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1534 - Weg der Verdammten

1534 - Weg der Verdammten

Titel: 1534 - Weg der Verdammten
Autoren: Jason Dark
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eine Mischung aus Geist und verwestem Mensch werden.«
    »Und was wollen Sie jetzt tun?«, fragte er.
    »Wir lassen Sie vorerst in Ruhe«, erklärte mein Templerfreund. »Aber wir sind gekommen, um Claudine zu finden. Und von Ihnen wollen wir wissen, wo sie sich aufhält.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ach?«
    »Ja!«, schrie Magnin. »Sie müssen mir glauben. Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Aber Sie wissen, was mit ihr passiert ist, denn Sie haben Claudine geholt und hergebracht.«
    Er kreischte los. »Claudine ist geflohen, nachdem sie mir das Gesicht zerkratzt hat! Ja, so ist es gewesen. Sie rannte weg, und ich konnte ihr nicht folgen.«
    »Sie wissen aber nicht, ob ihr die Flucht gelungen ist?« Er nickte.
    Ich drehte mich zu Godwin um, der wieder eine Frage stellte.
    »Aber Sie werden uns doch sagen können, wo sich diese Geister aufhalten. Oder irre ich mich da?«
    »Ja, ich glaube, dass sie dorthinwollten, wo man sie getötet hat. Auf den Friedhof.«
    »Und den habe ich gesehen, als ich aus dem Fenster schaute«, erklärte der Templer.
    »Gut, dann…«
    Ich hielt den Atem an. Kein einziges Wort drang mehr über meine Lippen, denn nicht nur ich hatte den dünnen Schrei gehört, der vom Friedhof her zu uns herüberwehte.
    Das konnte nur Claudine Petit gewesen sein!
    ***
    Starr vor Angst!
    Es gab diesen Begriff, und auch Claudine kannte ihn. Aber sie hätte nie gedacht, dass sie mal in eine Situation geraten würde, wo so etwas für sie Wirklichkeit wurde.
    Das war jetzt geschehen, denn sie befand sich im Klammergriff der Gestalt mit dem blutigen Totenschädel. Die Hände sah sie nicht, die befanden sich auf ihrem Rücken. Dort spürte sie den kräftigen Druck der Finger, die sich in das dünne Fleisch pressten.
    Sie sprach nicht. Sie war völlig erstarrt und sah nur in die Höhe, wo das Gesicht auf sie nieder schaute. Es war eine widerliche Fratze, und aus der Nähe sah sie, dass dieses Gesicht nicht völlig skelettiert war, denn in der Mitte gab es noch so etwas wie einen Klumpen, den man mit einigem guten Willen als Nase bezeichnen konnte.
    Und auch um die Nase herum wellte es sich. So konnte man von einem weichen, sich in der Verwesung befindlichen Fleisch sprechen, bei dem es nicht mal verwunderlich gewesen wäre, wenn dort irgendwelche Würmer hervorgekrochen wären.
    Und genau diese Gestalt hielt die junge Frau fest. Sie hatte den Glauben an diese Welt endgültig verloren. Schon im Normalfall waren sie und ihre Freunde immer einen anderen Weg gegangen und wollten so wenig wie möglich mit den anderen Leuten zu tun haben, die sie für Spießer hielten. Aber mit solchen Monstern hatte sie auch nicht gerechnet. Sie hätte sich auch nie vorstellen können, dass es sie gab, und sie wunderte sich darüber, dass ihr Herz noch schlug. Während der Starre hatte sie es nicht mitbekommen.
    Das Skelett riss sie herum und stieß sie nach vorn. Damit hatte die junge Frau nicht gerechnet. Sie verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Bauch.
    Am liebsten wäre sie liegen geblieben und hätte die Augen geschlossen.
    Aber das ließ der andere nicht zu. Etwas Kaltes strich durch ihr Haar und über die Kopfhaut, wobei dieser Gegenstand es schaffte, sie einzuritzen.
    Man musste ihr nicht erst sagen, was sie tun sollte. Sie raffte sich auf, kroch auf Händen und Füßen ein Stück nach vorn und nutzte den Schwung aus, um wieder auf die Beine zu kommen, sodass sie normal weiterlaufen konnte.
    Und trotzdem schaute sie zurück.
    Der Kuttenträger mit dem blutverschmierten Kopf befand sich hinter ihr.
    Und jetzt sah sie auch die verfluchte Sense in seiner Hand. So wusste sie, was da über ihre Kopfhaut gestreift war und einen dünnen Riss hinterlassen hatte, aus dem das Blut drang.
    Claudine stand zu sehr unter Strom, um die Schmerzen richtig wahrzunehmen. Sie kämpfte sich weiter vor. Man musste ihr nicht erst sagen, wohin sie zu laufen hatte. Sie bewegte sich einfach geradeaus, und das war die Richtung, die zum Ziel führte.
    Die Dunkelheit nahm ihr den größten Teil der Sicht, aber die hohen Bäume nahm sie trotzdem wahr, und sie sah auch das offen stehende Tor, das den Eingang des Friedhofs markierte.
    Jetzt wusste sie Bescheid.
    Jetzt war ihr klar, wo sie sterben sollte. Es war nicht der Ort, wo man die Templer verscharrt hatte. Sie befand sich auf dem normalen Friedhof, der jedem Besucher zugänglich war.
    Es gab Wege, über die man schreiten musste. Aber sie waren recht schmal, und so hatte Claudine damit ein Problem,
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