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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt
Autoren: Jason Dark
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aufgerichtet hatte, ging ich nach vorn, auf die Motorhaube zu. Dort blieb ich stehen. Über den dampfenden Atem vor meinen Lippen hinweg schaute ich nach vorn. Es tat irgendwie gut, etwas Normales zu sehen, denn als solches bezeichnete ich die Häuser der kleinen Ortschaft Woodside, die sich von meinen Augen malerisch ausbreiteten. Rauch, der aus Kaminen quoll, wurde vom Wind erfasst und verteilte sich über den Dächern.
    Einen Kirchturm sah ich, und in seiner Nähe eine dunkle Zone.
    Dort begann der Wald, der sich auch über einen Hügel hinwegzog wie ein dichter Schatten, der nur an einigen Stellen aufgerissen war.
    Wo steckten die Ratten? Ich sah sie nicht. Sie huschten weder vor mir noch seitlich an mir vorbei. Die Tiere hielten sich zurück, obwohl sie sicherlich nicht ganz verschwunden waren.
    Ich glaubte nicht, dass uns die Ratten überholt hatten. Also mussten sie sich noch hinter uns aufhalten.
    Ich drehte mich um, weil ich in diese Richtung schauen wollte, und vergaß alles, weil ich etwas sah, was mir zuvor nicht aufgefallen war.
    Auf dem Dach des Golfs hockte eine fette Ratte. Wir hatten sie während unserer Fahrt kurzerhand mitgeschleppt.
    Ich hielt den Atem an.
    Das Tier glotzte mir ins Gesicht. Es traf noch keine Anstalten, mich anzugreifen.
    Hinter der Scheibe sah ich Jane Collins im Wagen hocken. Sie schaute durch die Windschutzscheibe und musste mich sehen. Sie reagierte auf mein ungewöhnliches Verhalten, indem sie den Kopf schüttelte und dabei auf ihren Mund deutete, weil sie einen Kommentar von mir hören wollte, den ich mir allerdings verkniff.
    Was wollte dieses Einzeltier? Welchen Plan verfolgte es?
    Ich hatte keine Ahnung. Einem Gefühl nachgebend, schritt ich auf den Wagen zu.
    Das gefiel dem Nager nicht. Möglicherweise hatte er nur darauf gewartet. Durch seinen Körper ging ein Ruck, und im nächsten Augenblick stieß er sich ab.
    Die Ratte war schnell, und ich stand fast an der Stoßstange. Ich kam nicht mehr weg, und deshalb konnte ich ihr nicht mehr ausweichen.
    Das Tier prallte gegen meine Brust, krallte sich fest – und dann geschah etwas Unerklärliches…
    ***
    Die Ratte hatte es soeben noch geschafft, ihre Krallen in meine Kleidung zu drücken. Ich war davon überzeugt, dass sie an meine Kehle wollte, um sie zu zerfetzen, und wollte beide Hände in die Höhe reißen, um sie zu packen.
    Aber das brauchte ich nicht mehr, denn jetzt trat dieses Phänomen auf. Von einem Moment auf den anderen glühte der Rattenkörper auf und verbrannte von innen. An meiner Brust entlang rieselte die Rattenasche hinab und breitete sich vor meinen Füßen auf dem Boden aus.
    Ich stand da wie vor den Kopf geschlagen. Mein Denken war ziemlich durcheinander. Ich kam mir vor wie bestellt und nicht abgeholt, senkte den Kopf und schaute auf die Asche.
    Das war kein Witz, keine Einbildung. Das Zeug lag tatsächlich vor meinen Füßen.
    Sekunden vergingen, in denen ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Wie nebenbei bemerkte ich, dass die Fahrertür des Golfs geöffnet wurde und Jane Collins ausstieg. Sie blieb an der Tür stehen und flüsterte: »Was war das denn?«
    »Wenn ich das wüsste.« Ich kam mir noch immer vor wie jemand, der neben sich stand.
    »Du bist von einer Ratte angesprungen worden.«
    »Ja, sie hat auf dem Dach gesessen. Sie schien auf mich gewartet zu haben, stieß sich ab, sprang mich an und krallte sich in meiner Kleidung fest. Ihre Zähne habe ich nicht gespürt, aber ich sah sofort, dass sie innerlich aufglühte und dann zu Asche verbrannte.«
    Jane stieß scharf den Atem aus. »Das genau habe ich auch gesehen. Kannst du mir das erklären?«
    »Darüber muss ich nachdenken. Jedenfalls sind diese Ratten keine normalen Tiere.«
    »Da können wir nach diesem Vorfall wohl sicher sein.«
    »Was sind sie dann?« Die Frage hatte ich mir selbst gestellt und suchte auch nach einer Antwort.
    Das dauerte Jane zu lange. »Magisch beeinflusste Geschöpfe. Dämonenratten, Höllenratten, wie auch immer. Ich kann es dir nicht sagen. Ich habe nur wahnsinnig gestaunt, wie dieses Tier verglühte. Aber warum ist es so gewesen?«
    »Es hängt mir meiner Brust zusammen«, sagte ich. »Aber nicht nur. Die Ratte ist genau dorthin gesprungen, wo das Kreuz hängt. Noch Fragen?«
    Janes Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. »Ja«, sagte sie, »wo dein Kreuz hängt. Da haben wir es doch. Der Nager konnte dein Kreuz nicht ab.«
    »Gib mir eine Ratte, halte sie
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