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1511 - Die neun Leben des Caligula

Titel: 1511 - Die neun Leben des Caligula
Autoren: Unbekannt
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Geburtenkontrolle, aber Hang kam nicht mit dem Kastrieren und Sterilisieren nach - und überhaupt, er hatte die Übersicht über sein Katzenvolk längst verloren. Er gab ihnen zwar charakteristische Namen wie Streuner, Tiger, Schlappschwanz oder Stummel oder auch Semiramis oder aber einfach Vlk, wenn er gerade schlechter Laune war ... aber tatsächlich konnte er nur höchstens sechs Dutzend von ihnen wirklich auseinanderhalten und davon wiederum auch nur die Hälfte genau identifizieren.
    Nun könnte man also einwenden, daß sein Zorn auf die Evolution ungerecht war. Aber hätte die Schöpfung auf Terra nicht die Weichen für die Entstehung der Felidae gestellt und hätten die Ägypter sie nicht vergöttert, dann hätte es wohl nie eine gemeine Felis silvestris domestica gegeben, und ergo hätte Käpt’n Scenopher Luinad mit keinem Katzentransport auf Luinad stranden können - und folgerichtig könnte Hang ein beschauliches Leben führen.
    Okay, Hang wäre dann jetzt vielleicht schon tot, weil kein räudiger Kater zur Stelle gewesen wäre, um ihn, den Schlafenden, so lange zu kratzen, bis er aufwachte und feststellen konnte, daß der Lagerplatz in Flammen stand.
    Aber seine Kühe hätte er wenigstens.
    Auf diese Weise sprach Hang zu seinen Katzen jedesmal, wenn er ihrer wieder mal überdrüssig war; er machte ihnen quasi ihre Existenz zum Vorwurf. Das passierte nicht selten.
    So etwa, wenn er seinen Kummer hinwegzuspülen versuchte und weiße Mäuse sah, die zu jagen die Katzenbande jedoch keine Bereitschaft zeigte.
    Und wenn er alle Hände voll zu tun hatte, die läufigen Katzen von den Katern zu isolieren zu versuchen ... oder wenn er die Beweise dafür zu beseitigen hatte, daß die Mehrzahl seiner Haustiere nicht stubenrein war ... Es gab Tausende Situationen, in denen die Katzen ihm ausreichend Gründe gaben, sie zu verfluchen.
    Aber wenn er sich nach getaner Arbeit gewaschen und desinfiziert in seine gemütliche Leseecke zurückzog und die Katzen darum rauften, sich an seine Beine schmiegen zu dürfen und um die besten Plätze an seiner Seite kämpften, dann war er wieder besänftigt, und er kraulte und streichelte sie liebevoll und sprach entschuldigend zu ihnen: „Ihr müßt es einem alten Narren schon verzeihen, daß er mal übler Laune ist."
    Und wenn er ihnen dann in die unergründlichen Augen sah, da meinte er, daß sie jedes seiner Worte verstehen konnten und mit den Blicken zu ihm sprachen. Und manchmal glaubte er sogar, ihre telepathischen Botschaften vernehmen zu können.
    In manchen Momenten, wenn er sich der rationalen Betrachtungsweise befleißigte, schrieb er dies dem Umstand zu, daß er schrullig und alt und vereinsamt war und sich darum einbildete, daß die Katzen zu ihm sprachen, weil er sie sich einfach als Gesprächspartner wünschte! Aber wenn ihn dann Melancholie befiel, dann hörte er ihre Gedanken tatsächlich - und er konnte ihnen die seinen vermitteln.
    Er war dann sicher, daß seine Katzen reinkarnierte Intelligenzwesen waren. Und sie erzählten ihm, daß sie in ihrem früheren Leben Physiker, Syntronprogrammierer, Raumschiffskapitäne oder Liebesdienerinnen gewesen waren; Staatsmänner, First Ladies, Söldner und Diktatoren und Penner. Und manche waren in ihren vielen Leben auch alles schon mal gewesen.
    Caligula etwa war nicht nur der Träger von Käpt’n Luinads ruheloser Seele, er war ganz sicher auch die Reinkarnation jenes Katers, der Hang vor zwanzig Jahren aus den Flammen gerettet hatte und sich darum, auch in seinem nächsten Leben als Caligula, als der Beherrscher der Burg aufspielte.
    Ganz klar: Die ruhelose Seele von Käpt’n Luinad war für alle Zeiten dazu verdammt, in Katzenkörpern zu leben, weil er nicht gut zu diesen Tieren gewesen war. Er würde nie mehr Mensch werden dürfen, denn er lernte nicht dazu und war als Hauskatze so herrschsüchtig, jähzornig und brutal wie als Raumschiffskommandant.
    Hang hatte da seine eigene Theorie entwickelt: Als Menschen hatten sie sich nie an ihre Seelenwanderungen erinnern können; mit ihrem Katzenleben kam die Erinnerung an die vielen vergangenen Leben zurück, aber dafür war ihnen der Mund verschlossen.
    Sie konnten sich nur in Gedanken mitteilen - und das offenbar auch nur gegenüber besonders begnadeten Menschen wie Hang. Denn es schien, daß alle anderen Luinader auf dem parapsychischen Ohr taub waren oder sich zumindest taub stellten. Denn sie wollten Hangs Behauptungen nicht glauben und stuften ihn als geistesgestört
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