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1534 - Weg der Verdammten

1534 - Weg der Verdammten

Titel: 1534 - Weg der Verdammten
Autoren: Jason Dark
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zerrte sie in die Höhe.
    Claudine wollte protestieren, zugleich wusste sie, dass es keinen Sinn hatte, wenn sie sich gegen diese Person stemmte. Magnin war stärker als sie, und so ließ sie sich zum Fenster führen, wobei ihre Beine schlenkerten und die Füße über den Boden schleiften.
    Der Totengräber schob einen kleinen Tisch zur Seite. Dann hatten sie freie Bahn. Vor dem Fenster blieben sie stehen. Es war so nah, dass das Glas von Claudines Atem beschlug.
    »Da, schau hin!«
    Sie nickte und bemühte sich. In der Umgebung des Hauses war es finster. Da stand keine Laterne, die ihr Licht in die Gegend gestreut hätte. Wäre es hell gewesen, dann hätte sie auch die Grenze des Friedhofs sehen können, aber es war einfach zu dunkel, und so bekam sie nichts zu Gesicht. Auch nicht die Gestalten, von denen der Totengräber gesprochen hatte.
    »Ich sehe nichts.«
    »Schau genau hin.«
    »Die Scheibe ist beschlagen.«
    »Okay, dann werde ich das Fenster öffnen.«
    Claudine erschrak. »Nein, bitte nicht. Lassen Sie das. Ich - ich glaube Ihnen.«
    »Hör zu, das hat damit nichts zu tun. Merk dir einfach, dass du wichtig bist.«
    »Das will ich nicht sein.«
    »Du kannst daran nichts ändern.« Er fasste nach dem Fenstergriff und drehte ihn herum. Zweimal ziehen, und er hatte es geschafft.
    Die kühle Abendluft strömte den beiden Menschen entgegen, aber sie brachte keine fremden Laute mit. Es blieb still. Die Stadt schien in einem tiefen Schlaf zu liegen.
    Und der Friedhof?
    Claudine schauderte nicht nur wegen der leichten Kühle. Es lag auch daran, dass Friedhöfe nicht eben zu ihren Lieblingsplätzen gehörten.
    Die Dunkelheit verschluckte nicht alles. Sie sah die Kronen der Bäume, die in der Nähe standen, aber von Bewegungen entdeckte sie nichts.
    Vielleicht war ihr Blick auch zu starr, und so wischte sie über ihre Augen.
    »Na, siehst du sie?«
    »Nein.«
    »Aber sie sind da.«
    »Ich weiß nicht…«
    »Doch!«, flüsterte der Totengräber. »Sie sind da. Ich habe sie gesehen und gespürt.«
    Weiterhin schaute Claudine nach vorn, und sie wusste nicht, wie sie die Erklärungen des Mannes einstufen sollte. Es kam ihr in den Sinn, dass dieser Mensch möglicherweise bluffte, um ihre Angst noch zu steigern.
    Es war alles möglich. Sie dachte an einen Psycho-Terror, und sie schaute auch weiterhin nach draußen, um vielleicht doch eine Bewegung in der Dunkelheit erkennen zu können.
    Da war nichts.
    Sie atmete tief ein. Sie wollte das Zittern loswerden, was ihr aber nicht gelang. Zugleich meldete sich ihr Wille, nicht alles so hinzunehmen.
    Noch war ihr nichts passiert, und Claudine wollte, dass es so blieb.
    Sie durfte nur nicht überstürzt handeln und musste verdammt achtgeben, damit Magnin nichts merkte. Er stand neben ihr. Er berührte sie nicht.
    Claudine dachte daran, dass er ein älterer Mann und nicht mehr so flott auf den Beinen war. Wenn sie floh, würde sie schneller laufen können als er, das stand fest.
    Sie gab durch nichts zu verstehen, welche Gedanken sie beschäftigten.
    Ein schneller Schritt zurück, dann die Drehung und…
    »Da sind sie!«
    Die scharf gesprochenen Worte unterbrachen ihre Gedankengänge.
    Plötzlich war wieder alles anders geworden. Sie war nicht mehr in der Lage, etwas zu unternehmen, denn Magnin hatte nicht gelogen. Vor ihnen in der Dunkelheit war tatsächlich eine Bewegung zu sehen.
    Grau in Schwarz…
    Vielleicht auch umgekehrt. Es war ihr egal. Mit weit aufgerissenen Augen und einem ungläubigen Blick starrte sie dem entgegen, was sich dem offenen Fenster näherte. Dass sich ihr Herzschlag beschleunigte, konnte sie nicht verhindern.
    Etwas bewegte sich auf das Fenster zu. Es war nicht genau zu erkennen, denn es schien sich bei jeder Bewegung zu verändern. Ein Schatten, der möglicherweise Kontakt mit dem Boden hatte oder doch nur über ihn hinwegschwebte.
    Es war alles möglich, und wenn sie ihn beschreiben wollte, dann hätte sie von einer Kutte gesprochen, die auf oder über dem Boden hinweg glitt und kein Geräusch verursachte.
    »Na, siehst du ihn? Er kommt, um dich zu holen!«
    Magnin hatte die Worte geflüstert. Er stand dicht neben ihr, und dennoch hatte sie den Eindruck, dass er sich weit entfernt befand. Irgendwo in einer anderen Dimension.
    Sie sah kein Gesicht, nur dieses flatterige Etwas, das man durchaus als einen Geist bezeichnen konnte. Aber Geister waren für sie böse, und sie erhielt durch Magnins Worte indirekt die Bestätigung.
    »Sie sind da. Die Toten
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