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1511 - Der letzte Engel

1511 - Der letzte Engel

Titel: 1511 - Der letzte Engel
Autoren: Jason Dark
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passte zu dieser Gesellschaft, denn er würde ihnen erklären, wie es im Jenseits aussah, und darauf waren diese Grufties natürlich mehr als gespannt.
    Ich erlebte die innere Spannung, die immer mehr anstieg. Ich dachte an den Kapitän des Schiffes, der bestimmt nichts ahnte, was hier ablaufen sollte. Er fuhr das Schiff weiterhin in Richtung Westen und würde irgendwann mal anlegen oder auch drehen, um den gleichen Weg wieder zurückzufahren.
    Etwas passierte, auch wenn noch nichts zu sehen war. Die Gespräche der Passagiere verstummten zwar nicht, aber sie nahmen einen anderen Verlauf. Es wurde noch leiser gesprochen, und die Blicke richteten sich öfter als gewöhnlich auf das leere Podium.
    Das Kreuz hatte ich noch vor dem Eintreten abgenommen. Es steckte jetzt in meiner rechten Tasche, so konnte ich schneller erkennen, ob es eine Reaktion zeigte.
    Im Augenblick bemerkte ich nichts und kam zu dem Schluss, dass sich Blake noch auf dem Weg befand.
    Kalt rieselte es über meinen Rücken hinweg. Auf meiner Stirn und auch am Hals lag ein leichter Schweißfilm. Ich hörte mein Herz schneller schlagen als sonst, denn auch ich wurde nicht von dieser Spannung verschont, die alle anderen Gäste ebenfalls erfasst hatte.
    Wo steckte Blake, und wie würde er erscheinen. Würde er wie ich über das Deck kommen, um dann diesen Wartesaal zu betreten?
    Wie immer es auch laufen würde, es bahnte sich das große Ereignis an, denn auch die Musik verstummte.
    In meiner Nähe sprach eine junge Frau. »Er ist da, ich spüre ihn. Er ist in der Nähe, ich habe seine Aura gespürt. Er ist da. Ich weiß es genau. Er hat uns nicht im Stich gelassen…«
    Nicht nur ich hatte sie sprechen gehört, auch andere Gäste hatten sie verstanden. Gesichter drehten sich ihr zu, aber ich blickte dorthin, wo sich das Podium befand, denn die Sprecherin stand in ihrer steifen Haltung da und starrte ebenfalls in diese Richtung. Sie hob langsam den Arm und sagte mit ihrer halblauten Stimme nur ein Wort. »Da…«
    Das Podium war gemeint, und für mich war die bleiche Gruftie-Frau auch nicht mehr interessant.
    Sie hatte sich nicht geirrt.
    Es passierte tatsächlich auf dem Podium. Nur dass dort keine Musiker erschienen, sondern Blake, der Menschenhasser. Und er tauchte auf wie eine Figur aus der Hölle…
    ***
    Seinen Körper sah keine von uns, dafür schwebte plötzlich über dem Podium eine schwarze Spirale aus Rauch oder Ruß. Nichts anderes als ein schattenhaftes Gebilde, das sich um sich selbst drehte und dabei immer an Dichte gewann.
    Ich war wohl der einzige Gast, der cool blieb, die anderen waren fasziniert, und nicht nur aus den offenen Mündern der Frauen drangen die leisen Rufe.
    Niemanden ließ diese Begegnung kalt, auf die sie so sehnsüchtig gewartet hatten.
    Abermals berührte ich mein Kreuz!
    Ja, jetzt strahlte es die schwache Wärme aus.
    Die dunkle Säule auf dem Podium drehte sich immer schneller, und wenn mich nicht alles täuschte, verdichtete sie sich mit jeder der schnellen Umdrehungen.
    Auch ich geriet ins Staunen, weil ich jetzt Bescheid wusste. Mir war klar, was folgen würde, wenn alles zu Ende gebracht war.
    Da gab es dann keine feinstoffliche Gestalt mehr, sondern ein Wesen mit festem Körper.
    Auch ein X-Ray?
    Auf irgendeine Weise schon, aber sicherlich nicht zu vergleichen mit dem letzten Engel.
    Urplötzlich war Schluss. Keine Drehung mehr - Stillstand!
    Und Stille bei den Gästen. Sie hielten in diesen Sekunden den Atem an, bis jeder die schwarze, völlig lichtlose Totengestalt mit eigenen Augen sah.
    Ein Gesicht war kaum zu erkennen.
    Kopf und Körper schienen ineinander überzugehen, trotz der Andeutung eines Halses. Ich hatte den Eindruck, auf glühenden Kohlen zu stehen, und hätte mich dieser Gestalt am liebsten entgegengeworfen.
    Dann sprach er und sagte nur einen Satz mit einer rauen, kehligen und düsteren Stimme. »Ich, Blake, bin da…«
    ***
    Keiner konnte dagegen sprechen, und es gab auch niemanden, der es versucht hätte. Ich hielt mich ebenfalls zurück, weil ich gespannt darauf war, was diese Gestalt aus einer fremden Dimension zu sagen hatte.
    Zunächst noch nichts, da verbreitete sie einfach nur Furcht, worüber ich mich wunderte, denn die Menschen hier hatten ihn ja offenbar sehnsüchtig erwartet.
    Das schwarze Gespenst - so kam mir Blake vor - wartete, bis sich die Grufties an ihn gewöhnt hatten. Erst dann sprach er sie wieder an.
    »Ich habe eure Rufe und euer Flehen gehört. Sie waren wie Gebete, die nur
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