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1511 - Der letzte Engel

1511 - Der letzte Engel

Titel: 1511 - Der letzte Engel
Autoren: Jason Dark
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gefunden. Er hat mir sogar eine Botschaft geschickt. Das heißt, dass er mich auch treffen will.«
    »Und dabei spielt das Wasser eine Rolle?«
    »Bestimmt.«
    »Wo denn? Das Meer oder…«
    »Ich habe keine Ahnung. Die Botschaft ist zu schwach gewesen, aber ich bekomme es heraus. Ich kenne Blake. Er lässt seine Feinde immer warten, bis er mit der Wahrheit herausrückt.«
    Ich blieb beim Thema und sagte: »Es gibt sogar ein berühmtes Wasser hier in London, die Themse.«
    X-Ray starrte mich an. Er hatte bereits den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, dann schloss er die Lippen wieder, und ich sah, dass er erneut diesen von Trance bestimmten Ausdruck in den Augen hatte. So konnte ich mir vorstellen, dass er Kontakt suchte.
    Etwa eine Minute geschah nichts, und ich blieb der Gefangene meiner eigenen Spannung. Ich hoffte darauf, dass X-Ray die Kontaktaufnahme gelang und er eine Spur fand.
    »Du hattest recht. Es ist der Fluss. Ich weiß es jetzt.«
    »Und weiter?«
    »Auf dem Fluss«, flüsterte er. »Ein Boot?«
    Diesmal nickte er nicht. Er bestätigte mich auch nicht durch irgendwelche Worte, und so sprach ich weiter. »Es gibt keine andere Erklärung. Es muss auf einem Boot stattfinden. Der Fluss, das Boot, eine Fahrt über die Themse. Verdammt noch mal, das passt perfekt zusammen. Genau das müssen wir suchen.«
    Der letzte Engel entspannte sich. Ich hoffte, ihn auf die richtige Idee gebracht zu haben, und wenn ich mir sein Gesicht anschaute, so konnte das zutreffen.
    »Es war die Botschaft«, flüsterte er. »Blake hat sich offenbart. Er hat nichts Genaues gesagt, aber ich weiß, dass es eine Spur ist. Wir müssen sie nur finden, und wir müssen schnell sein. Er hat mir kein Ultimatum gestellt, aber das spüre ich.«
    Ich konnte nichts dagegen sagen. Meine Überlegungen, X-Ray mit dem Kreuz zu konfrontieren, hatte ich beiseite geschoben. Jetzt war es einzig und allein wichtig, das Boot zu finden, und ich ging davon aus, dass es noch vor Mitternacht geschehen musste, denn dann war der Höhepunkt der Walpurgisnacht erreicht.
    »Ja«, gab ich dem Engel recht. »Wir sollten uns wirklich nicht mehr viel Zeit lassen.«
    »Ich werde dich diesmal auf meinen Rücken nehmen. Wir müssen den Fluss abfliegen.«
    »Und du hast keine Ahnung, welches Boot es sein wird? Falls wir überhaupt eines finden?«
    »Nein, das habe ich nicht. Ich bin mir nur sicher, dass Blake in der Nähe ist.«
    »Ja, eine andere Wahl haben wir nicht.«
    »Du sagst es.«
    X-Ray ging bereits zur Tür. Ich folgte ihm und fand ihn draußen auf der Wiese. Dort stand er, hatte den Kopf zurückgelegt und schaute in den dunklen Himmel.
    Die Wolken hatten sich verzogen. Die große, unendliche Fläche war klar und sauber, wie geputzt. Und deshalb war auch der Mond gut zu sehen, der schon fast einen Kreis bildete.
    Ein ideales Wetter für die Walpurgisnacht. Die Zeit der Hexen. Und mit Hexen hatte dieser Fall begonnen.
    Aber würde er auch damit enden?
    Ich hatte meine Zweifel und dachte dabei nur an Blake, den Menschenhasser…
    ***
    Zum Glück hatte ich bei Carlotta, dem Vogelmädchen, das Fliegen geübt. Auf ihrem Rücken hatte ich gelegen, und so war es für mich nichts wirklich Neues, mich den Flugkünsten des letzten Engels anzuvertrauen.
    Wo sollten wir anfangen, wo aufhören?
    Und es gab noch etwas zu beachten. Wir wollten auf keinen Fall entdeckt werden, und deshalb durften wir auch nicht zu tief über dem Wasser fliegen, das in der Nacht wie eine riesige schwarze Schlange aussah, auf deren Körper jedoch hin und wieder Lichter tanzten oder Schiffe durch die Wellen pflügten.
    Es waren einige Ausflugsdampfer unterwegs. Diese Nacht war wie geschaffen dafür. Hineinzufahren mit Musik und Tanz in den Mai, das war im Zeitalter des Internets und des Computers noch immer etwas Besonderes. Viele Menschen erinnerten sich wieder daran, was es für Feste gegeben hatte. So waren die alten Daten wieder hervorgeholt worden. Man feierte die Feste neu, wobei sich nur das Gewand geändert hatte. Alles war moderner und poppiger geworden.
    Wir glitten über den Fluss hinweg und hatten uns entschlossen, im Londoner Osten anzufangen, wo die großen Docks und Werften lagen, manche sogar mit einem berühmten Namen versehen.
    Es fuhren auch hier die gecharterten Ausflugsboote. Wir sahen die zahlreichen Lichter, wir hörten die Musikfetzen, die der Wind an uns herantrug, gingen manchmal tiefer, um besser sehen zu können, und hatten noch keine Idee, wo dieser Blake stecken
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