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1517 - Die Mondhexe

1517 - Die Mondhexe

Titel: 1517 - Die Mondhexe
Autoren: Jason Dark
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brauchst du nicht zu tun.«
    »Okay, ich werde es versuchen.«
    »Tu das.«
    Doreen Anderson hatte in die geflüsterte Unterhaltung zwischen den beiden Frauen nicht eingegriffen. Sie war auch nicht stehen geblieben, sondern hatte weiterhin ihre Kreise gezogen.
    Glenda bezeichnete sich selbst zwar nicht als reine Polizistin, doch sie wusste genau, was zu tun war, wenn sie sich in einer fremden Umgebung befand. Sie musste so tun, als wäre alles fremd für sie. Dazu gehörte ein gewisses schauspielerisches Talent, das Glenda auch eingesetzt hatte. So hatte sie Doreen nicht aus den Augen gelassen, wenn sie auf ihrer Runde vor ihr erschien. Und ihr war nicht der Blick entgangen, den sie ihr, der Neuen, hin und wieder zugeworfen hatte. Das war kein freundlicher gewesen. Da hatte sich der Ausdruck ihrer Augen schon verändert, und in Glenda Perkins war so etwas wie eine Warnung hochgestiegen. So richtig trauen konnte und wollte sie der Person nicht, und das war bei Doreen bestimmt nicht anders.
    Hatte sie Lunte gerochen? Ahnte sie, dass man ihr ein Kuckucksei ins Nest gelegt hatte?
    Glenda wollte nicht weiter darüber nachdenken, aber sie blieb auf der Hut.
    Doreen blieb wieder stehen. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und nickte der Frauenrunde zu.
    Dann stellte sie die Frage: »Seid ihr bereit für den großen Auftritt? Für die Begegnung mit ihr?«
    »Ja, das sind wir«, antworteten die Frauen im Chor.
    »Wollt ihr, dass Luna euch etwas von ihrer uralten Mondkraft mit auf den Weg gibt?«
    »Ja…« Die Antwort klang wie ein kollektives Stöhnen, und Doreen lächelte breit.
    »Dann will ich sie bitten, bei uns zu erscheinen. Sie wird uns erhören, da bin ich mir ganz sicher.«
    Die letzten Worte klangen aus, und Doreen streckte ihre Arme der Decke entgegen, wo der aufgemalte kreisrunde Mond nicht zu übersehen war.
    Es war wunderbar für die Frauen, die sich hier versammelt hatten. Sie folgten dem Blick ihrer Anführerin, legten die Köpfe zurück, und auf ihren Gesichtern zeigte sich ein Strahlen. Das war eine völlig natürliche Reaktion bei ihnen.
    Nur Glenda Perkins nahm davon Abstand. Zwar gab auch sie ihrem Gesicht einen anderen Ausdruck, der jedoch wirkte schon sehr gekünstelt.
    »Bitte, Luna, zeig dich uns! Wir warten auf dich. Wir wollen von deiner uralten Kraft profitieren. Nur deshalb sind wir hier zusammengekommen. Du bist unsere Beschützerin, du bist unser Engel, und wir brauchen keine andere Person mehr für unser Leben. Es ist für uns eine Wohltat, dich zu sehen, und den Gefallen tu uns bitte…«
    Die letzten Worte waren versickert. Spannung lag in der Luft. Jede Frau wartete darauf, dass das Flehen Erfolg zeigte, und auf den Gesichtern zeigte sich die erste Anspannung.
    Glenda erging es nicht anders. Auch sie war gespannt, was sich ereignen würde, nur fühlte sie sich nicht so sicher wie ihre Kolleginnen in der Runde.
    An der Decke tat sich etwas. Und das passierte innerhalb des gelben Vollmonds.
    Seine Farbe verblich. Es entstand so etwas wie ein Loch in seinem Zentrum, und genau dort gab es auch die Bewegung zu sehen. Als wäre aus dem Hintergrund feinkörniger Sand nach vorn gerieselt, der auf dem Weg nach unten eine andere Form annahm.
    Es entstand ein menschlicher Körper!
    Die Frauen hielten den Atem an, als der Körper sich nach unten dem Boden entgegen bewegte. Auch Glenda wurde von diesem Phänomen überrascht, und es beeindruckte sie ungeheuer. Sie glaubte, eine feinstoffliche Gestalt zu sehen, die allerdings nicht so blieb, wie sie sich zu Beginn gezeigt hatte. Beim Herabsinken veränderte sie sich, und das Feinstoffliche verwandelte sich in eine feste Materie.
    Ein Körper erschien!
    Eine Frau, die nackt bis auf ein um die Hüften geschlungenes Tuch war.
    Und so berührte sie auch mit ihren bloßen Füßen den Boden und stand unbeweglich wie eine Statue in der Mitte der Halle…
    Niemand sprach ein Wort. Jeder hatte Luna erwartet, aber sie hatte mit ihrem Erscheinen bei den Menschen einen Schock hinterlassen.
    Wer sie nicht in ihrer vollen Gestalt sehen konnte, der hatte den Kopf etwas gedreht, um nur nichts zu verpassen.
    Glenda Perkins hatte das Glück, genau auf sie schauen zu können. Sie prägte sich ihren Anblick gut ein und sah eine normale Frau mit langen, braunen Haaren, einer Kette mit einer runden Mondscheibe um den Hals, und sie sah auch ein Gesicht, das so gar nichts Hexenartiges an sich hatte.
    Die Figur war schlank, die Beine kamen Glenda sogar außergewöhnlich lang
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