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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt
Autoren: Jason Dark
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horchte auf mein Bauchgefühl, das mich auch jetzt nicht im Stich ließ. Es war durchaus möglich, dass wir wieder in etwas hineinschlitterten, das wir uns vor einer Stunde noch nicht hatten träumen lassen.
    »Was ist mit dir, John? Du bist so still.«
    »In der Tat.«
    »Und warum?«
    »Ich denke nach.«
    »Aha. Allmählich bereiten dir meine Ratten ein bisschen Sorgen.«
    »So könnte man es sehen. Ich denke darüber nach, wo sie herkommen könnten und…«
    »Scheiße!« schrie Jane.
    Mit diesem Ruf hatte sie mich unterbrochen. Ich sah den Grund, als ich nach vorn schaute.
    Ratten!
    Sie liefen direkt auf uns zu. Sie kamen von vorn und bildeten eine Reihe. Dabei hielten sie sich auf der Straßenmitte, als würden sie auf Befehl handeln.
    »Das kann ja heiter werden«, flüsterte Jane…
    ***
    Heiter nicht, eher gefährlich. Eigentlich sind Ratten scheue Tiere, es sei denn, sie waren ausgehungert. Da griffen sie dann auch Menschen an, und ob das auch hier bei uns zutraf, würden wir in den nächsten Minuten wissen.
    Noch immer bewegte sich die zuckende Reihe aus Pelztieren auf uns zu. Sie rannten und schoben sich immer weiter, aber kein Tier lief über das andere hinweg. Jeweils zwei rannten nebeneinander.
    Und der braune Streifen änderte seine Richtung nicht.
    Auf Janes Stirn sah ich die kleinen Schweißtropfen, als sie sagte:
    »Das ist eine Rattenfalle! Ich bin ja mal gespannt, wie sie sich verhalten werden, wenn sie den Wagen erreichen.«
    »Ich auch.«
    Wir hatten ihr Tempo nur schlecht abschätzen können. Aber nichts wies darauf hin, dass sie unseren Wagen verschonen würden. Wir schienen ihr Ziel zu sein.
    Drei Meter noch, und sie hätten den Golf erklettern können. Das taten sie seltsamerweise nicht. Sie stoppten und fächerten dann auseinander, sodass sie wenig später den Golf und uns umzingelt hatten.
    »Das sieht nicht gut aus«, murmelte Jane. »Die fressen doch alles, wenn sie Hunger haben – oder?«
    »Das sagt man.«
    »Auch Reifen?«
    Beinahe hätte ich gelacht, weil ich an die kaputten Reifen des Rover denken musste. Doch nach Lachen war keinem von uns zumute, und es ging uns auch nicht besonders gut, denn ich konnte meinen eigenen Herzschlag recht laut hören.
    Die Tiere hatten uns umzingelt, aber sie taten seltsamerweise nichts. Kein Nager sprang auf unseren Wagen, obwohl ihnen das leicht gefallen wäre. Sie blieben sitzen, als sollten sie uns nur beobachten oder bewachen, damit wir den Wagen nicht verließen.
    »Was soll das?« murmelte ich vor mich hin.
    »Da kommt noch was nach, John, verlass dicht drauf. Das ist erst der Anfang, und das ist auch nicht normal. Das Schicksal hat mal wieder zugeschlagen.«
    »Mittlerweile glaube ich das auch. Wir scheinen nicht eben bei ihnen beliebt zu sein.«
    »Wie auch bei den Sensenmännern.«
    »Du sagst es.«
    Wer sensibel war, der konnte von einer erschreckenden Stille sprechen, die uns umgab. Nur hin und wieder war ein leises Knacken zu hören, was aber nicht mit den Nagern zusammenhing, sondern mit dem Metall des Golfs, das sich meldete.
    Vor uns sahen wir sie auch. Zwar nahmen sie nicht die gesamte Straßenbreite ein, aber es reichte aus, um nicht an ihnen vorbeizukommen. Wenn wir starteten, würden wir sie überfahren, und ob ihnen das so lieb war, bezweifelte ich stark.
    Auch Jane beschäftigte sich bereits mit diesem Gedanken. »Ich denke darüber nach, loszufahren. Noch tun sie nichts. Ich möchte nicht so lange warten, bis sie es sich anders überlegt haben.«
    »Wäre nicht schlecht.«
    »Okay, dann wollen wir…«
    »Nein, nicht!« fuhr ich ihr in die Parade, denn ich hatte etwas gesehen, das mich erschreckte.
    Zu beiden Seiten der Straße an den Kämmen der Hänge, wo die eigentliche Vegetation begann und dicke Bäume dicht an dicht standen, gab es ein plötzliches Gewusel. Das waren bestimmt keine Füchse oder Eichhörnchen, die den Wald verlassen wollten. Mit Erschrecken sahen wir, dass sie von zwei Seiten kamen. Sie rannten und rutschten die Hänge herab. Nichts war mehr von einer geordneten Reihe zu sehen, aber sie hinterließen auf dem Untergrund zwei braune Streifen, die uns gar nicht gefielen.
    »Das werden immer mehr«, flüsterte Jane. »Und das ist auch nicht normal! Da kannst du sagen, was du willst. Hier hat jemand seine Hand im Spiel, die sie lenkt oder befehligt.«
    »Das sehe ich auch so.«
    Die ersten Tiere hatten die Böschung hinter sich gelassen und die Straße erreicht. Auch hier entstand ein grau-braunes Gewusel, dem
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