gehabt haben. Vielleicht wollten sie
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