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1517 - Die Mondhexe

1517 - Die Mondhexe

Titel: 1517 - Die Mondhexe
Autoren: Jason Dark
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vor. Die Frau war aus dem Mondlicht oder Mondstaub entstanden und sie brauchte noch eine Weile, um sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden, deshalb hielt sie die Augen geschlossen.
    Die Stille blieb. Wer sich hier aufhielt, der reduzierte sogar seine Atmung. Nichts sollte diese Mondhexe stören, die allein durch ihre Anwesenheit das Kommando übernommen hatte.
    Selbst Doreen Anderson verhielt sich still. Sie wusste ebenfalls, wer hier das Sagen hatte, und sie wartete ab, bis sich bei der Mondhexe etwas tat.
    Die Zeit war nebensächlich geworden. Niemand dachte auch nur im Traum daran, auf die Uhr zu schauen. Alles, was hier passieren würde, musste dieser Person überlassen werden.
    Luna öffnete die Augen.
    Und jetzt sah es jeder. Sie hatte keine Pupillen, aber in ihren Augen war das Mondlicht gefangen und sorgte für eine sehr intensive gelbe Farbe.
    Das überraschte Glenda nicht. Wäre es nicht so gewesen, hätte sie sich schon sehr gewundert.
    Auch Doreen Anderson war die Veränderung nicht entgangen. Sie stand Luna am nächsten, und jeder konnte sehen, wie sie durch den offenen Mund tief Atem holte. Dabei breitete sie ihre Arme aus und wirkte dabei wie eine Priesterin.
    »Ein herzliches Willkommen in unserer Runde. Wie du siehst, ist sie geschlossen. Wir alle haben auf dich gewartet und freuen uns, dass du mitten unter uns bist. Du bist die Königin, und du bist erschienen, um uns die Vergangenheit und deren Kraft nahe zu bringen. Wir alle sind Menschen und warten darauf, von dir den Kuss zu erhalten, der uns mit deiner Mondkraft erfüllt.«
    »Ja! Ja!« Es waren keine Worte, die Ann Clavell von sich gegeben hatte, sondern Jubelschreie. »Ich weiß wie es ist.« Sie sprang auf und störte sich nicht daran, dass jeder sie anschaute. »Luna ist bei mir gewesen. Sie hat meinen widerlichen Ehemann für alle Zeiten von mir entfernt und sie hat mich mit dem Kuss belohnt. In mir fließt bereits ein Teil des wundersamen Mondlichts. Ich bin so froh, ich spüre seine Stärke und gönne euch wirklich den Kuss der Mondhexe. Danach seid ihr wie neugeboren. Dann ist das Wunder auch über euch gekommen.«
    Ann ließ sich wieder auf ihren Stuhl fallen. Sie hatte genug gesagt, und so konnte Doreen das Wort ergreifen.
    Sie stellte ein Frage an die Mondhexe: »Bist du zufrieden mit dem, was wir hier für dich getan haben?«
    Luna ließ sich Zeit. Dabei glitten ihre Blicke über die am Tisch sitzenden Frauen hinweg.
    Glenda glaubte, dass sie von dieser Person etwas länger angeschaut wurde, und sofort keimte Misstrauen in ihr hoch. Sollte die Mondhexe Verdacht geschöpft haben? Hatte sie vielleicht etwas falsch gemacht?
    Ihre fragenden Gedankengänge wurden von der weichen Stimme der Mondhexe unterbrochen.
    »Es ist so, wie ich es mir vorgestellt habe. Wir alle sind auf dem richtigen Weg, und ich denke, dass wir ihn auch weitergehen werden. Der Kreis hat sich geschlossen, das stimmt, ich könnte zufrieden sein, aber ich bin es nicht wirklich.«
    Mit dieser Erklärung hatte keine der Frauen gerechnet. Überraschung malte sich auf ihren Gesichtern ab, und Doreen Anderson schüttelte sogar den Kopf.
    »Was stört dich?«, fragte sie.
    »Eine Person im Kreis!«
    Als Glenda die Antwort hörte, schrillten in ihrem Kopf die Alarmglocken.
    Doreen Anderson erwiderte zunächst nichts. Sie nickte und schien nicht sonderlich überrascht zu sein. Ihre Kopfhaltung veränderte sich, denn sie drehte ihn, um die versammelten Frauen am Tisch der Reihe nach anzuschauen.
    Glenda Perkins atmete nur durch die Nase. Sie verspürte den Wunsch, sich zu ducken, aber dadurch hätte sie sich erst recht verdächtig gemacht. Und so blieb sie unbeweglich sitzen und unternahm auch nichts, um dem Blick der Frau auszuweichen.
    Als Letzte wurde sie angeschaut.
    Lange, sehr lange, und sie sah den harten Ausdruck im Gesicht Doreen Andersons. Damit stand für sie fest, dass nur sie gemeint sein konnte.
    Die Bestätigung erhielt sie nicht sofort, denn Doreen stellte noch eine Frage.
    »Ist es Glenda, die Neue?«
    »Ja, sie ist es!«
    Jetzt war es heraus. Eine Antwort schwer wie ein Hammerschlag, der die Frauen zum Schweigen brachte, aber nicht zur Bewegungslosigkeit, denn jetzt drehten sich die Gesichter nur einer Person zu.
    Glenda kam sich vor wie auf der Anklagebank. Sie bewegte sich auch nicht, schien zur Salzsäule erstarrt zu sein, aber sie spürte das kalte Kieseln auf ihrem Rücken und wusste, dass die nahe Zukunft für sie bestimmt nicht erbaulich sein
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