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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt
Autoren: Jason Dark
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Menschen lebten, aber das Verhalten, das Jane Collins gesehen hatte, war schon recht merkwürdig.
    Ich schnallte mich los.
    »Wo willst du hin?«
    »Ratten suchen.«
    »Traust du mir nicht?«
    Ich beugte mich zurück in den Wagen. »Doch, ich traue dir. Ich versuche nur, eine Erklärung für ihr Verhalten zu finden, das doch mehr als ungewöhnlich ist.«
    »Da hast du recht.«
    Ich drückte die Tür zu und ging ungefähr dorthin, wo Jane die Tiere gesehen hatte. Spuren oder irgendwelche Rückstände waren auf dem grauen Belag nicht zu sehen. Die Tiere waren gekommen und ebenso rasch wieder verschwunden.
    Wir standen wirklich in der Stille einer ländlichen Landschaft. Es gab so gut wie kein Autoverkehr. Weiter vor uns senkte sich die Straße leicht, dafür sah ich die halbrunden und flachen Hügelrücken, die wie Buckel aussahen. Einige von ihnen waren bewaldet.
    Andere wiederum lagen frei. Hin und wieder war ein einsames Haus zu sehen, aber nicht die Häuser einer Ortschaft.
    Jane hatte ihren Golf also in der Einsamkeit gestoppt.
    Ich drehte mich um und schlenderte wieder zurück. Diesmal blies mir der Wind gegen den Rücken. Er war kälter geworden, und der Himmel sah irgendwie bedrohlicher aus. Wir würden heute bestimmt noch Schnee bekommen.
    Natürlich hielt ich auch an den Hängen und zwischen den Bäumen nach den Ratten Ausschau. Aber wie das so ist. Man sucht etwas, und dann findet man es nicht. So erging es auch mir. Die Ratten mussten sich in den beiden Straßengräben oder im Wald versteckt haben. Ich stieg wieder ein.
    »Na?«
    Ich schnallte mich an und erklärte Jane, dass ich nicht einen Rattenschwanz gesehen hatte.
    »Ja, das dachte ich mir. Aber du glaubst mir doch – oder?«
    »Klar. Schließlich bin ich es gewesen, der geschlafen hat. Und nicht du.«
    »Eben.«
    »Und es waren mehr als ein Dutzend?« fragte ich.
    »Das kann ich dir nicht sagen, John, ich habe sie nicht zählen können. Es ist auch schlecht zu schätzen, denn die Tiere drängten sich dicht zusammen, sodass sie praktisch ein Knäuel bildeten.« Sie winkte ab. »Egal, wir fahren weiter.«
    Das musste ich Jane Collins überlassen, aber mir schoss schon einiges durch den Kopf.
    Waren es Wanderratten? Oder waren es Tiere, die aus irgendwelchen Gewässern gekommen waren? Es gab hier sicherlich die mit Wasser gefüllten Gräben, in denen sich Ratten sehr wohl fühlten. Sie hätten auch irgendwelche Abwasserkanäle verlassen können. Möglichkeiten gab es demnach genug.
    Mir fiel auf, dass Jane nicht mehr so schnell wie zu Beginn unserer Fahrt fuhr. Sie rollte jetzt langsamer dahin und beobachtete ihre Umgebung noch intensiver.
    Keine Ratten auf der Fahrbahn, deren Farbe auch der Himmel übernommen hatte. Wir rollten wieder in ein kleines Waldstück.
    Diesmal wuchsen die Bäume fast bis an den Rand der Straße heran.
    Es huschte keine Ratte von einer Straßenseite auf die andere. Alles blieb völlig normal.
    Als wir den Wald verließen, fühlte ich mich entspannter.
    Zu beiden Seiten lagen wieder Böschungen, die von einem winterlichen Grasteppich bedeckt wurden, auf dem auch hin und wieder Strauchwerk wuchs.
    Die Umgebung war völlig normal, und ich kam auf unser Essen zu sprechen.
    »Du kennst dich ja aus, Jane. Wann ungefähr haben wir das Landhaus erreicht?«
    »Es dauert nicht mehr lange. Nicht mal zwei Kilometer, dann kannst du es sehen.«
    »Sehr gut.«
    Sie lächelte kurz.
    »Hunger?«
    »Mächtig. Und was ist mit dir? Haben dir die Ratten den Appetit verdorben?«
    »Nein, das haben sie nicht. Sie wollen mir nur nicht aus dem Kopf.«
    »Das verstehe ich.«
    »Weißt du, John, ihr Verhalten war einfach unnormal. Sie haben sich da mitten auf der Straße versammelt, und es interessierte sie überhaupt nicht, ob ich da mit meinem Wagen angefahren komme oder nicht. Das haben sie einfach ignoriert und zwangen mich anzuhalten. Ich habe sogar in ihre kleinen Augen schauen können und entdeckte darin einen Ausdruck, der durchaus gegen mich gerichtet gewesen sein könnte.«
    »Genauer.«
    »Feindlich!«
    »Ach…«
    »Ja, ich übertreibe nicht. Diese pelzigen Nager haben mich feindlich angeschaut. Als wollten sie etwas von mir. Oder als wollten sie mich auf etwas vorbereiten.«
    »Meinst du wirklich?«
    Jane nickte.
    »Auf was könnten sie dich oder uns denn vorbereiten wollen?«
    »Na ja, sie könnten uns erneut über den Weg laufen. Du weißt ja, unser Schicksalsweg ist manchmal sehr krumm.«
    Ich war schon recht nachdenklich geworden. Ich
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