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1533 - Das Tarot-Rätsel

1533 - Das Tarot-Rätsel

Titel: 1533 - Das Tarot-Rätsel
Autoren: Jason Dark
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wusste, was sie tun musste. Langsam lösten sich ihre Lippen von denen des Toten, auf dessen Gesicht eine schwache Raureifschicht lag, die sich auch über seinen gesamten Körper zog.
    Die Fremde wusste, was sie zu tun hatte. Sie schob den Mann wieder in seinen Wagen hinein und drückte ihn auf den Fahrersitz, wo er steif sitzen blieb.
    Danach schloss sie die Tür.
    Ihre Arbeit war beendet.
    Sie warf nicht mal einen Blick zurück, als sie in die Dunkelheit schritt und sich darin aufzulösen schien. Niemand sah sie. Der Einzige, der sie hätte beschreiben können, lebte nicht mehr…
    ***
    Es war einer dieser Tage, an denen man eigentlich keine Lust hatte, rauszufahren. Da war es sogar noch besser, im Büro zu hocken und über eine Steuererklärung nachzudenken. Doch es gibt immer wieder Menschen, die auch zu solchen Zeiten auf die Piste geschickt werden, Zu denen gehörten Suko und ich. Wir sollten uns eine Leiche anschauen. Das war nichts Besonderes für uns, wir hatten leider sehr oft mit Leichen zu tun, aber diese hier war eine besondere, und wegen ihr waren wir unterwegs in die Gerichtsmedizin der Metropolitan Police. Es war nicht unser erster Besuch dort und würde auch nicht der letzte bleiben, aber Freude machte das auf keinen Fall. Dann lieber eine Steuererklärung.
    Sir James hatte uns losgeschickt, aber ohne großartige Informationen.
    Die sollten wir uns vor Ort besorgen, wo uns Sir James bereits angemeldet hatte.
    Wenn diese Pathologie oder ein Besuch bei ihr tatsächlich einen kleinen Vorteil besaß, so war es der freie Parkplatz, den wir dort immer fanden, denn einen großen Besucherandrang verzeichnete diese Institution nicht.
    Auch an diesem Nieseltag, der zudem jede Menge Nebel produziert hatte, fanden wir eine leere Stelle. Die Fahrt war auch auf der kurzen Strecke kein Vergnügen gewesen. Laut Wetterbericht sollte sich die Suppe erst gegen Mittag auflösen.
    »Hier würde ich nicht mal wohnen, wenn ich keine Miete zahlen müsste«, sagte ich beim Aussteigen.
    »Die Mieter hier können auch nichts mehr zahlen.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Angeblich mussten wir uns eine Leiche anschauen. Ob es tatsächlich eine war, also ein normaler Toter, wusste ich auch nicht. Da brauchte ich nur an unseren letzten Fall zu denken, der uns nach Schottland geführt hatte, wo es plötzlich so etwas wie ein zweites Bermuda-Dreieck gegeben hatte, bei dem der Teufel persönlich Regie führte und Menschen, die längst ertrunken waren, wieder zu einem dämonischen Leben erweckt hatte.
    Wir mussten schellen, sahen uns im Auge einer Kamera und wurden eingelassen.
    Es roch wie immer. Unnatürlich klar und irgendwie auch scharf. Es lag an den benutzten Desinfektionsmitteln, deren Geruch sich hier ausbreitete und immer wieder Nachschub erhielt.
    Ich wandte mich der Ahmeldung zu, an der ein Mann in dunkler Uniform saß und uns erklärte, dass wir erwartet wurden.
    »Von wem denn?«, fragte ich.
    »Dr. Mabel Long.«
    »Eine Pathologin?«
    »Ja.«
    »Ist sie neu hier?«
    »Nein und ja. Sie wurde versetzt und macht jetzt hier ihren Job. Woher sie gekommen ist, weiß ich auch nicht. Aber sie soll recht gut sein.« Der Mann nickte an uns vorbei. »Da kommt sie übrigens.«
    Wir drehten uns um und schauten der Frau entgegen, die mich an eine Lehrerin aus früheren Schulzeiten erinnerte. Nur hatte meine Lehrperson keinen weißen Kittel getragen. Er stand im Farbkontrast zu ihrem dunklen Haar, das in der Mitte streng gescheitelt war und im Nacken einen Knoten bildete. Dazu trug sie eine Brille, die ihr Gesicht nicht zu streng aussehen ließ, weil die Gläser ein rotes Gestell hatten. Im Gesicht fiel mir noch der kleine Kussmund auf, aber das war auch alles, denn ihre Stimme lenkte mich ab.
    »Ich bin Dr. Mabel Long.«
    »Angenehm. John Sinclair.«
    Suko stellte sich selbst vor, erntete auch ein Lächeln, und der nächste Satz galt uns beiden.
    »Sie sind also gekommen, um das Rätsel dieser ungewöhnlichen Leiche zu lösen.«
    »Wir werden es versuchen«, sagte Suko.
    »Die Antwort macht Sie mir sympathisch. Sie klingt nicht so arrogant, wie man es bei einigen Ihrer Kollegen hört. Aber setzen wir uns doch.« Sie deutete auf vier Stühle, die einen kleinen viereckigen Tisch mit Stahlbeinen und einer brauen Holzplatte umstanden.
    So hatte ich mir die Sache zwar nicht vorgestellt, aber bitte, ich war hier nicht der Chef.
    Wir nahmen Platz und Mabel Long rückte ihre Brille zurecht. »Ich bin zwar auch schon einige Jahre im Geschäft, aber
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