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1511 - Die neun Leben des Caligula

Titel: 1511 - Die neun Leben des Caligula
Autoren: Unbekannt
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wies ihm der Kater, indem er trotz seiner Körperfülle die Wand hochkraxelte und vom oberen Rand Hang mit der Pfote zu sich hinaufwinkte.
    Ohne lange zu überlegen, folgte Hang dem Tier, erreichte den oberen Mauerrand und ließ sich von dort einfach auf die andere Seite fallen. Er landete etwas unsanft im Unterholz, aber er lebte. Er war den Flammen entkommen. Nur wenig später hätte es keine Rettung mehr für ihn gegeben.
    Und das verdankte er diesem streunenden Kater. Das Tier schien sich seiner Heldentat vollauf bewußt, denn es schmiegte sich buckelnd an ihn und forderte eine Belohnung.
    Hang griff sich den Kater und gewährte ihm die ihm zustehenden Streicheleinheiten. Und Hang sagte: „Aus Dank dafür, daß du mir das Leben gerettet hast, biete ich dir meine Freundschaft an. Und ich werde fortan nur noch gut zu Katzen sein."
    Und einmal soweit gegangen, beschloß Hang, sich in den Ruinen häuslich niederzulassen.
     
    *
     
    Hang verfluchte den Tag, an dem die Evolution auf Terra die Katzen hervorgebracht hatte.
    Vielleicht war das der Evolution gegenüber ungerecht, und Hangs Zorn sollte eher jenem vorgeschichtlichen Terraner gelten, der als erster eine Wildkatze domestizierte und so den Urahn der gemeinen terranischen Hauskatze schuf.
    Möglicherweise brauchte Hang auch gar nicht so weit zurückzugreifen und es reichte, den Entdecker dieses Planeten in Groß-Magellan, jenen unseligen Käpt’n Scenopher Luinad, zu verfluchen, der mit seinem Schiff voller Katzen hier einst Schiffbruch erlitten und so die Voraussetzung dafür geschaffen hatte, daß dieses Getier zur Plage für die Nachkommen der Schiffbrüchigen werden konnte.
    Es hieß, daß Scenopher Luinad ein Katzenliebhaber gewesen sei und darum im Jahre 491 die sich schließende Milchstraße aus Furcht vor der Ausrottung der originalen terranischen Hauskatze durch Klonen mit einer Raumschiffladung dieser Spezies in Richtung Große Magellansche Wolke verlassen hatte.
    Hang glaubte es aber besser zu wissen. Immerhin saß er an der Informationsquelle, denn er hatte seine „Burg" in den Nebelbergen auf den Resten jener Station gebaut, die sich Scenopher Luinad einst zu seinem Schutz errichtet hatte, um der Lynchjustiz durch seine Leute zu entgehen.
    Hangs Nachforschungen in den Verstecken der alten Grundmauern hatten ergeben, daß der Käpt’n die Katzen möglicherweise nur nach Magellan geschafft hatte, um sie den Gurrads als Delikatesse zu verkaufen und so das große Geld zu machen. Insgesamt waren die Dokumente und Berichte jedoch so widersprüchlich, daß die volle Wahrheit nicht mehr genau zu rekonstruieren war.
    Aber Hang hatte ganz andere Informationsquellen: seine Visionen und Träume. Hang war davon überzeugt, daß es sich dabei um telepathische Sendungen seines Katers Caligula handelte. Und Caligula mußte die Wahrheit schließlich wissen, denn er war in einem früheren Leben kein anderer als der olle Käpt’n Scenopher Luinad gewesen. Jawohl, davon war Hang hundertprozentig überzeugt. Wie sonst sollte er so viele Einzelheiten und intime Details aus Luinads Leben kennen und sie ihm, Hang, über seine Träume vermitteln können? Wer außer der Reinkarnation des Käpt’ns konnte wissen, daß Scenopher als Baby beinahe an einer Maus erstickt wäre, die er als Ganzes hatte schlucken wollen?
    Wie auch immer, an der Tatsache, daß Käpt’n Luinad mit seinem Schiff auf diesem Planeten gestrandet war und für die Katzenplage gesorgt hatte, war nicht zu rütteln.
    Doch dem seligen Luinad deswegen die ganze Schuld für Hangs Probleme aufzuhalsen war auch nicht gerecht.
    Denn was konnte der gestrandete Katzenexporteur den dafür, daß Hang vor zwei Jahrzehnten aus Dank dafür, daß sie ihm das Leben gerettet hatte, eine streunende Katze aufnahm und den Schwur leistete, fortan gut zu diesen Tieren zu sein? Hang hatte sich in der Folge strikt an sein Gelübde gehalten, auch wenn es ihm manchmal schon schwergefallen war.
    Heute könnte er sich wegen seines leichtsinnigen Gelübdes am liebsten nachträglich die Zunge abbeißen.
    So gesehen, war es Hangs eigene Schuld, daß er seine Burg voller Katzen hatte, Hunderte und Tausende davon; und jeden Tag wurden es mehr. Denn nicht nur, daß sie sich explosionsartig vermehrten, es schien sich unter diesen unheimlichen Tieren auch herumgesprochen zu haben, daß es in den Nebelbergen, südlich von Luinad-City, einen Narren gab, der streunenden Katzen Asyl bot.
    Es gab zwar ein probates Mittel zur
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